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Dürre in Äthiopien
UNO rechnet mit bis zu 15 Millionen Hungernden

Die UN-Ernährungsorganisationen WFP und FAO schlagen Alarm: Angesichts der Dürre in Äthiopien werden fast viermal so viele Menschen wie vor einem Jahr in den kommenden Monaten auf Nahrungshilfen angewiesen sein. Die Krisen übertreffen vieles bisher Dagewesene.

Von Jan-Christoph Kitzler |
    Flüchtlinge nehmen im Camp Dagahaley im kenianischen Dadaab eine Mahlzeit ein.
    Vieles hat sich seit den 1980er-Jahren in Äthiopien verbessert - dennoch übertrifft die aktuelle Krise vieles Dagewesene. (dpa/picture alliance/WFP/Rose Ogola)
    Das ist eine Krise mit Ansage, schon vor Monaten haben UN-Organisationen vor einer Dürrekatastrophe in Äthiopien gewarnt. Auch beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) wusste man, was mit den Folgen des Klimaphänomens El Niño kommt - zum Beispiel Rogiero Bonifacio, Klimaexperte im WFP-Hauptquartier in Rom:
    "Das hat schon im März 2015 begonnen, und wahrscheinlich so stark wie bisher selten. Bis Mitte 2016 wird das dauern, aber die Folgen werden noch bis ins Frühjahr 2017 spürbar sein. El Niño hatte schon Einfluss auf die Vegetationsperiode in Zentralamerika und in Äthiopien, wo wir eine der trockensten Perioden der letzten 50 Jahre gemessen haben."
    Und bei mehr als zehn Millionen Betroffenen in Äthiopien schlagen die Vereinten Nationen Alarm: Angesichts von trockenen Feldern und vielen toten Tieren werden fast viermal so viele Menschen wie vor einem Jahr in den kommenden Monaten auf Nahrungshilfen angewiesen sein. Die Fachleute rechnen mit bis zu 15 Millionen Hungernden.
    "Nicht warten, bis Babys verhungern"
    Das Tragische ist, dass Äthiopien in den Augen der Fachleute große Fortschritte gemacht hatte. Vieles hat sich seit Mitte der 80er-Jahre verbessert - damals waren bis zu eine Million Menschen am Hunger gestorben. Aber diese Krise übertrifft eben vieles bisher Dagewesene, sagt auch Ertharin Cousin, Direktorin des Welternährungsprogramms:
    "Das ist ein anderes Äthiopien als 1984. Aber wir brauchen eine internationale Gemeinschaft, die anerkennt, dass wir nicht mehr warten dürfen, bis Babys verhungern."
    Bei der UN-Welternährungsorganisation (FAO), ebenfalls mit Sitz in Rom, denkt man trotz der akuten Notlage eher langfristig. Dort hat man Konzepte entwickelt, die künftig die Folgen der Dürre abmildern sollen. Die müssen jetzt schleunigst auf den Weg gebracht werden, damit die nächste Ernte deutlich besser wird, sagt Shukri Ahmed, der das Programm koordiniert:
    "Es gibt einen sofortigen Handlungsbedarf, wir müssen in den nächsten Wochen dort sein, damit die Bauern und Hirten wieder mit der Landwirtschaft beginnen können. Der Hilfsbedarf ist sehr dringend."
    Auch kurzfristige Gelder können langfristige Effekte haben
    Das Problem ist nur, dass das noch nicht alle begriffen haben. Für die Soforthilfen und auch für die langfristigen Projekte wird dringend Geld gebraucht. Das WFP rechnet mit 300 Millionen US-Dollar, sofort. Aber die UN-Organisation finanziert sich nur durch Spenden. An vagen Zusagen mangelt es nicht, tatsächlich aber ist nur etwa ein Drittel des Hilfsbedarfs bis zum Sommer finanziert. Dabei sind Fachleute wie Shukri Ahmed von der Welternährungsorganisation sicher, dass auch die kurzfristigen Hilfsgelder in Äthiopien einen langfristigen Effekt haben können:
    "Das geht, indem wir Gemeinschaften und Lebensgrundlagen schaffen, die gegen die Trockenheit resistent sind. Es wird weiter diese Dürren geben, durch den Klimawandel vielleicht sogar öfter, und wir können das nicht aufhalten. Aber wir können verhindern, dass aus so eine Dürre eine Krise, eine Verwüstung wird."
    Die Instrumente sind da, nur das Geld fehlt. Und wenn das so bleibt, kommt die nächste Dürrekrise mit Ansage ganz bestimmt.