Dürre in Deutschland
Zu wenig Regen - was sind die Folgen?

Es regnet zu wenig – oder immer öfter zur falschen Zeit und am falschen Ort. Die Trockenheit in Deutschland wird immer sichtbarer, Landwirte blicken besorgt auf ihre Felder. Die Klimakrise ist in Deutschland spürbar geworden.

Ein Traktor zieht eine Egge über ein Feld und wirbelt eine Staubwolke auf. Fehlender Regen und kräftige Winde die für eine Austrocknung des Bodens sorgen bereiten den Landwirten in Norddeutschland zunehmend Sorgen.
Trockenheit in Norddeutschland. Fehlender Regen bereitete den Landwirten in Norddeutschland zunehmend Sorgen. (picture alliance / dpa / Jens Büttner)
In vielen Regionen des Landes fehlt der Regen, und das zeigt sich inzwischen deutlich im Boden. Vor allem in den oberen Schichten ist die Feuchtigkeit zurückgegangen – das belegen Daten des Dürremonitors des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Und diese trockenen Phasen werden häufiger.

Inhalt

Was sich am Wetter zeigt, ist das Ergebnis einer langfristigen Entwicklung – mit direkten Folgen für Landwirtschaft, Umwelt und Wasserversorgung. Die Dürre in Deutschland im Frühjahr 2025 ist kein Einzelphänomen. Sie ist Teil eines größeren Klimamusters, das sich über den gesamten Kontinent zieht – und das sich in den kommenden Jahren weiter verstärken dürfte.
Dürreintensitäten in der Vegetationsperiode April bis Oktober für den Gesamtboden seit 1952

Risiko für die Landwirtschaft

Für Landwirte bedeutet das Unsicherheit. Junge Pflanzen und flach wurzelnde Kulturen reagieren empfindlich. Ob die Trockenheit zu Ernteeinbußen führt, ist noch offen. Doch schon jetzt bangen viele Bauern.

Auswirkungen auf Ökosysteme

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor weitreichenden Folgen für die Umwelt. Sinkende Flusspegel, extremes Niedrigwasser am Bodensee und zunehmende Waldbrandgefahr sind sichtbare Anzeichen.
„Regen im Frühjahr ist das Startsignal für die Natur“, sagte Verena Graichen vom BUND der Deutschen-Presse-Agentur. Bleibt dieses Signal aus, geraten Böden, Pflanzen und Tiere frühzeitig unter Stress – mit Folgen für die gesamte Vegetationsperiode und die biologische Vielfalt. Besonders betroffen seien Insekten und viele andere Tiere, die auf feuchte Lebensräume angewiesen sind. Auch Wiesen, Wälder, Moore und Auen leiden unter dem Wassermangel. Wenn dort zu wenig Feuchtigkeit verfügbar ist, geraten ganze Lebensgemeinschaften aus dem Takt.
Der BUND fordert Maßnahmen, um Ökosysteme widerstandsfähiger zu machen. Es gehe darum, geschädigte Lebensräume wiederherzustellen und die biologische Vielfalt zu stärken – im Interesse von Natur, Landwirtschaft und Menschen.

