Zu den bevorzugten Gegenständen der zeitgenössischen Kunst zählt die Bespiegelung einer Moderne, mit deren einstigen Utopien und Glücksversprechen so einiges schiefgelaufen ist. Was die Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts einmal als universal, als ursprünglich und unumkehrbar verheißen hatten, wirkt im Rückblick vielfach gescheitert, wenn nicht gar traumatisch. In der Architektur zum Beispiel, wo die modernistischen Visionen nicht nur ein fragwürdiges Wohnen befördert haben, sondern auch von den totalitären Bewegungen pervertiert werden konnten. Oder in der Philosophie, in welcher sich ein Martin Heidegger, der Denker von Eigentlichkeit und Ursprünglichkeit, zum Fürsprecher des Führers machen konnte.
Daran kann sich die Kunst noch immer ergiebig abarbeiten, und eben dies sind auch die Stichworte für Michael Kunze. Der 1961 in München geborene, in Berlin lebende Maler entwirft ein Panorama der Gegensätze und Widersprüche, die das Denken seit dem 19. Jahrhundert hervorgebracht und forciert hat. Gewährsmann für seine Düsseldorfer Ausstellung ist Friedrich Nietzsche – die Redewendung "Halkyonische Tage" für die Wintersonnenwende diente dem exzentrischen Philosophen als Metapher für seine kurzen Phasen der Erholung, da ihn seine Kopfschmerzen mal in Ruhe ließen.
Kunzes bevorzugtes Motiv ist die Apokalypse. Es ist eine dunkel dräuende und von schweren Himmeln überwölbte Landschaft, die sich in seinen monumentalen Formaten ausbreitet und als Kulisse einer verqueren Zeitgenossenschaft darbietet. Da dümpeln verschachtelte, ruinöse Siedlungen aus Beton auf einer Toteninsel à la Böcklin vor sich hin, triste Rohbauten auf griechischen Inseln harren vergeblich ihrer Vollendung, und die Natur ergreift Besitz von großen, fabrikähnlichen Gebäudetrakten.
Kunze ist regelrecht vernarrt in eine Düsternis, die er mit surrealen Versatzstücken und kunsthistorischen Zitaten anreichert und in barocker Fülle, um nicht zu sagen, Überfülle auszumalen weiß. An Theatralik lässt er es in seinen nächtlichen Bühnenwelten ebenso wenig mangeln wie an literarischen, philosophischen und kulturgeschichtlichen Referenzen, mit denen er seine Motive begründet und auflädt.
Kunze sieht sich in einer Ahnenreihe mit metaphysischen Malern wie eben Böcklin oder Giorgio de Chirico, mit Regisseuren wie Bunuel, Pasolini und Lars von Trier und mit Einzelgängern des 20. Jahrhunderts wie einem Balthus. Nennen ließe sich in diesem Kontext auch Franz Radziwill, bildmächtiger Prophet des Unheils, das da über die Moderne kommt. Überall lässt auch Kunze das Abendland untergehen und im Schlagschatten einer unheilvollen Ahnung versinken, um eine andere, labyrinthische, mythische Moderne zu beschwören.
Wie so viele andere Maler heute malt auch er nach Fotos. Was er selbst in Hellas aufgenommen hat, erscheint wohltuend lakonisch gegenüber einer doch arg Metaphern bepackten Malerei. Diese ist illustrativ und ergeht sich obsessiv in Virtuosität, bleibt aber i Kern konventionell. Jener Fortschritt, dem Kunze so skeptisch gegenübersteht, findet sich naturgemäß auch bei ihm selbst nicht, und die Krise der Gegenwart greift bei ihm niemals auf das Medium der Malerei über, dass immer eine stabile Währung bleibt.
