Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. 2015 sind 1.226 Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben, das sind 18,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit sind die Todeszahlen im vierten Jahr in Folge gestiegen, teilten die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler und der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, bei der Vorstellung des neuen Jahresberichts zur Rauschgiftkriminalität mit.
"Das sind natürlich viel weniger als die 121.000 Tabaktoten im selben Zeitraum, es sind auch im Verhältnis zu den 47.000 Drogentoten in den USA vergleichsweise wenige. Aber es sind natürlich 1.226 Menschen zuviel."
84 Prozent der Drogentoten waren männlich – das entspreche in etwa auch dem Prozentsatz der männlichen Abhängigen. Und die werden immer älter. Das Durchschnittsalter der Toten lag bei 38 Jahren – im Jahr 2002 lag es noch bei 32 Jahren. Beunruhigend sei, dass die klassischen Drogen wie Heroin und Kokain wieder auf dem Vormarsch seien. Die Zahl der Erstkonsumenten von Heroin stieg um 15 Prozent, die von Kokain um sieben Prozent an.
Crystal Meth ist auf dem Rückzug
Die zum ersten Mal auffällig gewordenen Crack-Konsumenten haben sich sogar mehr als verdoppelt. Crystal Meth ist dagegen erstmals rückläufig. Die meisten Drogentoten pro Einwohner hat die Stadt Nürnberg zu verzeichnen, gefolgt von München, Berlin und Frankfurt.
Eine immer größere Rolle beim Drogenkonsum spielen zudem die sogenannten Neuen Psychoaktiven Stoffe – das sind synthetisch erzeugte Substanzen, die als "Legal Highs" oder Research Chemicals (RCs) bezeichnet werden. Sie werden zum Beispiel als "Badesalze", "Düngerpillen” oder "Kräutermischungen" angeboten. Laut Drogenbericht sind im vergangenen Jahr 39 Menschen am Konsum dieser vermeintlich legalen Ersatzstoffe gestorben – ein Anstieg um 56 Prozent.
Eine Bekämpfung dieser Substanzen ist schwierig, erläutert BKA-Präsident Münch, weil die Hersteller immer wieder die Zusammensetzung leicht abwandeln – schneller, als diese durch das Betäubungsmittelgesetz erfasst und verboten werden können.
Aus "legal highs" müssen "illegal highs" werden
"So sind im letzten Jahr 25 Stoffe neu unterstellt worden, wir stellen aber immer wieder neuen Veränderungen fest, das heißt, wir laufen immer hinterher, bis dann die Strafbarkeitslücke geschlossen ist, durch eine Aufnahme im Anhang des Betäubungsmittelgesetzes hat der Hersteller den Stoff schon wieder verändert. Das heißt, wir analysieren, wir stellen fest, wir normieren, aber wir bekämpfen nicht."
Es sei wichtig, deutlich zu machen, dass es sich bei diesen vermeintlich harmlosen Stoffen um gefährliche Substanzen handele, betonte Mortler. Dazu müsse die bestehende Gesetzeslücke schnell geschlossen werden:
"Legal Highs" müssten zu "Illegal Highs" werden. Nächste Woche will die Bundesregierung ein "Neue Psychoaktive Stoffe"-Gesetz beschließen, danach sollen künftig ganze Stoffgruppen oder Zubereitungen aus diesen zu illegalen Substanzen erklärt und deren Herstellung, Import und Handel verboten werden.