Dürre ist für Experten noch kein Grund zur Sorge

Es gibt aber auch Stimmen, die die aktuelle Lage weniger kritisch einschätzen. Alexander Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass Extremwetterereignisse wie Dürren zwar zunehmen, aber nicht automatisch „das neue Normal“ seien. Vielmehr würden die Abstände zwischen ihnen kleiner. Zwar sei die Situation für Landwirte und junge Pflanzen nicht ideal, weil die oberen Bodenschichten ausgetrocknet sind, aber zwei bis drei Regentage könnten schnell für Entspannung sorgen. Bis dahin brauche es einfach mehr Bewässerung als sonst.
Dürre hat zugenommen
Die Dürre im Oberboden hat zugenommen, Abbildung aus dem April 2025. (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ)
Auch Förster seien aktuell noch gelassen, so Marx. Problematisch sei eher die Lage auf dem Rhein, wo Schiffe wegen Niedrigwasser nicht voll beladen werden können – was die Transportkosten erhöht. Kurzfristige Regenfälle könnten hier aber ebenfalls helfen, auch beim Pegel des Bodensees.
Agrarforscher Stefan Siebert meint: Der Wasserverlust durch Verdunstung liege derzeit vielerorts zwischen 50 und 125 Millimetern über dem, was durch Regen zurückkommt. Das sei deutlich, aber noch nicht kritisch. Entscheidend sei, wie sich die Wetterlage in den nächsten Wochen entwickle. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass beides möglich sei: eine Entspannung durch Regen wie 2011 oder eine anhaltende Dürre wie 2018.
Der Pflanzenforscher Til Feike sieht sogar mögliche Vorteile, sollten April und Mai noch nasse Phasen bringen. Die aktuelle Trockenheit könne es landwirtschaftlichen Betrieben erleichtern, ihre Flächen zu befahren und die Aussaat planbar durchzuführen – etwas, das in den vergangenen Jahren wegen langanhaltender Niederschläge oft kaum möglich war. Außerdem könnten Kulturen wie Hafer oder Sommergerste profitieren: Ein abtrocknender Boden könne das Wurzelwachstum anregen und womit die Pflanzen gerüstet seien für mögliche Trockenphasen im Sommer.

Strategien gegen die zunehmende Trockenheit

Die gute Nachricht zuerst: Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen zeigen Wirkung. Noch vor zehn Jahren gingen viele Prognosen von einer globalen Erwärmung um mehr als drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Heute rechnen Fachleute mit einem geringeren Anstieg – nicht zuletzt wegen internationaler Klimaziele, dem Ausbau erneuerbarer Energien und ersten Strukturveränderungen.
Doch das reicht nicht aus. Um die Erderwärmung zu bremsen, bleibt ein kompletter Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas notwendig. Auch Industrie und Landwirtschaft müssten sich weiter umstellen. Im Agrarsektor heißt das konkret: weniger Fleischproduktion, mehr Klimaanpassung.

Wasserhaushalt verändert sich

Mit den tendenziell steigenden Temperaturen verschiebt sich auch der Wasserhaushalt. Der Klimawandel führt nicht nur zu Trockenheit, sondern auch zu einer neuen Verteilung: mehr Regen im Winter, weniger im Sommer. So entsteht weniger Grundwasser. Denn: Es versickert langsam und braucht Zeit, um sich zu erneuern. Heftige Niederschläge verhindern das. Eine Lösung könnten Zwischenspeicher sein – also zum Beispiel Rückhaltebecken, Teichen oder Auenflächen – und multifunktionale Flächen, die je nach Wetterlage Wasser aufnehmen oder abgeben können.
Auch der Umgang mit versiegelten Flächen rückt in den Fokus. Wo Beton durch Grün ersetzt wird, kann Wasser versickern. Entsiegelung – etwa von Parkplätzen oder Wegen – ist ein Baustein, um Städte und Gemeinden klimaresilienter zu machen. Noch immer setzen viele Kommunen auf Trinkwasser zum Beispiel zur Bewässerung von Parks, wo Regen- oder Brauchwasser ausreichend wäre. Ein nachhaltigerer Umgang mit Wasser ist möglich – er wird nur noch zu selten umgesetzt.

Copernicus: Europa erwärmt sich besonders schnell

Auch wenn die Situation regional unterschiedlich ausfällt: Deutschland steht mit den klimabedingten Problemen nicht allein. Ganz Europa ist besonders stark betroffen.
Laut dem aktuellen Klimabericht von Copernicus und der Weltorganisation für Meteorologie hat sich der Kontinent stärker erwärmt als jeder andere. Im Jahr 2024 lag die Durchschnittstemperatur fast drei Grad über dem vorindustriellen Niveau. Jeder Monat war entweder der wärmste oder der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Diese Veränderungen wirken sich nicht gleichmäßig aus: Während der Westen Europas 2024 so viel Regen erhielt wie seit Jahrzehnten nicht mehr, litt der Osten unter anhaltender Dürre.