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Durchsuchungen bei Audi
Nicht nur das Image ist ramponiert

Ausgerechnet am Tag der Bilanz-Pressekonferenz durchsuchten Polizisten die Firmenzentrale von Audi in Ingolstadt. Das war nicht nur äußerst peinlich und ein ordentlicher Kratzer im Image des Unternehmens. Sollten sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal erhärten, dann drohen den Beteiligten auch Haftstrafen.

Von Michael Watzke |
    Die AUDI AG Konzernzentrale in Ingolstadt
    Die AUDI AG Konzernzentrale in Ingolstadt (dpa/picture-alliance/Daniel Kalker)
    Jahres-Pressekonferenz bei Audi – und in der Firmen-Zentrale in Ingolstadt sind mehr Polizisten als Journalisten unterwegs. 98 Durchsuchungs-Beamte in den Werken Ingolstadt und Neckarsulm - für Audi-Chef Rupert Stadler heute morgen die maximale Peinlichkeit. Im blauen Anzug und mit Kinnmikro steht der Vorstandsvorsitzende am Pult - sichtlich nervös:
    "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns aufgrund der – ich sag' mal – laufenden Ermittlungen dazu nicht äußern können."
    Umsatzzahlen interessieren kaum einen Reporter – viel eher die Frage, ob Stadler selbst im Zentrum der Ermittlungen steht. Schließlich hatte erst vor wenigen Wochen ein entlassener Audi-Motoren-Entwickler den Chef in einem Interview schwer belastet. Stadler soll viel früher von der Abgas-Affäre gewusst und dies im vertraulichen Gespräch mit dem Ingenieur auch zugegeben haben: Dass der Entlassene ein Bauernopfer sei, das könne man so sehen. Stadler selbst sagte heute zu den personellen Konsequenzen nur, "dass wir Veränderungen in der technischen Entwicklung hatten. Zum einen mit Herrn Dr. Ulrich Hackenberg und auch mit Herrn Kniersch. Und insofern – sag' ich mal – möchte ich dazu auch nicht weiter kommentieren."
    Mit Kommentaren hält sich bisher auch die zuständige Staatsanwaltschaft München zurück. Sprecher Ken Heidenreich bestätigt lediglich die Razzia und die Beschlagnahme von Akten und Datenträgern:
    "Der Auslöser war, dass hier ein Anfangsverdacht für eine Straftat des Betrugs und der strafbaren Werbung bejaht wurde. Nachdem die Personen aber noch nicht feststehen, gegen die konkret ein Anfangsverdacht besteht, wurde das Verfahren gegen Unbekannt eingeleitet."
    "Größtes Interesse an der Aufklärung des Sachverhalts"
    Bei Audi vermuten viele, dass der Durchsuchungstermin am Tag der Bilanz-Pressekonferenz kein Zufall war. Auch wenn das keiner offen sagen will. Staatsanwalt Ken Heidenreich jedoch weist jede Absicht einer zeitlichen Koinzidenz zurück:
    "Nein, das ist ein unglücklicher Zusammenhang, dass heute gerade die Pressekonferenz der Audi AG stattfindet. Das hat mit unseren Untersuchungen überhaupt nichts zu tun. Das ist eher eine zeitliche Kollision."
    Eine Kollision allerdings, die Audi mit einem schweren Schaden zurücklässt. Nicht nur das Image ist ramponiert, es drohen auch schwere juristische Konsequenzen. Sollten sich die Betrugsvorwürfe der Staatsanwaltschaft erhärten, sind Haftstrafen von mehreren Jahren möglich – vom finanziellen Schaden ganz abgesehen. Audi-Chef Stadler versprach heute, "dass wir hier vollumfänglich mit den Behörden kooperieren. Ich selbst habe größtes Interesse an der Aufklärung des Sachverhaltes."
    Denn der VW-Aufsichtsrat hatte Stadler zwar kürzlich das Vertrauen ausgesprochen. Aber je länger die Abgasaffäre anhält, desto weniger ist diese Vertrauensbekundung wert – zumal sie Insidern zufolge längst nicht von allen Aufsichtsratsmitgliedern mitgetragen wird.