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Neuer Sport-Streamingdienst
Wie Dyn Media den Sport-Medienmarkt verändern will

Am 23. August dieses Jahres startet Dyn Media mit der Live-Übertragung des Handball-Supercups. Der neue Streamingdienst sei die Zukunft des Sportfernsehens, zeigt sich Gründer und Gesellschafter Christian Seifert sicher.

Von Piet Kreutzer |
Gründer Christian Seifert stellt den Sport-Streamingdienst Dyn Media vor einer Podiumsdiskussion vor.
Gründer Christian Seifert stellt den Sport-Streamingdienst Dyn Media vor einer Podiumsdiskussion vor. (IMAGO / Eibner / IMAGO / Eibner-Pressefoto)
„Das kann ich Ihnen jetzt schon sagen, dass wir mehr Handball-Inhalte in Bewegtbildern sehen als je zuvor. Und das gilt auch für alle anderen Sportarten“, kündigt Dyn-Media-Gründer Christian Seifert vollmundig an. Und das ist nur eine von mehreren Aussagen, an denen sich der frühere Chef der Deutschen Fußball-Liga zukünftig messen lassen muss.
Gemeinsam mit dem Medien- und Technologieunternehmen Axel Springer hat er einen Streamingdienst für „alles außer Fußball“, Dyn Media, gegründet. Die Tischtennis- und Basketball-Bundesligen der Männer sowie die obersten Spielklassen der Männer und Frauen im Handball, Volleyball und Hockey gehören zum Portfolio. Ergänzt wird das Angebot mit europäischem Spitzenhandball bei Damen und Herren.
"Ich war schon immer der Überzeugung, mit dem richtigen Konzept, den richtigen Partnern und sehr viel Engagement ist das möglich, hier grundlegend die Strukturen im deutschen Sport und dann auch im Sport-Medienmarkt zu ändern. Und genau das ist das Ziel.“

17 Millionen potentielle Dyn-Kunden

17 Millionen Menschen interessieren sich laut Studien für die Sportarten im Dyn-Portfolio. Aus diesem Pool will Seifert seine Kunden werben. „Wenn all die Fans, die über Jahre hinweg gesagt haben: Mensch, irgendwie nimmt uns keiner so richtig ernst, wir wollen eigentlich mehr, wir wollen mehr gewertschätzt werden. Wenn die alle zu uns kommen, dann sind wir da schon nah dran.“
Ähnlich sieht es der Medienwissenschaftler Marcus Bölz. Der Leiter des Instituts für Sportkommunikation an der Fachhochschule des Mittelstands erläutert: „Und dann sehe ich vor allem natürlich auch, dass das Potenzial dahintersteckt, dass Menschen, die sich für Sport begeistern, plötzlich neue Inhalte bekommen. Dass sie in Tiefe über Sportarten informiert werden, wo es davor nicht so einfach war an Informationen zu kommen wie Tischtennis, wie Feldhockey auch wie Volleyball.“
Klare Ziele will Seifert aber noch nicht nennen. Er verweist nur auf bisherige Reichweiten, die diese Sportarten bei den Konkurrenten erreicht haben: "Da werden wir mit wenigen Zehntausend Zuschauern am Jahresende sicherlich nicht zufrieden sein."

Jahresabonnement kostet 12,50 Euro im Monat

Mittlerweile stehen auch die Abo-Preise fest. Bei einem Jahresabonnement werden monatlich 12,50 Euro fällig. Wer sich für die Option monatliche Kündigungsfrist entscheidet, zahlt 14,50 Euro.
„Wie eine weitere Preisstruktur in den nächsten Jahren aussehen wird, kann ich heute noch nicht sagen. Aber es ist definitiv kein Einführungsangebot, was wir nach ein paar Monaten über den Haufen werfen", sagt Dyn-CEO Andreas Heyden.
Aber diese Einnahmen fließen nicht komplett an Dyn. Zehn Prozent der Netto-Abo-Gebühren gehen in die Initiative „Move your Sport“, mit der der Nachwuchs gefördert werden soll. Bei der Registrierung können Kunden die Sportart angeben, die sie fördern wollen. „Die Liga verpflichtet sich auf Basis einer bilateralen Vereinbarung, die wir dann mit jeder Liga abschließen, die so entstehenden Gelder zweckgebunden für die Nachwuchsförderung einzusetzen.“

Kern von Dyn sind Live-Übertragungen

Ende Mai sollen das Programmschema sowie die Namen der Reporter, Moderatoren und Experten feststehen. Kern des neuen Streamingdienstes sind die Live-Übertragungen. Dazu kommt laut Marcel Wontorra, bei Dyn Media für das operative Geschäft zuständig, ein Media Network. Mit Hilfe von Partnern soll mehr Aufmerksamkeit für die Sportarten erreicht werden. Neben den Live-Partnern ARD und Bild-TV gibt es auch Kooperationen mit DAZN, Sport 1 und sportdeutschland.tv.
„Darüber hinaus arbeiten wir dann mit den Ligen und Clubs zusammen, die Bewegtbild-Inhalte von uns bekommen und diese über ihre Kanäle ausspielen können. Und wir wollen mit Publikums-und Regionalmedien zusammenarbeiten sowie Fachmedien und Influencern also eigentlich auch alle mit ihnen.“
Unter anderem wird eine Kooperation mit den regionalen Zeitungen am Standort der Bundesligisten angestrebt. Dyn Media stellt den Zeitungen Clips von ihren örtlichen Vereinen für die Website der lokalen Medien zur Verfügung. Der Streamingdienst hält so die Berichterstattung zwischen den Spielen aufrecht. Und die Verlage können kostengünstig ihr Bewegtbild-Angebot attraktiver gestalten. Denn es fallen keine Rechtekosten an, nur eine Technik-Gebühr.

Seifert: "Springer hat einiges zu bieten"

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Reichweite ist auch der Mehrheitseigner, der Axel Springer-Konzern Christian Seifert: „Wenn es um reichweitenstarke Sportberichterstattung geht, dann hat Springer schon einiges zu bieten. Das ist ein technologisch und digital sehr innovatives Unternehmen und sehr unternehmerisch geprägt.“
Ähnlich sieht das auch der Medienwissenschaftler Marcus Bölz. Er sagt, das klassische Kerngeschäft von Springer als traditionelles Printmedienhaus stehe derzeit zur Disposition: „Dazu hat man vermehrt eine Strategie, wo man die digitale Transformation ernst nimmt. Und versucht, Medieninhalte in diese neue digitale Welt auch übersetzen zu können. Und ich behaupte, dass Springer hier versucht Sportjournalismus in eine neue digitale Zeit so zu übersetzen, dass es halt auch marktkonform ist und damit auch Geld zu verdienen ist.“