"Herzlich Willkommen zur neuen Folge von 'Shababtalk' aus Berlin! Wir sprechen heute über den Aufschwung der Rechtspopulisten und die Auswirkungen auf die arabische Gemeinde in Deutschland!"
Jaafar Abdul Karim begrüßt die Zuschauer seines "Shababtalks". Shabab ist arabisch und bedeutet "Jugend". In der arabischen Welt sind 60 Prozent der Menschen unter 25 Jahre alt – an sie richtet sich das Format, das Millionen erreicht und mehrfach zur besten arabischen Fernsehtalkshow gekürt worden ist. Heute geht es darum, ob und wie der Einzug der AfD die Muslime in Deutschland bewegt. Es debattieren zwei Nachwuchspolitiker mit Migrationshintergrund von SPD und Grünen, eine Aktivistin mit tunesischen Wurzeln, eine Erstwählerin und ein 21-Jähriger Nachwuchspolitiker der AfD. Eine emotionale Debatte. Fast alle sprechen Arabisch.
Übersetzer: "Du sagst, der Islam gehört nicht zu Deutschland. Wer gehört zu Deutschland? Was gehört zu Deutschland?"
AfD-Politiker: "Zu Deutschland gehören sicherlich die freiheitlich, christlichen, abendländischen Werte, also die Werte, die unser Land geprägt haben"
Knapp eine Stunde lang wird in einem Fernsehstudio in Berlin-Wedding diskutiert. Um 20 Uhr Mitteleuropäischer Zeit wird die Sendung online gehen und im arabischen Programm der Deutschen Welle ausgestrahlt. Hat es einen Einfluss, dass die AfD im Bundestag sitzt auf irgendjemanden in Ägypten oder im Sudan?
Eine Entdeckungsreise
"Ich glaube, die Leute wird es schon interessieren, wie sich die Situation der Araber und der muslimischen Gemeinde hier in Deutschland ändert. Das ist schon immer ein Thema in den arabischen Ländern, dass da eine Pegida-Bewegung ist oder eine Partei, die AfD heißt, die sehr anti Migranten ist, anti Islam ist. Das bewegt schon einige, doch."
Moderator Jaafar Abdul Karim ist 35 Jahre alt. Aufgewachsen ist er im Libanon und in der Schweiz. Nach Deutschland kam er für sein Studium an der TU Dresden. Seit 2011 gibt es den "Shababtalk" – hier geht es nicht nur um Politik, sondern auch um Homosexualität, Polygamie oder Religion. "Sehr viele Themen, die wir ansprechen, sind für Samira im Jemen oder Mohammed in Jordanien oder Sami im Libanon wirklich eine Entdeckungsreise. Eine Möglichkeit, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die man vor Ort nicht so offen, direkt sachlich, aber auch manchmal emotional diskutiert."
Programmhinweis: Am Freitag (06.10.2017) geht es im Deutschlandfunk in "Mikrokosmos - Die Kulturreportage" ausführlich um den "Shababtalk".
In der Redaktion. An den Wänden unzählige Fotos, Zeitungsartikel, Plakate mit dem Gesicht des Moderators und Redaktionsleiters Jaafar Abdul Karim. Mit ihm arbeiten zwei Redakteurinnen und ein Redakteur am "Shababtalk". Gerade sind sie von einer Produktion aus Nordostafrika zurückgekehrt. "Heute werde ich noch die Webvideos aus dem Sudan abnehmen."
Jaafar Abdul Karim: Marke und Aushängeschild
Neben der wöchentlichen Talkshow veröffentlicht die Redaktion jeden Tag Videos mit Interviews und Geschichten junger arabischer Menschen auf Facebook. Jaafar sieht sich auf dem Computer den Clip an, den seine Kollegin Rizlane geschnitten hat. "Also, ich find's gut! Ich find's gut!" "Was hast Du für einen Beitrag gemacht?" "Das ist ein Beitrag in Darfur. Über Flüchtlinge, die da sind. Über eine Frau, die sechs Kinder hat und sie ist Witwe, aber sie hat fast gar nichts."
Die meisten Clips sind circa eine Minute lang – fast immer ist darin auch Jaafar Abdul Karim zu sehen. Der Journalist ist zur Marke und zum Aushängeschild für die Deutsche Welle geworden. Die Facebook-Seite zur Sendung ist erst im Februar online gegangen und hat inzwischen über 600.000 Follower. "Das Ziel ist jetzt, bis Ende dieses Jahres auf eine Millionen Likes zu kommen, weil wir ja erst im Februar angefangen haben und Views wollen wir gerne die 100 Millionen erreichen. Das ist so das Ziel jetzt."
Im Studio tobt die Debatte um den Aufstieg der Rechtspopulisten und die Ängste muslimischer Menschen. Alles auf Arabisch – deutschsprachige Untertitel gibt es nicht, obwohl die Auswahl der Gäste auch für Menschen interessant sein könnte, die nicht Arabisch sprechen.