Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte sich Ende Oktober vom E-Sport distanziert. In einer Mitteilung erklärte der Verband, "dass E-Gaming in seiner Gesamtheit nicht den zentralen Aufnahmekriterien entspricht, die das Sport- und Verbändesystem unter dem Dach des DOSB konstituieren und prägen". Damit will der DOSB dem E-Sport vorerst keinen Platz in seinem Programm einräumen.
Der DOSB habe sich eine Chance entgehen lassen, sagte Jan Pommer, Vizepräsident des eSport-Bundes Deutschland und gleichzeitig Direktor bei der höchsten Deutschen E-Sport-Liga ESL. "E-Sport ist ein Sport der jungen Generation", erklärte Pommer.
Der Begriff des Sports sei wandlungsfähig. Drei Millionen Menschen würden in Deutschland E-Sport betreiben und der Großteil könne sich vorstellen Mitglied in einem Verein zu sein.
Ziel Gemeinnützigkeit für E-Sport-Vereine
Sein Ziel sei, dass ein E-Sport-Klub wie ein Tischfußballklub oder Bridge-Verein behandelt werde und damit Gemeinnützigkeitsvorteile in Anspruch nehmen kann, sagt Pommer.
Veronika Rücker, Vorstandsvorsitzende des DOSB sagte, sie spüre aktuell keinerlei Abflüsse von Jugendlichen aus dem organisiertem Sport hin zum E-Sport. "80 Prozent der Kinder zwischen sieben und 14 Jahren sind Mitglied in einem Sportverein und bisher können wir da keine rückläufigen Zahlen feststellen."
Hoffnung schöpft Jan Pommer auch durch den Koalitionsvertrag der Bundesregierung, die Gaming als Sport anerkennen möchte. "Wir werden die Bundesregierung an ihre Versprechen erinnern", sagte Pommer. Das Thema Gemeinnützigkeit würde man sonst "durch die Instanzen fechten".
"Die Strukturen des E-Sports sind aus dem Kommerziellen erwachsen", sagte Markus Breuer, Wirtschaftsprofessor der SRH Hochschule in Heidelberg. Momentan habe der E-Sport noch keine breite Masse an Amateursportlern, die in nicht-kommerziellen Vereinen organisiert sind.
Er habe erlebt, dass Vereine, die Nachwuchsprobleme haben, dem Thema E-Sport deutlich offener gegenüber standen.
Das E-Sport möglicherweise nicht in das Programm der Olympischen Spiele aufgenommen werde, sieht Jan Pommer derweil nicht als schlimm an. "E-Sport hat eine Kraft aus sich selbst heraus. Ich würde dazu raten, unabhängig zu bleiben."
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