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Durch Buchen, Fichten, Tannen

Er hat eine eigene Hymne, einen eigenen Gruß, eine eigene Sage und er ist ins Gerede gekommen: der Rennsteig. Thüringens grüner Höhenweg – 168,3 Kilometer lang – ist einer der beliebtesten Wanderwege Deutschlands. Wer ihn geht, der begeht geschichtsträchtiges Terrain.

Von Jens Rübsam |
    Luther überquerte den Rennsteig, Napoleon zog mit seinen Truppen durch die dichten Buchenwälder. 1300 Grenzsteine links und rechts des Weges erzählen von vergangenen Tagen – eine steinerne Chronik. Der rüstige Major Julius von Plänckner aus Gotha war 1830 der erste, der den Rennsteig in seiner Gesamtheit erwanderte.

    Bis heute zieht der Höhenweg, der durch den Thüringer Wald, den Frankenwald und das Thüringer Schiefergebirge führt, die Besucher in seinen Bann. Die erlebnis- und abwechslungsreiche Naturlandschaft und das Wandern auf gleichbleibender Höhe kommt dem modernen Genusswanderer entgegen.

    Mit ‘Gut Runst’ haben die Wanderer hier seit mehr als 100 Jahren eine eigene Begrüßungsformel. 1951 setzte der Volksmusikant Herbert Roth dem Rennsteig ein Denkmal. Sein Rennsteiglied gilt heute als die heimliche Hymne Thüringens. Keine Runst – so die offizielle Bezeichnung einer Rennsteig-Wanderung – ohne das Lied des Suhler Musikanten.

    Die ‘Lange Nacht’ vom Rennsteig erzählt die Geschichte des beliebten Wanderpfades, um den sich Mythen und Sagen ranken. Erinnert der Mythos um die ‘Wilde Sau’, den ältesten Grenzstein am Rennsteig, nun an einen Jagdunfall oder einen Mord aus Eifersucht? Oder die Sage von der Teufelsbuche: In deren Geäst soll der Teufel persönlich gesessen und den Wanderern und Handelsleuten aufgelauert haben.