Medienrechte
DSV-Vorstand Schwarzbach: "Einfach zu undurchsichtig"

Um die Vermarktung im Skisport gibt es seit Jahren Streit: Der Deutsche Skiverband klagte gar gegen einen Plan des Weltverbands. Nun verteidigt DSV-Vorstand Stefan Schwarzbach im Dlf allerdings die Ablehnung eines vermeintlichen Gegenangebots.

Stefan Schwarzbach im Gespräch mit Christian von Stülpnagel |
Henrik Kristoffersen aus Norwegen streckt seine Hand, um die Zeitmessung im Ziel auszulösen.
Auf der Ziellinie und doch äußerst umstritten: Der Welt-Skiverband will seine Medienrechte zentral vermarkten. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Giovanni Auletta)
Seit Jahren gibt es Streit um die Vermarktung des Skisports. Der Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS), Johan Eliasch, hatte einen Plan entwickelt, den der DSV sogar mit juristischen Mitteln bekämpfte, weil den Ausrichterverbänden über neue Regeln die Vermarktung abgenommen wurde. Mittlerweile ist eine neue Vereinbarung mit der Sportrechte-Agentur Infront über eine zentrale Vermarktung der Weltcup-Veranstaltungen nahezu fertig.
Gemeinsam mit den Verbänden aus der Schweiz und Norwegen habe der Deutsche Skiverband in den vergangenen Monaten dafür Sorge getragen, "dass jetzt ein Zentralisierungs-Konstrukt vorliegt, von dem wir glauben, dass es unterschriftsreif und unterschriftsfähig wäre", erklärt DSV-Vorstand Stefan Schwarzbach. Zentralisiert werden sollen die internationalen TV-Rechte am Skisport. Dazu gehören Ski alpin, Snowboard, Langlauf, Skispringen und nordische Kombination. Biathlon ist in einem unabhängigen Verband organisiert.
Ein Angebot des Private-Equity-Unternehmens CVC lehnte FIS-Präsident Eliasch Anfang Dezemberg ab. Seine Begründung für diese Entscheidung wurde von Athletinnen und Athleten kritisiert. Sie forderten Eliasch in einem Brandbrief zu Verhandlungen mit CVC auf. Zu den Unterzeichnern gehörten unter anderem die Stars Marco Odermatt (Schweiz), Mikaela Shiffrin (USA), Linus Straßer (Deutschland) und weitere Athletinnen und Athleten.

Athleten sollen Vertrauen haben

Dass insbesondere die Topathleten kritisch darauf blickten, wenn zum Beispiel höhere Prämien durch einen CVC-Deal vermeintlich leichtfertig liegen gelassen würden, könne er gut verstehen, erklärt Schwarzbach: "Ob es zielführend ist, dass die Athleten jetzt mitten im Winter so eingebunden sind, dass sie tatsächlich dann auch aussage- und entscheidungsfähig sind, das sei jetzt mal dahingestellt", so Schwarzbach.
"Ich glaube, da ist die Aufteilung grundsätzlich schon nach wie vor sinnvoll, dass jeder dann auch für den Aufgabenbereich verantwortlich zeichnet, für den er ausgebildet ist und für den er auch in den Monaten und Jahren vorher verantwortlich war." Athleten einzubinden und ihnen Informationen zu geben sei sicher sinnvoll. Es müsse aber auch ein gewisses Vertrauen da sein, dass die Funktionäre und Experten als Interessensvertreter der Verbände ihren Job machten.

"Kaum bis gar nicht vergleichbar"

In den offenen Briefen würden Äpfel und Birnen verglichen, sagt Schwarzbach: "Bei dem Angebot, das jetzt von den Investoren aus London vorliegt, ist eben das gesamte Sponsoring-Paket inklusive Eventrechte und internationale Rechte drin." Das sei ein komplett anderer Ansatz, als die reine Zentralisierung der Medienrechte, die mit Infront verhandelt wurde und damit "kaum bis gar nicht" zu vergleichen. Die FIS geht in einer Stellungnahme noch weiter: Die beiden Deals würden sich nicht überschneiden. CVC habe sich die Pläne der FIS nicht angesehen und in seinem Angebot kaum konkrete Vorschläge gemacht.
Die Zahlen des neuen Angebots lesen sich allerdings beeindruckend: 400 Millionen Euro will CVC für 20 Prozent der Anteile an einem Unternehmen zahlen, an dem die Wintersportverbände gemeinsam 80 Prozent hielten. Davon sollten 375 Millionen vorab fließen, anschließend würde CVC die Vermarktung der Wettbewerbe forcieren. Sportliche und regulatorische Entscheidungen sollten die Verbände weiterhin eigenverantwortlich treffen, so das Unternehmen.

"Wir könnten diesen Schritt jetzt gehen."

Schwarzbach verteidigt aber den mit dem Vermarkter Infront ausgehandelten Vertrag. Denn nach der erfolgreichen Klage des DSV gegen eine Rechteübertragung der Weltcups an die FIS habe der Weltverband eingelenkt: "All das, was wir in den letzten Monaten von der FIS verlangt haben, was auf unserer Agenda stand, ist jetzt letztendlich in dem vorliegenden Vorschlag zur Umsetzung gekommen und wäre damit aus unserer Sicht so umsetzbar."
Die Ausrichter-Nationen könnten nun ihr Veto einlegen. Auch der Langzeitkalender, also die Planung der Saisons in den verschiedenen Sportarten sei zufriedenstellend vorbereitet, sagt Schwarzbach: "Wir könnten diesen Schritt jetzt gehen. Wohlwissend, dass man natürlich in den letzten zweieinhalb Jahren auch immer wieder immer wieder ein Stück weit enttäuscht war, weil die Zusagen, die uns gegeben wurden, insbesondere vom Präsidenten eben nicht eingehalten wurden."