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Dürre auf deutschen Äckern
Milliardenhilfe für Ernteausfälle

Die Dürre der vergangenen Monate hat in der Landwirtschaft zu großen Ernteausfällen geführt. Der Deutsche Bauernverband fordert daher finanzielle Unterstützung für Betriebe, die 30 Prozent weniger Ertrag als sonst erzielt haben.

Von Barbara Schmidt-Mattern | 30.07.2018
    Gerstenernte nach wochenlanger Trockenheit in Erfurt. Neben der Erntemaschine ist viel Staub zu sehen.
    Gerstenernte nach wochenlanger Trockenheit (imago stock&people)
    Nicht einmal der Morgentau auf den Alpen-Gräsern spendet noch einen Tropfen Wasser – dafür sind die Nächte selbst im Gebirge viel zu warm. In Österreich wird deshalb jetzt Wasser in Tankwagen auf die Almen hochgekarrt. Den Landwirten in Deutschland geht es nicht viel besser, sagt Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands:
    "Im Moment schätzen wir den Schaden durch die Trockenheit auf rund sieben bis acht Millionen Tonnen Getreide weniger. In Geld ausgedrückt entspricht das einem Schaden von rund 1,4 Milliarden Euro. Hinzu kommen weitere Schäden. Der zweite und dritte Schnitt beim Gras fiel aus. Und der Mais hat im Moment in manchen Regionen eine Höhe von naja, 30 bis 40 Zentimeter erreicht. Normaler ist er Ende Juni mindestens 2,50 Meter lang."
    Der Bauernverbands-Präsident fordert deshalb finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern. Betriebe mit mehr als dreißig Prozent Ertrags-Ausfällen sollten direkte Hilfen erhalten, eine Milliarde Euro wäre dafür wünschenswert, so Rukwied gegenüber der Funke Mediengruppe. Allein höhere Verbraucherpreise würden den Bauern nicht helfen:
    Politik muss helfen
    "Der Markt hilft uns überhaupt nicht. Helfen kann nur die Politik, in dem sie die Voraussetzungen schafft, und den Notstand ausruft."
    Morgen, am Dienstag, beraten die Vertreter von Bund und Ländern über mögliche Hilfszahlungen für Landwirte. Wer teilnimmt, und wo und wann das Treffen stattfinden soll, darüber schweigt das Bundeslandwirtschaftsministerium zur Stunde noch. Die zuständige Ressortchefin Julia Klöckner, CDU, will am Mittwoch auch dem Kabinett berichten. Über Bundeshilfen werde aber erst entschieden, wenn eine Gesamtbilanz vorliegt:
    "Ich werde im August wie jedes Jahr den Erntebericht vorlegen. Und wenn wir den Erntebericht haben, können wir auch dann ganz klar sehen: Wie ist die Lage? Für die Entschädigungen, für die Hilfen sind die Länder zuständig, weil es regionale Unterschiede gibt. Wenn es eine nationale Katastrophe ist, dann kommt der Bund, und das werden wir uns alles anschauen müssen, wenn alles vorliegt."
    So Klöckner vor wenigen Tagen im Deutschlandfunk. Wie alarmierend die Lage ist, beschreibt im Gespräch mit unserem Hauptstadtstudio die CDU-Bundestags-Abgeordnete Gitta Connemann. Sie sieht vor allem die Bundesländer in der Pflicht. Auf den Bauernhöfen:
    "Da brennt im wahrsten Sinne des Wortes die Luft. Die Liquidität geht vielen Betrieben aus. Das hängt auch damit zusammen, dass in den letzten Jahren viele Betriebe krisengeschüttelt sind. Und das heißt, dass die Länder, die heute schon helfen könne, auf jeden Fall jetzt auch helfen müssen."
    Neben finanziellen Hilfen könnte der Bund den Bauern langfristig auch durch Bereitstellung weiterer Flächen helfen, schlägt die Christdemokratin vor. Schnelle Finanzspritzen vom Bund seien aber schwierig, aufgrund rechtlicher Hürden:
    Bundesrechnungshof prüft Hilfen
    Der Bundesrechnungshof knüpft eben nationale Mittel an diese Voraussetzungen. Es muss eine Krise nationalen Ausmaßes vorliegen.
    Die haben wir doch längst, meint der Bauernverband. Viele Milchbauern haben Not, ihre Kühe noch zu versorgen, weil das Tierfutter ausgeht und kein Gras mehr wächst. Die Dürre ruiniert außerdem die Kartoffel-, Mais und Zuckerrübenernte. Bauernverbands-Präsident Rukwied sieht mögliche Ursachen für die Hitze auch im Klimawandel. Deshalb kündigt er an:
    "Wir wollen selbst unsere Emissionen bis 2025 um 25 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent senken."
    Die Grünen gehen in ihren Forderungen noch weiter. Parteichefin Annalena Baerbock listet in einem Online-Beitrag für den Kölner Stadt-Anzeiger ein ganzes Bündel an Maßnahmen auf: Sie plädiert für ein ambitioniertes Klimaschutz-Gesetz, für die Einführung eines CO2-Preises, und eine schnelle Abschaltung alter Kohlekraftwerke. Außerdem schlagen die Grünen einen so genannten Klima-Anpassungs-Fonds vor, um die Schäden der Bauern und anderer Berufsgruppen zu kompensieren.