Yara Hirsch, Cedric Hornung sowie die Brüder Lorin und Matti Altenburger - eine Schülerin, drei Schüler des Firstwald Gymnasiums Kusterdingen, sitzen an diesem Morgen in einem Besprechungszimmer. Die Vier eint eine bislang ungewöhnliche Schullaufbahn: Sie werden kurz nach ihrem Abitur auch einen Gesellenbrief in der Tasche haben.
"Das wurde uns vorgestellt und ich habe sofort gesagt: Ja, ich denke, dass mir das schon Spaß machen wird."
"Das wurde uns vorgestellt und ich habe sofort gesagt: Ja, ich denke, dass mir das schon Spaß machen wird."
Praktischer Unterricht im Lehrbetrieb und Arbeit auf Baustellen
Von der neunten Klasse bis zum Abitur können Gymnasiasten zeitgleich mit dem Schulbesuch eine Ausbildung zum Bauten- und Objektbeschichter absolvieren. Dabei fehlen sie in einem Schuljahr maximal drei Wochen in der Schule. In dieser Zeit bekommen sie praktischen Unterricht im Lehrbetrieb.
Dennis Drey, Lehrer am Kusterdinger Firstwald Gymnasium, betreut das Angebot "Abitur + Gesellenbrief" und betont, das Lehrerkollegium habe die Doppelbelastung der Schülerinnen und Schüler auf dem Schirm:
"Und da sind wir natürlich gefragt, dass wir sagen, wir koordinieren das, wie ist es mit den Klassenarbeiten, wie ist es von der Belastung her, dass wir da ein Auge darauf haben."
Die meiste Zeit ihrer Ausbildung verbringen die Schüler jedoch vor Ort auf Baustellen und bei Kunden. Diese insgesamt sieben Wochen finden in den Schulferien statt. Zwei Wochen war die 14-jährige Yara Hirsch, 10. Klasse, zweites Ausbildungsjahr, in den Sommerferien im Einsatz:
"Ich habe eine Woche tapeziert, Raufaser, die zweite Woche habe ich Spinde abgeschliffen und abgeklebt."
Nach dem Abitur wird sie noch sechs Monate im Ausbildungsbetrieb verbringen und danach eine externe Gesellenprüfung ablegen. Dann ist sie ausgebildete Maler- und Lackiererin.
Dennis Drey, Lehrer am Kusterdinger Firstwald Gymnasium, betreut das Angebot "Abitur + Gesellenbrief" und betont, das Lehrerkollegium habe die Doppelbelastung der Schülerinnen und Schüler auf dem Schirm:
"Und da sind wir natürlich gefragt, dass wir sagen, wir koordinieren das, wie ist es mit den Klassenarbeiten, wie ist es von der Belastung her, dass wir da ein Auge darauf haben."
Die meiste Zeit ihrer Ausbildung verbringen die Schüler jedoch vor Ort auf Baustellen und bei Kunden. Diese insgesamt sieben Wochen finden in den Schulferien statt. Zwei Wochen war die 14-jährige Yara Hirsch, 10. Klasse, zweites Ausbildungsjahr, in den Sommerferien im Einsatz:
"Ich habe eine Woche tapeziert, Raufaser, die zweite Woche habe ich Spinde abgeschliffen und abgeklebt."
Nach dem Abitur wird sie noch sechs Monate im Ausbildungsbetrieb verbringen und danach eine externe Gesellenprüfung ablegen. Dann ist sie ausgebildete Maler- und Lackiererin.
Doppelbelastung - aber auch doppelter Abschluss
Seit zwei Schuljahren läuft das Pilotprojekt am evangelischen Fürstwald Gymnasium Mössingen/Kusterdingen. Aus zwei Jahrgangsstufen haben sich 19 Schülerinnen und Schüler für eine Schullaufbahn mit Doppelbelastung entschieden. Während der Rest der Klasse in den Ferien ausschläft, stehen die Lehrlinge meist vor sechs Uhr auf. Klar ist es anstrengend, geben alle zu. Cedric Hornung aus der 11. Klasse sieht allerdings mehr Vorteile:
"Ja, man nimmt das halt so hin, das muss man halt machen, man kriegt dafür auch das Geld. Andererseits hilft es ja einem auch, weil man dadurch viel lernt, man lernt ja nicht nur das, was man direkt lernt, sondern wie das dann nachher im Arbeitsleben läuft."
"Ja, man nimmt das halt so hin, das muss man halt machen, man kriegt dafür auch das Geld. Andererseits hilft es ja einem auch, weil man dadurch viel lernt, man lernt ja nicht nur das, was man direkt lernt, sondern wie das dann nachher im Arbeitsleben läuft."
Im ersten Ausbildungsjahr gibt es ein monatliches Taschengeld von 125 Euro, dann jedes Jahr 25 Euro mehr. Das Geld spielt eine gewisse Rolle, doch Lorin Altenburgers Motiv gilt für alle:
"Einfach dass ich mehr Praktisches neben der Schule her habe, dass, wenn ich mit der Schule fertig bin, ein halbes Jahr später auch gleich eine Ausbildung habe."
