Viele Optionen hat Air Berlin nicht mehr. Das Schicksal der Fluggesellschaft hängt am seidenen Faden. Das zeigt allein ihre Nachfrage, ob ein Antrag auf Bürgschaft geprüft werden könne. Die erste Reaktion der Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop gestern klang nicht völlig abweisend. Sie sagte dem rbb:
"Wir werden als Land Berlin gemeinsam mit dem Bund prüfen, wie diese Bürgschaftsanfrage auch behandelt werden kann von uns. Air Berlin selber muss allerdings auch seine Hausaufgaben machen, den Flugbetrieb aktuell stabilisieren, um das Vertrauen der Kundinnen und Kunden wieder zurückzugewinnen."
Widerstand gegen staatliche Bürgschaften
Dazu aber ist auch ein tragfähiges Zukunftskonzept nötig. Das fordert das Bundeswirtschaftsministerium, das für den Bund zusammen mit den Ländern Berlin und Nordrhein-Westfalen den Bürgschaftsantrag prüfen wird. Eine solche Prüfung aber kann Wochen oder sogar Monate dauern, Zeit, in denen Air Berlin weiter Geld verliert. Im ersten Quartal waren das schon 3,25 Millionen pro Tag, mehr als noch im vergangenen Jahr. Dass der Steuerzahler aber statt des Großaktionärs Etihad zur Rettung einspringen soll, das stößt auf heftigen Widerstand, etwa der FDP, die ja in Nordrhein-Westfalen in schwarz-gelben Koalitionsverhandlungen für die geplante neue Landesregierung steht. Aber auch Wettbewerbsökonom Justus Haucap sprach sich gegen staatliche Bürgschaften aus. Das würde nur eine falsche Geschäftspolitik und schlechtes Management belohnen, sagte er der Rheinischen Post.
Was bleibt? Man sei offen für Partnerschaften, betont Air Berlin Chef Thomas Winkelmann immer wieder. Die amerikanische Delta Airlines könnte eine Möglichkeit sein, auch die chinesische HNA-Gruppe. Doch wahrscheinlich laufe es auf die Lufthansa hinaus, glauben viele Beobachter, auch Stefan Schöppner, Luftfahrtexperte der Commerzbank, allerdings unter bestimmten Bedingungen:
"Lufthansa will natürlich nicht die Schulden übernehmen, Lufthansa will attraktive Konditionen dann haben, die wollen dann also nicht dafür andere Dinge aufgeben müssen aus Kartellgründen. Ich vermute mal, dass da zwischen allen Beteiligten da jetzt schon intensiv gesprochen wird, wie denn eine Lösung aussehen könnte. Lufthansa wird da eher in der Rolle sein, dass es auf sie zuläuft denn das jetzt aktiv voranzutreiben."
Die drohende Insolvenz
Die Lösung der Schulden-, Kosten- und Kartellfragen nannte auch Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister heute in einem Interview wieder als wesentliche Voraussetzungen. Dass es bei der Frage der Schuldenübernahme durch Großaktionär Etihad nicht voran geht, dürfte auch am Management-Wechsel dort liegen: Der amtierende Chef James Hogan verlässt das Unternehmen ja zum 1. Juli. Sollten weder Etihad noch der Staat bereit stehen, Air Berlins Schulden zu tilgen, wäre eine Insolvenz unausweichlich. So unrecht dürfte das der Lufthansa gar nicht sein, vermutet Analyst Schöppner:
"Das würde dann deutlich weniger Gegenwind geben, wenn man eben jemanden retten muss, anstatt wenn sich dann zwei Partner zusammenschließen und man dann gucken muss, wo die Synergieeffekte herkommen würden."
Eine solche Lösung würde dann wohl auch die Politik befürworten. Für die 8.000 Mitarbeiter wäre das jedoch kein gutes Ende.