Dirk Müller: Obwohl der Sturm zunehmend an Kraft verliert, dürfte er auch in Vietnam Überschwemmungen und Erdrutsche verursachen. Und was ist mit den Philippinen, mit der Krisenregion? Zehntausende Tote werden gemeldet in diesen frühen Morgenstunden. Hunderttausende stehen hilflos den Trümmern der Zerstörung gegenüber. Andere wiederum plündern. Die internationalen Organisationen versuchen, so schnell wie möglich vor Ort zu helfen, aber sie kommen oft nicht durch. Auch unsere Korrespondenten können wir nicht erreichen, im Moment, in diesen Minuten. Das Telefonnetz ist auf den Philippinen in großen Teilen zusammengebrochen. Wir können auch nicht Jörg Fischer erreichen, Delegierter und Koordinator des Deutschen Roten Kreuzes in Manila. Auch dort funktionieren keine Verbindungen. Am Telefon ist aber der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters. Guten Morgen!
Rudolf Seiters: Guten Morgen.
Müller: Herr Seiters, haben Sie Kontakt aufnehmen können?
Seiters: Direkt jetzt nicht mit Jörg Fischer, aber wir haben zwei Delegierte in Manila und meine Mitarbeiter im Generalsekretariat in Berlin hatten und haben diesen Kontakt in den letzten Stunden oder auch gestern noch gehabt mit Manila und auch mit Fischer. Von daher bin ich einigermaßen informiert über diese ganz fürchterliche und schreckliche Situation. Und wenn man jetzt hört, dass die Vereinten Nationen ja die Schätzungen noch korrigiert haben und im letzten Lagebericht, in der letzten Lagemeldung davon sprechen, dass nicht etwa 4,3 Millionen Menschen betroffen sind, sondern 9,5 Millionen, dann ist das natürlich noch eine weitere erhebliche größere Dimension. Die Föderation in Genf hat jetzt einen Spendenaufruf gestartet an alle Rotkreuz- und Roter-Halbmond-Gesellschaften, an die Regierungen, aber auch an spendenbereite Mitbürgerinnen und Bürger über 50 Millionen Euro, um zu helfen. Wir unterstützen nach Möglichkeit unsere nationale Hilfsgesellschaft auf den Philippinen und wir hoffen, dass das Auswärtige Amt – heute gibt es ja auch noch eine Krisensitzung in Berlin – wie früher ja auch bei solchen Katastrophen nach Möglichkeiten sucht, um uns auch in unserer Arbeit zu unterstützen.
Müller: Es ist ja auch für uns, für die Medien, für die Redaktion und auch für unsere Nachrichtenredaktion im Deutschlandfunk hier recht schwierig, die verschiedenen Zahlen, die ventiliert werden, zu sortieren. Gestern war noch die Rede von zwei, 3000 Opfern, zuvor von 100, dann waren es plötzlich 10.000, 20, 30.000, dann wieder korrigiert auf 10.000. Die jüngsten Meldungen sagen gegebenenfalls mehr als 40.000. Sie sagen gerade die Zahl 9,5 Millionen Menschen insgesamt betroffen. Jetzt haben Sie beziehungsweise Ihre Mitarbeiter ja zumindest die Delegierten des Roten Kreuzes in Manila, in der Hauptstadt der Philippinen, kontaktieren können. Das was wir im Fernsehen gesehen haben, das was wir berichten, deckt sich das mit den Eindrücken der Mitarbeiter vor Ort?
Seiters: Ja. Es ist eine ganz schreckliche und völlig außergewöhnliche Katastrophe. Wenn man die Berichte hört, auch gerade von Ihrem Korrespondenten vorhin und die Bilder sieht, dann kann man sich vorstellen, welches Ausmaß diese Katastrophe hat: der Flughafen praktisch unbrauchbar, fast unbrauchbar, 400.000 Menschen haben Zuflucht gesucht in Schutzunterkünften, Leichen treiben im Meer, liegen auf den Straßen, viele sind abgeschlossen, abgeschnürt von der Außenwelt, Teams des philippinischen Roten Kreuzes sind pausenlos unterwegs, um überall im Lande die Lage zu erkunden, auch in abgelegenen Gebieten, und den Bedarf zu ermitteln. Es wird ja alles gebraucht: Nahrungsmittel, Wasserkanister, Moskitonetze, Matratzen, Küchensets und vieles mehr. Und ich kann nur hoffen, dass die Situation mit Hilfe auch der philippinischen Regierung bald möglichst sich so gestaltet, dass die Helfer dann auch tatsächlich zu den hilfsbedürftigen Menschen kommen, aber es ist eine Katastrophe, die natürlich an den Tsunami von 2004 erinnert und seinen schrecklichen Ausmaßen.
