Der Yasuní-Nationalpark in Ecuador, ein Naturparadies der Superlative. Schätzungsweise sechs Trillionen Lebewesen leben auf jedem Hektar Regenwald, eine Zahl mit 18 Nullen. Kein anderer Regenwald in Südamerika bietet einen solchen Reichtum an Tierarten. Beeindruckend auch die Flora. In dem eine Million Hektar großen Areal wachsen mehr Baumarten als in Nordamerika und Kanada zusammen. Doch der von der Unesco als Biosphärenreservat ausgezeichnete Nationalpark ist in Gefahr. Unter der Erde schlummert Öl, viel Öl. Fast 900 Millionen Barrel.
Vor genau vier Jahren präsentierte Ecuadors Präsident Rafael Correa eine Idee, die viele elektrisierte: Dschungel statt Öl, lautet das Angebot des streitbaren Präsidenten. Sein Land verzichtet auf die Erträge aus dem Ölgeschäft. Lässt sich dies aber von der internationalen Gemeinschaft bezahlen. Ein Angebot, das Correa als historisch einstuft.
"Wir wollen nicht nur eine Kompensation für eine Ware, sondern für ein Gut, das auf dem Markt keinen genau definierten, in jedem Fall aber einen sehr hohen Wert hat. Denn ohne den Amazonas Regenwald, diese Lunge der Erde, gäbe es auf dem Planeten kein Leben. Das ist ein neuer Weg in der wirtschafts- und energiepolitischen Logik. Länder, die bisher ihre Rohstoffe plünderten, etwa indem sie ihr Öl verkauften, können jetzt dafür entschädigt werden, dass sie ihr Öl nicht fördern und damit der Umwelt einen Dienst leisten. Sie werden damit zu Umweltdienstleistern. Der Yasuní-Nationalpark wird zum Inbegriff der unterlassenen Umweltzerstörung."
Das Yasuní-Konzept sieht vor, dass die Weltgemeinschaft etwa 3,6 Milliarden US-Dollar in einen von den Vereinten Nationen verwalteten Treuhandfonds einzahlt, was etwa der Hälfte des Wertes des Erdöles entspricht. Die andere Hälfte will Ecuador beisteuern. Viele Staaten hatten anfangs zugesagt, Ecuador bei dem Modell "Dschungen statt Öl” zu unterstützen, doch den finanziellen Zusagen folgten magere Taten. Bis Jahresmitte war gerade mal ein Prozent der für dieses Jahr zugesagten Summe in den Fonds eingezahlt worden. Nachdem Präsident Rafael Correa vor wenigen Tagen am Rande der UNO-Vollversammlung in New York kräftig die Werbetrommel für das Projekt gerührt hat, ist die Summe ein wenig gestiegen.
"Es wird im Dezember eine Evaluation geben. Wir hatten uns als Ziel gesetzt, bis dahin 100 Millionen US-Dollar einzunehmen. Allein am Rande der UNO-Tagung haben wir 50 Millionen Dollar zugesagt bekommen. Wir sind daher sehr zuversichtlich. Den Hauptteil trägt dabei Italien. Das Land hat uns einen Schuldenerlaß von 35 Millionen Euro gewährt, und das sind ja schon fast die 50 Millionen US-Dollar."
Etwa ein Fünftel der gesamten Öl-Vorkommen in Ecuador liegt unter dem Yasuní-Nationalpark. Wie sehr die Ölförderung dem Land zusetzen kann, hat Ecuador in der Vergangenheit am eigenen Leib erfahren. Ganz in der Nähe des Nationalparkes förderte das us-amerikanische Unternehmen Texaco jahrelang Erdöl aus der Tiefe des Amazonasbeckens, mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur. Folgen, die bis heute nicht behoben sind, und ganze Landstriche unbewohnbar gemacht haben. Die ecuadorianische Uweltschützerin Yolanda Karabatse befürchtet eine ähnliche Entwicklung, sollte das Yasuní-Umwelt-Projekt scheitern.
"Es gibt einen weiteren Wert, der nicht ausreichend berücksichtigt wird. Im Yasuní-Nationalpark leben zwei Stämme von Ureinwohnern, sie sind völlig isoliert. Die Taromenane und die Tagairi. Wir kennen sie nicht sehr gut, wir wissen aber: Sie wollen in Ruhe gelassen werden."
Öl oder Natur, Ecuadors Präsident Rafael Correa lässt keine Zweifel daran, dass im Falle eines Scheiterns des Projektes der sogenannte Plan B greifen wird. Das heißt: Sollte die notwendige Summe nicht einbezahlt werden in den Fonds, soll ein Teil des Erdöles gefördert werden. Damit will der Präsident die marode Infrastruktur, das Bildungswesen und das Gesundheitssystem auf Vordermann bringen.
