Die Instruktionen kamen per Whatsapp aus Mexiko. "Und jetzt das Öl unterrühren, ganz langsam. Und nicht vergessen: die Temperatur auf 120 Grad erhöhen!" Zur Sicherheit wurde nach jedem Schritt ein Foto gemacht und zurück nach Mexiko geschickt. "Todo bien? – Alles gut?"
Im vergangenen Sommer hatte die niederländische Polizei an Bord eines 85 Meter langen Binnenfahrtschiffes rund 70 Kilogramm Crystal Meth beschlagnahmt. Dazu 147 Liter Methamphetamin-Öl, das zur Herstellung dieser hochgefährlichen Droge nötig ist.
Die Polizei hatte das schwimmende Labor per Zufall entdeckt, in Moerdijik, südlich von Rotterdam. In der riesigen Bordküche standen drei Mexikaner - alle Gemüsehändler, wie sie während ihres Prozesses aussagten. Deshalb mussten sie erst eingearbeitet werden, nachdem sie sich im Auftrag eines mexikanischen Drogenkartells nach Holland hatten einfliegen lassen. Im letzten März wurden die Männer zu vier Jahren Haft verurteilt. Der niederländische Kapitän, der ihnen sein Schiff zur Verfügung gestellt hatte, bekam zweieinhalb Jahre.
Niederlande statt Tschechien: Produktion verlagert sich
Immer häufiger werden in den Niederlanden Crystal Meth-Labore entdeckt. Allein in diesem Jahr wurden bereits sieben Labore entdeckt. Laut Europol sind die Niederlande dabei, Tschechien als wichtigste Crystal-Meth-Produktionsstätte in Europa Konkurrenz zu machen. Auch der bislang größte Fund in ganz Europa, wurde in den Niederlanden gemacht - im letzten Sommer, in Rotterdam:
Mit Unterstützung von Europol konnte die niederländische Polizei 2.500 Kilogramm Crystal Meth beschlagnahmen. Europol-Sprecher Jan Op Gen Oorth:
"Was wir von Europol in Europa sehen, ist, dass Crystal Meth schon auf dem Vormarsch ist, insbesondere die Produktion von Crystal Meth in der EU. Weniger allerdings der Verbrauch. Da muss man unterscheiden. Und hier in den Niederlanden speziell sehen wir, dass es auch eine Zunahme von wirklich gut professionell eingerichteten Laboren gibt."
Die Boulevardzeitung "de Telegraaf" hat die Niederlande zuletzt als "Walhalla für mexikanische Drogenkartelle" bezeichnet. Die Mexikaner haben eine lange Tradition im Crystal Meth-Handel. Dass sie ausgerechnet die Niederlande als ideale Produktionsstätte entdeckt haben, komme nicht von ungefähr, so Europolsprecher Op Gen Oorth:
"Alles, was für die legale Wirtschaft von Nutzen ist, ist leider auch für die kriminelle Wirtschaft von Nutzen. Und das ist bei den Niederlanden einfach: ein kleines Land, aber super Infrastruktur. Sie haben ja Häfen, sie haben ein gutes Autobahnnetz, und hinzu kommt leider auch im Fall der Niederlande, dass sie relativ niedrige Strafen haben. Und das zusammen ist einfach ein Cocktail, den die Kriminellen erkannt haben. Und deshalb sind die Niederlande ein gutes Pflaster für diese Art von Kriminalität."
Absatz in Australien und Japan
Nicht auszuschließen, dass die Niederlande den Mexikanern als Tor zu Europa dienen, um dort neue Absatzmärkte anzubohren. Vorerst allerdings wird die Ware von den Niederlanden aus in der Hauptsache nach Japan und Australien exportiert:
"Und das zeigt auch, wie international Kriminelle denken, wie global Kriminelle denken. Man hat quasi mexikanisches Knowhow, kocht die Droge hier in den Niederlanden, und dann wird es nach Japan oder Australien verschickt."
Und niederländische Ecstasy-Produzenten würden inzwischen auf Crystal Meth umsteigen, so meldet die niederländische Polizei. Weil sie damit zehn Mal mehr verdienen könnten. Und weil sich die Ecstasy-Labore ganz leicht zu Crystal-Meth-Küchen umrüsten ließen.