Laute Trompeten können eine Stadt zum Einsturz bringen. Zumindest wird es so über das biblische Jericho berichtet. Düsseldorf hat das Konzert der sogenannten Quadraphone, heil überstanden. Und das hat bestimmt nicht daran gelegen, dass diese Blasinstrumente zu klein dimensioniert waren, meint ihr Erbauer Rochus Aust, beim Eröffnungskonzert des Festivals. "Es ist 4 Meter lang, hat ein Schallstück von zwei mal zwei Metern. Wie ein Garagentor. Es wiegt 150 Kilo und klauen kann es mir keiner. Und es hat hinten einen Schlauch, wo der Musiker dann rein spielt und gleichzeitig gibt es auch im Quadraphone ein bisschen Technik."
Quadraphonische Riesen über den Dächern Düsseldorfs
Auf 11 Dächern und Dachgeschossen wurden die quadraphonischen Riesen aufgebaut. Ihr glänzendes Blech ist über viele hundert Meter sichtbar. Die Bezeichnung Quadraphon ist angelehnt an das Wort Quadrophonie. Diesen Vierkanalton kennen wir heute als Dolby Surround.
Um ein zusammenhängendes Klangbild zu erzeugen, hat Rochus Aust zusätzlich 40 Miniquadraphone in ganz Düsseldorf verteilt. Sie sind nur elf mal elf Zentimeter groß und ragen aus den Kanaldeckeln der Stadt. In Klang und Lautstärke, sind sie ihren großen Brüdern durchaus ebenbürtig.
Jedes Haus hat seinen eigenen Grundton
Die Quadraphone sind nur für die Eröffnungsfeier der Quadriennale entwickelt und gebaut. Passend dazu komponierte Rochus Aust eine Symphonie. Die "Fanfara Futurista". Sie spiegelt das Motto aller Düsseldorfer Museum wieder, die an der Quadriennale teilnehmen.
"Jedes Haus, jede Ausstellung hat sich aus dem Leitbegriff "Über das Morgen hinaus", jeweils einen Lieblingsbegriff raus gesucht. Diese Begriffe habe ich natürlich auch bekommen. Gut man kann jetzt nicht jeden Ton, der da vorkommt einem Begriff zuordnen. Aber da es elftönig ist, hat natürlich auch jedes Haus quasi seinen eigenen Grundton."
So hört sich zum Beispiel der Grundton der Langen Foundation in Neuss an. Aber nur, wenn man vor dem Haus steht. Im Inneren ist ein anderer Ton maßgeblich.
Kunstwerke von Otto Piene von allen Seiten begehbar
Die weltberühmten Inflatables von Otto Piene - der als Vater der Performance gilt - nehmen den 8 Meter hohen Raum in Anspruch. Inflatables sind mit Luft gefüllte, fast lebendig wirkende Skulpturen. Christiane Maria Schneider ist die künstlerische Leiterin der Ausstellung. Dass diese Kunstwerke von allen Seiten begehbar, von oben, von unten und aus unmittelbarer Nähe zu betrachten sind, hat sie überzeugt.
"Man blickt wie von einer Bühne auf die sich bewegenden Inflatables, die so getaktet sind, dass die sich wie ein Ballett mit Luft füllen und wieder Luft verlieren. Die sind alle in Regenbogenfarben. Das ist ein hochdynamischer Raum. Man kann dann, wenn man die Treppe runter geht, sich durch diese riesigen, aufblasbaren Skulpturen hindurch bewegen."
Otto Piene war schon immer ein Visionär
Im Saal nebenan, hat der Mitbegründer der ZERO Bewegung sein Lichtballett installiert. Runde, kubische und quadratische Plastiken. Fast drei Meter groß. Sie stehen in abgedunkelten Räumen, sind rhythmisch leuchtend, aufeinander abgestimmt und simulieren unter anderem den Weltraum.
"Otto Piene ist ein Künstler, der sich extrem für das Thema der Quadriennale, die ja "Über das Morgen hinaus" betitelt ist, eignet. Er hat ja schon seit den späten 50er Jahren begonnen, über einen Neuanfang, einen Aufbruch in eine bessere Zukunft nachzudenken. Er ist ein Künstler, der eigentlich immer über das Morgen hinaus gedacht hat.
Nimmt man es genau, kam ihm die Idee mit Licht, Bewegung, Feuer, Wind und Luft zu arbeiten sogar schon viel früher. Und zwar, als er sofort nach dem Abitur, zu den Flugabwehrgeschützen einzogen wurde. Den unglaublichen Lärm dieser Raketen, hat Otto Piene nie vergessen können.
"Damit wurde die Notwendigkeit, die Schönheit, die Wichtigkeit des Himmels, die Schönheit des Friedens, die Schönheit der Stille, mir und anderen bewusst gemacht und ohne diese Erlebnisse wäre das wahrscheinlich gar nicht so wichtig, so einprägsam geworden."
Zum Ende der Quadriennale wird Otto Piene einen seiner bekannten Sky Events durchführen. Dabei werden riesige, mit Helium gefüllte Skulpturen in den Himmel aufsteigen.
Weitere Höhepunkte der Quadriennale sind die lila Tape-Art-Installationen an den Hausfassaden, Brücken und Brunnen der Stadt. Im NRW Forum Düsseldorf werden raumgreifende Medienkunstinstallationen und Lichtkunstprojektionen zu sehen sein. Auch einige Sonderprojekte sind geplant: Wie zum Beispiel die Quadriennale Videonacht oder die Quadriennale Musiknacht, die jeweils nur ein Mal stattfinden. Die 3. Düsseldorfer Quadriennale ist noch bis zum 10. August in 13 verschiedenen Museen zu sehen. Jedes Museum hat sich dabei einen anderen Schwerpunkt zum Leitthema "Über das Morgen hinaus" gesetzt. Informationen dazu finden Sie auf unserer Internetseite.