Für Ägypten ist der Mordfall Regeni gelöst, für Italien noch lange nicht. Die italienische Regierung bezweifelt die offizielle ägyptische Version, wonach der 28-jährige Giulio Regeni Opfer einer Bande von Kriminellen geworden sein soll. Nach massivem Druck aus Rom will die ägyptische Polizei den Mord an dem italienischen Studenten nun weiter ermitteln. Eine entsprechende Zusage der ägyptischen Behörden hatte Italiens Innenminister Angelino Alfano gegenüber der Zeitung "Corriere della Sera" bestätigt. Er forderte außerdem, dass italienische Ermittler direkt beteiligt würden, sowohl bei der Befragung mutmaßlicher Verdächtiger als auch bei der Beweissicherung.
Am Samstag hatten die ägyptischen Behörden erneut Festnahmen im Fall Regeni bekanntgegeben. Befragt werden können die Verdächtigen allerdings nicht mehr, alle vier Männer seien bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben gekommen, so das ägyptische Innenministerium. Regierungschef Matteo Renzi hatte daraufhin in seinem wöchentlichen Newsletter erklärt, sein Land werde sich nicht mit einer "bequemen" Version der Wahrheit zufrieden geben.
Al-Sisi verspricht Aufklärung
Der besonders grausame Tod des Studenten, der eine Woche lang verschwunden und dann Anfang Februar tot in einem Straßengraben in Kairo gefunden worden war, hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt und für diplomatische Spannungen zwischen Italien und Ägypten. In der italienischen Presse und in westlichen Diplomatenkreisen wird vermutet, dass Mitglieder ägyptischer Sicherheitskräfte den Studenten entführten und zu Tode folterten. Ägypten bestreitet das vehement. Gegenüber der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" hatte Staatschef Abdel Fattah al-Sisi in der vergangenen Woche erneut Aufklärung versprochen und die Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden zugesagt.