"Das Ölfeld Tipotini liegt zu einem Zehntel außerhalb des Nationalparkes. Von dort aus könnte man einen Großteil des Erdöls fördern. Es sind ja drei Ölquellen, die auf dem Gelände liegen. Tipotini, Tambococha und Ishpingo. Wir bereiten gerade Untersuchungen vor, wie man das Öl horizontal herauspumpen könnte. Wenn das Yasuní-Projekt scheitert, muss ich diesen Weg gehen, ich bin schließlich für die Menschen im Land verantwortlich."
Rückendeckung für das Yasuní-Projekt bekommt Rafael Correa von UN-Generalsekretär Ban Kii Moon. In den Vereinten Nationen sieht man das Projekt als Beispiel für effektiven Klimaschutz. Und in der Tat: Die Nutzung der Erdölmenge tief unter dem Yasuní-Nationalpark würde die gigantische Menge von rund 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid freisetzen. Der ecuadorianische Präsident sieht sich mit seinem Projekt als Vorreiter modernen Klimaschutzes.
"Die Initiative ist die Verpflichtung eines armen Landes, das sich dem Klimawandel stellt. Eine Verpflichtung, bei der – und darauf lege ich Wert – das größte Opfer mein Land aufbringt. Das Yasuní-Projekt ist die konkreteste Initiative, die im Kampf gegen die Erderwärmung jemals angeboten wurde. Wir lassen die Rhetorik hinter uns, präsentieren Taten."
Das Problem: Viele Staaten – vor allem in Europa - sind derzeit auf Grund der aktuellen Finanzkrise kaum in der Lage, in den Fonds für den Yasuní-Nationalpark einzuzahlen. Andere wiederum glauben den Versprechungen des umstrittenen Präsidenten nicht. Correa dagegen ist bereit, Garantien für die eingezahlten Fondsbeträge zu geben.
"Die Erträge des Fonds soll einzig für den Erhalt der geschützten Gebiete und der Nationalparke verwendet werden sowie für Projekte, mit denen die Folgen des Klimawandels gelindert werden. Wir werden als Staat Garantiezertifikate herausgeben, im Wert der eingezahlten Beträge. Sie sind einklagbar, sollte Ecuador seinen Verpflichtungen nicht nachkommen und das Erdöl fördern."
Wegen der anfangs nur schleppenden Resonanz auf die Initiative, hat Ecuador seine Strategie geändert. Anders als bisher sollen künftig nicht nur Nationalstaaten, sondern auch Regionen und Privatpersonen in den Fonds einzahlen können. In New York, am Rande der UN-Vollversammlung, zeigte diese Kursänderung Wirkung. Eine Bank-Managerin spendete ihr Jahresgehalt, ein brasilianischer Baukonzern beteiligte sich daran, einige Regionalregierungen aus Belgien und den Niederlanden kündigten ihre Unterstützung an.
Vor genau vier Jahren präsentierte Ecuadors Präsident Rafael Correa eine Idee, die viele elektrisierte: Dschungel statt Öl, lautet das Angebot des streitbaren Präsidenten. Sein Land verzichtet auf die Erträge aus dem Ölgeschäft. Lässt sich dies aber von der internationalen Gemeinschaft bezahlen. Ein Angebot, das Correa als historisch einstuft.
"Wir wollen nicht nur eine Kompensation für eine Ware, sondern für ein Gut, das auf dem Markt keinen genau definierten, in jedem Fall aber einen sehr hohen Wert hat. Denn ohne den Amazonas Regenwald, diese Lunge der Erde, gäbe es auf dem Planeten kein Leben. Das ist ein neuer Weg in der wirtschafts- und energiepolitischen Logik. Länder, die bisher ihre Rohstoffe plünderten, etwa indem sie ihr Öl verkauften, können jetzt dafür entschädigt werden, dass sie ihr Öl nicht fördern und damit der Umwelt einen Dienst leisten. Sie werden damit zu Umweltdienstleistern. Der Yasuní-Nationalpark wird zum Inbegriff der unterlassenen Umweltzerstörung."
Das Yasuní-Konzept sieht vor, dass die Weltgemeinschaft etwa 3,6 Milliarden US-Dollar in einen von den Vereinten Nationen verwalteten Treuhandfonds einzahlt, was etwa der Hälfte des Wertes des Erdöles entspricht. Die andere Hälfte will Ecuador beisteuern. Viele Staaten hatten anfangs zugesagt, Ecuador bei dem Modell "Dschungen statt Öl” zu unterstützen, doch den finanziellen Zusagen folgten magere Taten. Bis Jahresmitte war gerade mal ein Prozent der für dieses Jahr zugesagten Summe in den Fonds eingezahlt worden. Nachdem Präsident Rafael Correa vor wenigen Tagen am Rande der UNO-Vollversammlung in New York kräftig die Werbetrommel für das Projekt gerührt hat, ist die Summe ein wenig gestiegen.