Müller: Wir hören das immer, Rudolf Seiters: Es wird geholfen. Wir haben gestern auch die Fernsehbilder gesehen, wonach deutsche Maschinen mit Hilfsgütern an Bord gestartet sind in Richtung Südostasien. Aber wie schwierig ist diese Herkulesaufgabe vor Ort?
Rudolf Seiters: Guten Morgen.
Müller: Herr Seiters, haben Sie Kontakt aufnehmen können?
Seiters: Direkt jetzt nicht mit Jörg Fischer, aber wir haben zwei Delegierte in Manila und meine Mitarbeiter im Generalsekretariat in Berlin hatten und haben diesen Kontakt in den letzten Stunden oder auch gestern noch gehabt mit Manila und auch mit Fischer. Von daher bin ich einigermaßen informiert über diese ganz fürchterliche und schreckliche Situation. Und wenn man jetzt hört, dass die Vereinten Nationen ja die Schätzungen noch korrigiert haben und im letzten Lagebericht, in der letzten Lagemeldung davon sprechen, dass nicht etwa 4,3 Millionen Menschen betroffen sind, sondern 9,5 Millionen, dann ist das natürlich noch eine weitere erhebliche größere Dimension. Die Föderation in Genf hat jetzt einen Spendenaufruf gestartet an alle Rotkreuz- und Roter-Halbmond-Gesellschaften, an die Regierungen, aber auch an spendenbereite Mitbürgerinnen und Bürger über 50 Millionen Euro, um zu helfen. Wir unterstützen nach Möglichkeit unsere nationale Hilfsgesellschaft auf den Philippinen und wir hoffen, dass das Auswärtige Amt – heute gibt es ja auch noch eine Krisensitzung in Berlin – wie früher ja auch bei solchen Katastrophen nach Möglichkeiten sucht, um uns auch in unserer Arbeit zu unterstützen.
Müller: Es ist ja auch für uns, für die Medien, für die Redaktion und auch für unsere Nachrichtenredaktion im Deutschlandfunk hier recht schwierig, die verschiedenen Zahlen, die ventiliert werden, zu sortieren. Gestern war noch die Rede von zwei, 3000 Opfern, zuvor von 100, dann waren es plötzlich 10.000, 20, 30.000, dann wieder korrigiert auf 10.000. Die jüngsten Meldungen sagen gegebenenfalls mehr als 40.000. Sie sagen gerade die Zahl 9,5 Millionen Menschen insgesamt betroffen. Jetzt haben Sie beziehungsweise Ihre Mitarbeiter ja zumindest die Delegierten des Roten Kreuzes in Manila, in der Hauptstadt der Philippinen, kontaktieren können. Das was wir im Fernsehen gesehen haben, das was wir berichten, deckt sich das mit den Eindrücken der Mitarbeiter vor Ort?
Seiters: Ja. Es ist eine ganz schreckliche und völlig außergewöhnliche Katastrophe. Wenn man die Berichte hört, auch gerade von Ihrem Korrespondenten vorhin und die Bilder sieht, dann kann man sich vorstellen, welches Ausmaß diese Katastrophe hat: der Flughafen praktisch unbrauchbar, fast unbrauchbar, 400.000 Menschen haben Zuflucht gesucht in Schutzunterkünften, Leichen treiben im Meer, liegen auf den Straßen, viele sind abgeschlossen, abgeschnürt von der Außenwelt, Teams des philippinischen Roten Kreuzes sind pausenlos unterwegs, um überall im Lande die Lage zu erkunden, auch in abgelegenen Gebieten, und den Bedarf zu ermitteln. Es wird ja alles gebraucht: Nahrungsmittel, Wasserkanister, Moskitonetze, Matratzen, Küchensets und vieles mehr. Und ich kann nur hoffen, dass die Situation mit Hilfe auch der philippinischen Regierung bald möglichst sich so gestaltet, dass die Helfer dann auch tatsächlich zu den hilfsbedürftigen Menschen kommen, aber es ist eine Katastrophe, die natürlich an den Tsunami von 2004 erinnert und seinen schrecklichen Ausmaßen.
