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Duale Ausbildung in der Pandemie
Arbeitsmarktexperte: Wer einen Ausbildungsplatz sucht, sollte nicht abwarten

Die Corona-Pandemie habe auch negative Auswirkungen auf das Angebot an Ausbildungsplätzen, sagte Bernd Fitzenberger vom Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung im Dlf. Jugendliche sollten aber nicht abwarten, denn nach der Pandemie werde sich die Situation eher nicht verbessern.

Bernd Fitzenberger im Gespräch mit Thekla Jahn |
Hendrik Dünnebacke (l) und Finn Jäckel, Auszubildende im Orgelbau, setzen einzelne Flöten nach der Reinigung in die Orgel in der Elbphilharmonie. Die Hamburger Elbphilharmonie nutzt den coronabedingten Lockdown für eine Generalreinigung ihrer imposanten Orgel
Jugendliche sind derzeit unsicher, welchen berufsweg sie einschlagen sollen, das ist ganz natürlich, sagte Bernd Fitzenberger im Dlf (dpa / Christian Charisius)
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben auch Auswirkungen auf die Ausbildungschancen junger Menschen in Deutschland: Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) könnte jeder zehnte ausbildungsberechtigte Betrieb im kommenden Ausbildungsjahr weniger oder gar keine Auszubildenden mehr einstellen. Wie viele Ausbildungsplätze dadurch wegfallen, sei allerdings schwer einzuschätzen, sagte Bernd Fitzenberger vom IAB im Deutschlandfunk. Es sei zu erkennen, dass insbesondere kleine Betriebe die Ausbildung zurückfahren möchten. Auch Betriebe in Krisen-Branchen wie dem Gastgewerbe würden zurückhaltender planen. Fitzenberger rechnet mit einem Rückgang der Ausbildungsplätze um etwas weniger als zehn Prozent.

Nachfrage-Rückgang um zehn Prozent

"Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass sich Jugendliche im Moment wesentlich weniger auf den Weg machen, um sich auf einen Ausbildungsplatz zu bewerben", sagte Fitzenberger. Die Nachfrage an Bewerben sei im Januar im Vergleich zum Vorjahr um über zehn Prozent zurückgegangen. Auch das werde in den Betrieben wahrgenommen und beeinflusse die Planungen.
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Es sei ganz natürlich, dass Jugendliche gerade kein hohes Interesse hätten, eine Ausbildung zu starten, "weil Jugendliche die Krise natürlich auch sehen und sehr unsicher sind, was ist denn jetzt der Beruf, was ist der Bereich, was ist der Betrieb, in dem ich meine Ausbildung und möglicherweise auch meine Karriere machen möchte", sagte Fitzenberger. Man müsse allerdings aufpassen, dass sich daraus kein längerfristiger Trend zum Rückgang der dualen Ausbildung ergebe.

Einstieg in den Arbeitsmarkt wird nicht leichter

Fitzenberger rät Jugendlichen aber grundsätzlich nicht dazu, abzuwarten. Es sei nicht unbedingt zu erwarten, dass im nächsten oder übernächsten Jahr der Einstieg in den Arbeitsmarkt leichter sei. Im Gegenteil, es bestehe die Gefahr, dass sich weitere Betriebe aus der Ausbildung zurückziehen, wenn sie keine geeigneten Bewerber finden. "Ich würde also den Jugendlichen empfehlen, Kontakte - so stark es geht - zu Berufsberatungen, zu Berufsorientierungsmaßnahmen, zu Ausbildungsmessen zu suchen, in Kontakt mit Betrieben unter den gegebenen Bedingungen zu treten, so gut es geht und Ausbildungsplatzangebote durchaus in Erwägung zu ziehen."
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