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Druckmaschinenhersteller Manroland steht vor dem Aus

Nach 166 Jahren könnte bald Schluss sein mit dem Traditionsunternehmen Manroland. Denn dem drittgrößten Druckmaschinenhersteller der Welt gingen die Aufträge aus und damit fehlt Geld. Heute wurde der Insolvenzantrag gestellt.

Von Michael Braun |
    Gut 6500 Arbeitsplätze sind in Gefahr, falls Rettungsgespräche auf politischer Ebene, in diesem Fall mit dem bayrischen oder hessischen Wirtschaftsministerium, nicht noch eine Wende bringen.

    Vor gut einer Stunde haben die Betriebsversammlungen bei Manroland begonnen, der Vorstand wollte die Belegschaft über die Zukunft des Unternehmens informieren. Und nach allen Gerüchten über eine bevorstehende Insolvenz ahnten die Mitarbeiter nichts Gutes:

    "Natürlich hat man Angst. Es zieht sich lange Zeit schon hin, dass es einfach so eine ungewisse Situation ist, eine ungewisse Lage in der Firma. Also wir hoffen jetzt noch, dass wir gerettet werden. Das ist mein Leben. Also, wenn die Welt untergeht, geht auch meine Welt unter. Schaut nicht gut aus."

    In einer Stunde soll die Öffentlichkeit informiert werden. Das größte Werk von Manroland steht in Augsburg, auch im hessischen Offenbach und im sächsischen Plauen werden Druckmaschinen gebaut. Wie lange noch, ist offen. Insgesamt sind 6.600 Arbeitsplätze bedroht. Reinhold Demel, der Leiter der Arbeitsagentur in Augsburg sagt, die Arbeitsverwaltung sei vorbereitet:

    "Auch Nürnberg ist entsprechend informiert, sodass insgesamt, bezogen auf die nächsten Wochen und Monate, sicherlich das für die Betroffenen sehr schwer werden wird. Aber wir werden alles tun, um den Menschen die entsprechende Hilfestellung zu geben, die sie brauchen. Und sie werden sie auch bekommen."

    Druckmaschinen kommen vorwiegend aus Deutschland. Im sogenannten Bogenoffsetdruck hat die börsennotierte Heidelberger Druck einen Weltmarktanteil von 40 Prozent, König und Bauer aus Würzburg kommt auf 14 Prozent und Manroland auf zwölf Prozent. Ein japanischer Wettbewerber, Komori, macht das weltweite Oligopol aus bisher vier Lieferanten vollständig. Eine Fusion zwischen Manroland und Heidelberger Druck war vor zwei Jahren gescheitert. Kartellrechtliche Schwierigkeiten waren ein Hindernis. Zum anderen wollte sich Heidelberg die Folgen der Fusion wohl auch nicht antun: Entlassungen durchsetzen bei einer gewerkschaftlich straff organisierten Belegschaft. Und Entlassungen wären das Ziel der Fusion gewesen. Stefan Schöppner, Analyst bei der Commerzbank:

    "In dieser Branche machen eigentlich nur Kosteneinsparungen Sinn, weil die Branche unter strukturelle Probleme leidet. Und deswegen ist die Zielsetzung einer Fusion immer: Kosten einsparen."

    Schiede Manroland aus dem Markt aus, könnten sich die verbleibenden deutschen Hersteller das Fell teilen. Mit Kursgewinnen hat die Börse das gestern schon spekulativ vorweggenommen. Der japanische Wettbewerber dürfte weiter unter dem starken Yen leiden, chinesische Anbieter können die Qualität der bislang vier führenden Hersteller noch nicht liefern. Doch auch wenn Manroland ausschiede, die strukturellen Probleme der Branche bleiben.

    "Entscheidend für die Druckmaschinenbranche ist der Werbedruck. Jeder von uns merkt es: Werbung kommt in der Tendenz immer weniger gedruckt, sondern immer mehr über das Internet, per E-Mail oder wir kriegen die Werbung individualisiert, dass da irgendwo unser Name draufsteht oder dass wir genau das kriegen, das irgendein Konsumforscher vorher schon festgestellt hat, für was wir uns besonders interessieren. Das ist dann eben nur in kleiner Auflage. Und da sind die großen Dinosauriermaschinen nicht ganz das Richtige."

    Als Manroland heute Mittag beim Amtsgericht Augsburg dem Vernehmen nach den Insolvenzantrag einreichte, war das also die Folge eines stark mit dem Internet verbundenen Wandels. Der noch mit 23 Prozent beteiligte Lastwagenkonzern MAN hatte noch in der vergangenen Woche versprochen, Manroland nicht fallen zu lassen – ein Lippenbekenntnis. Auch der Mehrheitseigentümer Allianz hat diese Beteiligung schon abgeschrieben.