Etwa drei Monate vor dem Abitur gibt es eine Ausbildungspause. Denn beim Abitur selbst wird nicht zwischen den Dualisten und regulären Gymnasiasten unterschieden. Nach dem Abitur gehen die Auszubildenden noch einmal für sechs Monate in ihren Lehrbetrieb. Danach legen sie eine externe Prüfung ab und haben ein halbes Jahr nach ihrem Abitur auch noch einen Gesellenbrief in der Tasche. Yara Hirsch kann sich ein Architekturstudium vorstellen, der 18-Jährige Matti Altenburger, 11. Klasse, will zunächst reisen.
"Und schaue danach, ob ich mit der Firma studiere oder eben nicht."
"Einfach dass ich mehr Praktisches neben der Schule her habe, dass, wenn ich mit der Schule fertig bin, ein halbes Jahr später auch gleich eine Ausbildung habe."
Etwa drei Monate vor dem Abitur gibt es eine Ausbildungspause. Denn beim Abitur selbst wird nicht zwischen den Dualisten und regulären Gymnasiasten unterschieden. Nach dem Abitur gehen die Auszubildenden noch einmal für sechs Monate in ihren Lehrbetrieb. Danach legen sie eine externe Prüfung ab und haben ein halbes Jahr nach ihrem Abitur auch noch einen Gesellenbrief in der Tasche. Yara Hirsch kann sich ein Architekturstudium vorstellen, der 18-Jährige Matti Altenburger, 11. Klasse, will zunächst reisen.
"Und schaue danach, ob ich mit der Firma studiere oder eben nicht."
Ausbildung mit Bezug zur realen Arbeitswelt
Die Firma, das ist die Unternehmensgruppe Heinrich Schmid, Europas größter Malerbetrieb in Familienhand mit europaweit fast 5.000 Mitarbeitern. Gesellschafter Dr. Carl-Heiner Schmid zeigt die Lehrwerkstatt am Hauptsitz in Reutlingen. Hier verbringen die Dualisten einen Teil ihrer Ausbildung. Stellwände, sogenannte Kabinen, stehen in einem großen Raum.
"Klassische Kabinen, und das sind so Felder, wie sauber werden die gefasst, welche Farbe wählen die Einzelnen."
Unternehmer Schmid ist in vielen Dingen ein Pionier, so auch in Sachen Bildung. Schon vor Jahrzehnten hat er mit seinen Ideen im Bereich Aus- Fort- und Weiterbildung Maßstäbe gesetzt. Schule und Ausbildung zeitgleich zu machen, das sei allerdings keine neue Idee, betont er. Doch das von ihm initiierte Pilotprojekt ist um einen wesentlichen Teil erweitert:
"Es wird [das] Schulzimmer morgens besetzt und [das] Werkstattzimmer nachmittags. Bezug zur Realität, zu echten Baustellen ist keiner da. Und es ist uns wichtig gewesen, dass echtes Leben, zu Neudeutsch real life, mit in eine Ausbildung kommt, die von Fähigkeiten und Fertigkeiten getragen ist."
Bei der Umsetzung orientiere man sich an Bewährtem:
"Wir haben 35 Jahre Erfahrung mit der Dualen Hochschule. Und damals gab es Ähnlichkeiten, als wir den Fachbereich Handwerk, damals noch Berufsakademie, in Stuttgart einrichteten. Da ist Handwerk auch anders gepolt gewesen, um es einmal positiv neutral auszudrücken."
Auch andere Unternehmen in Baden-Württemberg interessieren sich für das Modell, doch eine Sprecherin des baden-württembergischen Kultusministeriums sagt, das sei kein Modell für die Fläche. Man wolle das im Ministerium nicht so hoch hängen.
"Klassische Kabinen, und das sind so Felder, wie sauber werden die gefasst, welche Farbe wählen die Einzelnen."
Unternehmer Schmid ist in vielen Dingen ein Pionier, so auch in Sachen Bildung. Schon vor Jahrzehnten hat er mit seinen Ideen im Bereich Aus- Fort- und Weiterbildung Maßstäbe gesetzt. Schule und Ausbildung zeitgleich zu machen, das sei allerdings keine neue Idee, betont er. Doch das von ihm initiierte Pilotprojekt ist um einen wesentlichen Teil erweitert:
"Es wird [das] Schulzimmer morgens besetzt und [das] Werkstattzimmer nachmittags. Bezug zur Realität, zu echten Baustellen ist keiner da. Und es ist uns wichtig gewesen, dass echtes Leben, zu Neudeutsch real life, mit in eine Ausbildung kommt, die von Fähigkeiten und Fertigkeiten getragen ist."
Bei der Umsetzung orientiere man sich an Bewährtem:
"Wir haben 35 Jahre Erfahrung mit der Dualen Hochschule. Und damals gab es Ähnlichkeiten, als wir den Fachbereich Handwerk, damals noch Berufsakademie, in Stuttgart einrichteten. Da ist Handwerk auch anders gepolt gewesen, um es einmal positiv neutral auszudrücken."
Auch andere Unternehmen in Baden-Württemberg interessieren sich für das Modell, doch eine Sprecherin des baden-württembergischen Kultusministeriums sagt, das sei kein Modell für die Fläche. Man wolle das im Ministerium nicht so hoch hängen.