"Es wird im Dezember eine Evaluation geben. Wir hatten uns als Ziel gesetzt, bis dahin 100 Millionen US-Dollar einzunehmen. Allein am Rande der UNO-Tagung haben wir 50 Millionen Dollar zugesagt bekommen. Wir sind daher sehr zuversichtlich. Den Hauptteil trägt dabei Italien. Das Land hat uns einen Schuldenerlaß von 35 Millionen Euro gewährt, und das sind ja schon fast die 50 Millionen US-Dollar."
Etwa ein Fünftel der gesamten Öl-Vorkommen in Ecuador liegt unter dem Yasuní-Nationalpark. Wie sehr die Ölförderung dem Land zusetzen kann, hat Ecuador in der Vergangenheit am eigenen Leib erfahren. Ganz in der Nähe des Nationalparkes förderte das us-amerikanische Unternehmen Texaco jahrelang Erdöl aus der Tiefe des Amazonasbeckens, mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur. Folgen, die bis heute nicht behoben sind, und ganze Landstriche unbewohnbar gemacht haben. Die ecuadorianische Uweltschützerin Yolanda Karabatse befürchtet eine ähnliche Entwicklung, sollte das Yasuní-Umwelt-Projekt scheitern.
"Es gibt einen weiteren Wert, der nicht ausreichend berücksichtigt wird. Im Yasuní-Nationalpark leben zwei Stämme von Ureinwohnern, sie sind völlig isoliert. Die Taromenane und die Tagairi. Wir kennen sie nicht sehr gut, wir wissen aber: Sie wollen in Ruhe gelassen werden."
Öl oder Natur, Ecuadors Präsident Rafael Correa lässt keine Zweifel daran, dass im Falle eines Scheiterns des Projektes der sogenannte Plan B greifen wird. Das heißt: Sollte die notwendige Summe nicht einbezahlt werden in den Fonds, soll ein Teil des Erdöles gefördert werden. Damit will der Präsident die marode Infrastruktur, das Bildungswesen und das Gesundheitssystem auf Vordermann bringen.
"Das Ölfeld Tipotini liegt zu einem Zehntel außerhalb des Nationalparkes. Von dort aus könnte man einen Großteil des Erdöls fördern. Es sind ja drei Ölquellen, die auf dem Gelände liegen. Tipotini, Tambococha und Ishpingo. Wir bereiten gerade Untersuchungen vor, wie man das Öl horizontal herauspumpen könnte. Wenn das Yasuní-Projekt scheitert, muss ich diesen Weg gehen, ich bin schließlich für die Menschen im Land verantwortlich."
Rückendeckung für das Yasuní-Projekt bekommt Rafael Correa von UN-Generalsekretär Ban Kii Moon. In den Vereinten Nationen sieht man das Projekt als Beispiel für effektiven Klimaschutz. Und in der Tat: Die Nutzung der Erdölmenge tief unter dem Yasuní-Nationalpark würde die gigantische Menge von rund 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid freisetzen. Der ecuadorianische Präsident sieht sich mit seinem Projekt als Vorreiter modernen Klimaschutzes.
"Die Initiative ist die Verpflichtung eines armen Landes, das sich dem Klimawandel stellt. Eine Verpflichtung, bei der – und darauf lege ich Wert – das größte Opfer mein Land aufbringt. Das Yasuní-Projekt ist die konkreteste Initiative, die im Kampf gegen die Erderwärmung jemals angeboten wurde. Wir lassen die Rhetorik hinter uns, präsentieren Taten."
Das Problem: Viele Staaten – vor allem in Europa - sind derzeit auf Grund der aktuellen Finanzkrise kaum in der Lage, in den Fonds für den Yasuní-Nationalpark einzuzahlen. Andere wiederum glauben den Versprechungen des umstrittenen Präsidenten nicht. Correa dagegen ist bereit, Garantien für die eingezahlten Fondsbeträge zu geben.
"Die Erträge des Fonds soll einzig für den Erhalt der geschützten Gebiete und der Nationalparke verwendet werden sowie für Projekte, mit denen die Folgen des Klimawandels gelindert werden. Wir werden als Staat Garantiezertifikate herausgeben, im Wert der eingezahlten Beträge. Sie sind einklagbar, sollte Ecuador seinen Verpflichtungen nicht nachkommen und das Erdöl fördern."
Wegen der anfangs nur schleppenden Resonanz auf die Initiative, hat Ecuador seine Strategie geändert. Anders als bisher sollen künftig nicht nur Nationalstaaten, sondern auch Regionen und Privatpersonen in den Fonds einzahlen können. In New York, am Rande der UN-Vollversammlung, zeigte diese Kursänderung Wirkung. Eine Bank-Managerin spendete ihr Jahresgehalt, ein brasilianischer Baukonzern beteiligte sich daran, einige Regionalregierungen aus Belgien und den Niederlanden kündigten ihre Unterstützung an.