Das ist die Frage an den Telekom-Experten in der Wirtschaftsredaktion, an Andreas Kolbe: Rauswurf von Drillisch – was macht das Unternehmen überhaupt? Und warum die Kündigung?
Andreas Kolbe: Drillisch ist in erster Linie ein Serviceprovider, so eine Art Großhändler für Mobilfunk-Dienstleistungen. Das heißt, die kaufen von den großen Netzbetreibern – von der Telekom, von Vodafone, E-Plus und O2 – Kapazitäten ein – also Minuten, Datenvolumen und Sim-Karten – und bringen die dann unter eigenem Namen und mit eigenen Tarifen auf den Markt.
Simply zum Beispiel oder Maxxim – das sind zwei bekannte Marken, unter denen Drillisch vor allem im Discount-Bereich mit Prepaid-Karten auf Kundenfang geht. Drillisch verkauft aber auch Handy-Verträge für alle vier Netze über die Marken Victorvox, Alphatel oder Telco. Die kennt man aus der Handy-Werbung.
Verdienen tut Drillisch dabei vor allem an zwei Sachen: Zum einen an den Sprachumsätzen oder Datentarifen, wo man eine gewisse Marge einfährt. Ein wichtiger Umsatzbringer sind aber auch Provisionszahlungen, die Drillisch von den Netzbetreibern erhält, wenn neue Sim-Karten freigeschaltet werden – quasi als Prämie für neue Kunden.
Und genau da wirft die Telekom – immerhin Marktführer in Deutschland – Drillisch vor, betrogen zu haben. Drillisch soll über Monate hinweg zehntausende Mobilfunkkarten für Scheinkunden freigeschaltet haben, um eben an diese Provisionen zu kommen. Da geht es nach Angaben der Telekom um Millionenbeträge. Tatsächliche Umsätze soll es mit diesen Sim-Karten aber nie gegeben haben.
Deswegen hat die Telekom nun einen rigorosen Schlussstrich gezogen. Hat die Zusammenarbeit mit der Drillisch-Gruppe komplett aufgekündigt und Strafanzeige gestellt.
Birgid Becker: Und wie sieht Drillisch das?
Andreas Kolbe: Ja, das wissen wir im Augenblick noch nicht. Da war jetzt am Nachmittag erst einmal niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Es heißt aber von Seiten der Telekom aber, Drillisch bestreitet diese Vorwürfe.
Birgid Becker: Und was machen nun die Drillisch-Kunden?
Andreas Kolbe: Ja, die Drillisch-Kunden, die im Netz der Telekom telefonieren, für die bedeutet das erst einmal nichts Schlimmes. Denn die Telekom hat angekündigt, ihre Leistungen für diese Kunden weiter erbringen zu wollen.
Aber es wird keine neuen Kunden mehr geben – jedenfalls nicht im Netz der Telekom. Und langfristig muss man ganz ersthaft fragen, ob Drillisch-Kunden überhaupt noch lange einen Anbieter haben werden. Denn die Kündigung der Telekom trifft ja das Geschäftsmodell dieses Service-Providers ins Herz. Das ein Paukenschlag für das Unternehmen mit immerhin zweieinhalb Millionen Mobilfunkkunden.
Wenn da wirklich etwas dran ist an den Vorwürfen – und das können wir im Augenblick nur von Seiten der Telekom sagen – dann ist das Vertrauen dahin, von den Geschäftspartnern, von den Kunden. Und dann kann so ein Schritt, wie die Kündigung von der Telekom heute, ganz schnell existenzbedrohende Ausmaße annehmen.
Aktualisierung:
Die Drillisch AG hat die Vorwürfe inzwischen zurückgewiesen. Vorstandssprecher Paschalis Choulidis erklärte, die Behauptung der Telekom, entbehrten jeglicher Grundlage. Das betroffene Tochterunternehmen Simply habe sich im vollumfänglich an die mit der Telekom geschlossen Verträge gehalten.
Drillisch habe sich bemüht, die Sachlage mit der Telekom zu klären. Die Telekom habe aber auf ihren Standpunkt beharrt. Daher habe Drillisch selbst bereits am 3. November den Vertrag mit der Telekom gekündigt. Die Telekom
habe dies nun offenbar selbst zum Anlass genommen, ihrerseits außerordentlich zu kündigen.