Müller: Wir hören das immer, Rudolf Seiters: Es wird geholfen. Wir haben gestern auch die Fernsehbilder gesehen, wonach deutsche Maschinen mit Hilfsgütern an Bord gestartet sind in Richtung Südostasien. Aber wie schwierig ist diese Herkulesaufgabe vor Ort?
"Es wäre schön, wenn die Öffentlichkeit uns unterstützt"
Seiters: Ich meine, wenn Straßen zerstört sind und wenn die Flughafenverbindungen problematisch werden, dann zeigt das, dass auch die Helfer manchmal nicht durchkommen zu den hilfsbedürftigen Menschen. Aber ich gehe mal davon aus, dass die internationale Hilfsbereitschaft sehr, sehr groß ist und dass man alles tut, auch von der Staatengemeinschaft, um den Philippinen zu helfen. Die erfahrenen Helfer werden uns ständig auf dem Laufenden halten über die Situation vor Ort, und ich sage noch einmal: Es wäre sehr, sehr schön, wenn die deutsche Öffentlichkeit, die deutsche Bevölkerung auch wie bei früheren Katastrophen uns unterstützt. Das Rote Kreuz hat ja durch diese internationale Vernetzung mit den Rotkreuz- und Roter-Halbmond-Gesellschaften besonderen Zugang zu den einzelnen betroffenen Staaten und Ländern. Deswegen kann ich nur sagen, jede Spende ist wichtig und sie kommt bei den Menschen an, die Hilfe brauchen. Das kann ich garantieren.
Müller: Das Deutsche Rote Kreuz, alle Hilfsorganisationen brauchen die Unterstützung der Regierung. Sie haben das kurz vorher erwähnt. Sie haben viel Erfahrung in der Politik, sind immer noch politisch eng vernetzt. Gibt es da Erfahrungswerte, wie gut das funktionieren könnte mit der Regierung in Manila?
Seiters: Ich gehe davon aus, dass, was das Rote Kreuz anbetrifft, zunächst einmal die Föderation in Genf, die internationale Gemeinschaft des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes, engen Kontakt hält, dass aber auch die Vereinten Nationen hier das mögliche tun, um der philippinischen Regierung zur Seite zu stehen. Man muss natürlich auch das Stichwort aufgreifen, was Herr Hetkämper gerade gesagt hat, was die Plünderungen anbetrifft, und da gibt es ja auch die Zusage der Regierung, alles zu tun, um das zu verhindern. Es ist einfach ein Zeichen auch der unglaublichen Not und der Verzweiflung, die Menschen manchmal dazu treibt, sich dann auf eigene Faust zu helfen. Hoffen wir, dass das nicht Schule macht.
Müller: Über die Krise auf den Philippinen der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes bei uns im Deutschlandfunk, Rudolf Seiters. Danke für das Gespräch und Ihnen einen schönen Tag.
Seiters: Guten Tag.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Müller: Das Deutsche Rote Kreuz, alle Hilfsorganisationen brauchen die Unterstützung der Regierung. Sie haben das kurz vorher erwähnt. Sie haben viel Erfahrung in der Politik, sind immer noch politisch eng vernetzt. Gibt es da Erfahrungswerte, wie gut das funktionieren könnte mit der Regierung in Manila?
Seiters: Ich gehe davon aus, dass, was das Rote Kreuz anbetrifft, zunächst einmal die Föderation in Genf, die internationale Gemeinschaft des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes, engen Kontakt hält, dass aber auch die Vereinten Nationen hier das mögliche tun, um der philippinischen Regierung zur Seite zu stehen. Man muss natürlich auch das Stichwort aufgreifen, was Herr Hetkämper gerade gesagt hat, was die Plünderungen anbetrifft, und da gibt es ja auch die Zusage der Regierung, alles zu tun, um das zu verhindern. Es ist einfach ein Zeichen auch der unglaublichen Not und der Verzweiflung, die Menschen manchmal dazu treibt, sich dann auf eigene Faust zu helfen. Hoffen wir, dass das nicht Schule macht.
Müller: Über die Krise auf den Philippinen der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes bei uns im Deutschlandfunk, Rudolf Seiters. Danke für das Gespräch und Ihnen einen schönen Tag.
Seiters: Guten Tag.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.