Wirtschaftlich geht es einer Mehrheit der Deutschen so gut wie selten zuvor. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse des neuesten Vermögensbarometers hin, das der Deutsche Sparkassen- und Giroverband – kurz DSGV – am Vormittag vorgestellt hat. Demnach beurteilen 63 Prozent der Befragten ihre aktuelle finanzielle Lage als "gut" oder "sehr gut" – und nur acht Prozent als schlecht. Helmut Schleweis, der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes, zieht ein positives Fazit:
"Das ist ein signifikanter Anstieg. Das ist der höchste Wert, den wir jemals ermittelt haben – und insofern ein gutes Signal."
Für die repräsentative Umfrage hat der DSGV von Mai bis Juli diesen Jahres rund 2.700 Menschen befragen lassen. Demnach sei die Sparmotivation in Deutschland weiterhin groß: 80 Prozent der Befragten gaben an, finanziell vorzusorgen oder dies zu planen. Ein Plus von acht Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Zudem, so Helmut Schleweis, sei die Zahl derjenigen, die sich nicht in der Lage sehen, finanziell vorzusorgen, von 13 auf neun Prozent gesunken:
"Das deutet für uns darauf hin, dass die gute wirtschaftliche Lage in allen Bevölkerungsteilen auch ankommt."
61 Prozent machen sich Sorgen um ihr Erspartes
61 Prozent der Deutschen gaben allerdings an, sich Sorgen um ihr Erspartes zu machen. Die Hauptsorge ist nach wie vor die Niedrig-Zinspolitik der Europäischen Zentralbank, auch wenn mit der steigenden finanziellen Zufriedenheit diese Sorge sinkt. Waren es in den vergangenen Jahren noch mehr als die Hälfte der Menschen, die sich wegen der niedrigen Zinsen sorgten, sind es nun weniger als ein Drittel – was laut Helmut Schleweis auch damit zusammenhänge, dass 2019 ein Ende der Niedrigzinspolitik in Aussicht sei.
Wie die finanzielle Situation bewertet wird, unterscheidet sich je nach Bundesland allerdings stark. Ein Beispiel: In Hessen, wo an diesem Sonntag richtungsweisende Landtagswahlen anstehen, bewerten laut der Umfrage etwas mehr als zwei Drittel der Befragten ihre eigene Lage als "gut" oder "sehr gut" – in Brandenburg hingegen nur 50 Prozent.
Politische Lage wird kritisch gesehen
Interessant hierbei: Der Anteil der Menschen, die die politische Lage als wichtigsten Grund ansehen, sich bei der Ersparnisbildung Sorgen zu machen, hat sich mehr als verdoppelt und liegt bei zehn Prozent. Vor dem Hintergrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung und den hohen Steuereinnahmen derzeit, glaubt Schleweis daher auch, "dass die Politik gut daran tun würde, diese positiven Haushaltseffekte zum Beispiel über Investitionen an die Bürger weiterzureichen."
In diesem Jahr hat das Vermögensbarometer die Anlagepräferenzen und Anlageentscheidungen von Frauen stärker in den Fokus genommen. Sie tendieren demnach zu weniger renditestarken Anlageprodukten, was sich auch bei der Frage nach den wichtigsten Kriterien bei der Auswahl der Geldanlage widerspiegelt: Für knapp die Hälfte von ihnen ist Sicherheit das wichtigste Merkmal – bei Männern sind es knapp zehn Prozent weniger. Frauen sparen, so das Fazit, im Vergleich also deutlich konservativer.