Andreas Kolbe: Drillisch ist in erster Linie ein Serviceprovider, so eine Art Großhändler für Mobilfunk-Dienstleistungen. Das heißt, die kaufen von den großen Netzbetreibern – von der Telekom, von Vodafone, E-Plus und O2 – Kapazitäten ein – also Minuten, Datenvolumen und Sim-Karten – und bringen die dann unter eigenem Namen und mit eigenen Tarifen auf den Markt.
Simply zum Beispiel oder Maxxim – das sind zwei bekannte Marken, unter denen Drillisch vor allem im Discount-Bereich mit Prepaid-Karten auf Kundenfang geht. Drillisch verkauft aber auch Handy-Verträge für alle vier Netze über die Marken Victorvox, Alphatel oder Telco. Die kennt man aus der Handy-Werbung.
Verdienen tut Drillisch dabei vor allem an zwei Sachen: Zum einen an den Sprachumsätzen oder Datentarifen, wo man eine gewisse Marge einfährt. Ein wichtiger Umsatzbringer sind aber auch Provisionszahlungen, die Drillisch von den Netzbetreibern erhält, wenn neue Sim-Karten freigeschaltet werden – quasi als Prämie für neue Kunden.
Und genau da wirft die Telekom – immerhin Marktführer in Deutschland – Drillisch vor, betrogen zu haben. Drillisch soll über Monate hinweg zehntausende Mobilfunkkarten für Scheinkunden freigeschaltet haben, um eben an diese Provisionen zu kommen. Da geht es nach Angaben der Telekom um Millionenbeträge. Tatsächliche Umsätze soll es mit diesen Sim-Karten aber nie gegeben haben.
Deswegen hat die Telekom nun einen rigorosen Schlussstrich gezogen. Hat die Zusammenarbeit mit der Drillisch-Gruppe komplett aufgekündigt und Strafanzeige gestellt.
Birgid Becker: Und wie sieht Drillisch das?
Andreas Kolbe: Ja, das wissen wir im Augenblick noch nicht. Da war jetzt am Nachmittag erst einmal niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Es heißt aber von Seiten der Telekom aber, Drillisch bestreitet diese Vorwürfe.
Birgid Becker: Und was machen nun die Drillisch-Kunden?
Andreas Kolbe: Ja, die Drillisch-Kunden, die im Netz der Telekom telefonieren, für die bedeutet das erst einmal nichts Schlimmes. Denn die Telekom hat angekündigt, ihre Leistungen für diese Kunden weiter erbringen zu wollen.
Aber es wird keine neuen Kunden mehr geben – jedenfalls nicht im Netz der Telekom. Und langfristig muss man ganz ersthaft fragen, ob Drillisch-Kunden überhaupt noch lange einen Anbieter haben werden. Denn die Kündigung der Telekom trifft ja das Geschäftsmodell dieses Service-Providers ins Herz. Das ein Paukenschlag für das Unternehmen mit immerhin zweieinhalb Millionen Mobilfunkkunden.
Wenn da wirklich etwas dran ist an den Vorwürfen – und das können wir im Augenblick nur von Seiten der Telekom sagen – dann ist das Vertrauen dahin, von den Geschäftspartnern, von den Kunden. Und dann kann so ein Schritt, wie die Kündigung von der Telekom heute, ganz schnell existenzbedrohende Ausmaße annehmen.
Aktualisierung:
Die Drillisch AG hat die Vorwürfe inzwischen zurückgewiesen. Vorstandssprecher Paschalis Choulidis erklärte, die Behauptung der Telekom, entbehrten jeglicher Grundlage. Das betroffene Tochterunternehmen Simply habe sich im vollumfänglich an die mit der Telekom geschlossen Verträge gehalten.
Drillisch habe sich bemüht, die Sachlage mit der Telekom zu klären. Die Telekom habe aber auf ihren Standpunkt beharrt. Daher habe Drillisch selbst bereits am 3. November den Vertrag mit der Telekom gekündigt. Die Telekom
habe dies nun offenbar selbst zum Anlass genommen, ihrerseits außerordentlich zu kündigen.