Gewiss mag dem Kunstbetrieb eine Dosis an beherztem Anachronismus immer gut anstehen, wenn er imstande ist, diesem Betrieb einen Spiegel vorzuhalten. Doch ein sozusagen amtliches Moderneverständnis, gegen das Kunze Einspruch erhebt, existiert ohnehin schon lange nicht mehr. Die Moderne ist längst als irrational entlarvt. In Dekadenz zu baden und sich in intellektueller Selbstbefriedigung zu ergehen, hilft auch nicht viel weiter, wenn unbekannte Facetten einer Schattenmoderne sichtbar gemacht werden sollen.
Daran kann sich die Kunst noch immer ergiebig abarbeiten, und eben dies sind auch die Stichworte für Michael Kunze. Der 1961 in München geborene, in Berlin lebende Maler entwirft ein Panorama der Gegensätze und Widersprüche, die das Denken seit dem 19. Jahrhundert hervorgebracht und forciert hat. Gewährsmann für seine Düsseldorfer Ausstellung ist Friedrich Nietzsche – die Redewendung "Halkyonische Tage" für die Wintersonnenwende diente dem exzentrischen Philosophen als Metapher für seine kurzen Phasen der Erholung, da ihn seine Kopfschmerzen mal in Ruhe ließen.
Kunzes bevorzugtes Motiv ist die Apokalypse. Es ist eine dunkel dräuende und von schweren Himmeln überwölbte Landschaft, die sich in seinen monumentalen Formaten ausbreitet und als Kulisse einer verqueren Zeitgenossenschaft darbietet. Da dümpeln verschachtelte, ruinöse Siedlungen aus Beton auf einer Toteninsel à la Böcklin vor sich hin, triste Rohbauten auf griechischen Inseln harren vergeblich ihrer Vollendung, und die Natur ergreift Besitz von großen, fabrikähnlichen Gebäudetrakten.
Kunze ist regelrecht vernarrt in eine Düsternis, die er mit surrealen Versatzstücken und kunsthistorischen Zitaten anreichert und in barocker Fülle, um nicht zu sagen, Überfülle auszumalen weiß. An Theatralik lässt er es in seinen nächtlichen Bühnenwelten ebenso wenig mangeln wie an literarischen, philosophischen und kulturgeschichtlichen Referenzen, mit denen er seine Motive begründet und auflädt.
Kunze sieht sich in einer Ahnenreihe mit metaphysischen Malern wie eben Böcklin oder Giorgio de Chirico, mit Regisseuren wie Bunuel, Pasolini und Lars von Trier und mit Einzelgängern des 20. Jahrhunderts wie einem Balthus. Nennen ließe sich in diesem Kontext auch Franz Radziwill, bildmächtiger Prophet des Unheils, das da über die Moderne kommt. Überall lässt auch Kunze das Abendland untergehen und im Schlagschatten einer unheilvollen Ahnung versinken, um eine andere, labyrinthische, mythische Moderne zu beschwören.
Wie so viele andere Maler heute malt auch er nach Fotos. Was er selbst in Hellas aufgenommen hat, erscheint wohltuend lakonisch gegenüber einer doch arg Metaphern bepackten Malerei. Diese ist illustrativ und ergeht sich obsessiv in Virtuosität, bleibt aber i Kern konventionell. Jener Fortschritt, dem Kunze so skeptisch gegenübersteht, findet sich naturgemäß auch bei ihm selbst nicht, und die Krise der Gegenwart greift bei ihm niemals auf das Medium der Malerei über, dass immer eine stabile Währung bleibt.
Gewiss mag dem Kunstbetrieb eine Dosis an beherztem Anachronismus immer gut anstehen, wenn er imstande ist, diesem Betrieb einen Spiegel vorzuhalten. Doch ein sozusagen amtliches Moderneverständnis, gegen das Kunze Einspruch erhebt, existiert ohnehin schon lange nicht mehr. Die Moderne ist längst als irrational entlarvt. In Dekadenz zu baden und sich in intellektueller Selbstbefriedigung zu ergehen, hilft auch nicht viel weiter, wenn unbekannte Facetten einer Schattenmoderne sichtbar gemacht werden sollen.