Archiv

E-Sport und Sport
Beziehung in der Klärungsphase

E-Sport und traditioneller Sport - wer braucht wen, wie können beide voneinander lernen und vor allem: ist E-Sport überhaupt Sport? Die sehr unterschiedlichen Antworten auf diese Fragen wurden bei der 8. Sportkonferenz im Deutschlandfunk kontrovers diskutiert.

Ausschnitte aus Diskussionen bei der Dlf-Sportkonferenz |
E-Sportler bei einem Demonstrationswettbewerb während der Dlf-Sportkonferenz 2019
E-Sportler bei einem Demonstrationswettbewerb während der Dlf-Sportkonferenz 2019 (Dlf/Sturmberg)
Die aktiven Verteter von traditionellem Sport und E-Sport diskutieren bei der 8. Sportkonferenz im Deutschlandfunk direkt miteinander: Marcel Kirstges ist Leichtathlet und Bobfahrer. Er zieht eine klare Grenze: E-Sport sei generell Spiel und kein Sport.
Für den E-Sportler Dara Safarpour vom Team der RWTH Aachen ist E-Sport dagegen mehr Sport als normaler Sport: "Wo ist eigentlich die mentale Anstrengung beim Weitsprung?", fragte er provokant und sorgte für ein Raunen im Publikum.
Dara Safarpour (l) und Marcel Kistges im Gespräch mit Dlf-Sportmoderator Klaas Reese (Mitte)
Dara Safarpour (l) und Marcel Kistges im Gespräch mit Dlf-Sportmoderator Klaas Reese (Mitte) (Deutschlandradio / Jessica Sturmberg)
Kirstges antwortete: "Ich habe fast eine Geschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde, wenn ich vorne am Balken ankomme." Damit man bei dieser Geschwindigkeit den Balken richtig treffe, müssten ganz viele Sinne zusammenarbeiten. "Das ist eine hohe mentale Anstrengung – gerade auch im Training."
Die beiden zeigten sich im Laufe des Gesprächs sehr meinungs- und streitfreudig, fanden aber auch Parallelen zwischen traditionellem Sport und E-Sport.
Forderung nach einer sachlichen Debatte
In der Podiumsdiskussion traffen dann Funktionäre aus E-Sport und traditionellem Sport, Politiker und die Sportwissenschaftlerin Carmen Borggrefe aufeinander. "Alle Sportarten haben gemein, dass es da um die Kommunikation körperlicher Leistungen geht. Das ist das, was den Sport eint", erklärte Borggrefe. Beim E-Sport ginge es darum, mittels motorischer Aktivität einen Avatar zu steuern. Deswegen sei E-Sport aus ihrer wissenschaftlichen Sicht generell kein Sport.
Die Sportwissenschaftlerin Carmen Borggrefe von der Uni Stuttgart und Markus Kerber, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern
Die Sportwissenschaftlerin Carmen Borggrefe von der Uni Stuttgart und Markus Kerber, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern (Deutschlandradio / Jessica Sturmberg)
Lars Klingbeil vertrat die Gegenmeinung: "Für mich ist es Sport", sagte der SPD-Generalsekretär: "Ich gehöre zu den Leuten, die es mit in den Koalitionsvertrag mit reingeschrieben haben".
Markus Kerber, Sport-Staatssekretär im Bundesinnenministerium, forderte eine sachliche Debatte. Nur mithilfe einer solchen Debatte könne man politische Entscheidungen zu dem Thema fällen.
"Wettkampf mit der Hilfe von Videospielen"
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will innerhalb der verschiedenen Spiele unterscheiden. Die virtuellen Sportarten seien sportähnlich, erklärte Veronika Rücker, die Vorstandsvorsitzende des DOSB, aber anderes "Gaming" würde nicht unter das Dach des organsierten Sport passen. Der DOSB habe verschiedene Prüfkriterien und danach passe der E-Sport nicht in Gänze unter das Dach des organisierten Sports.
Veronika Rücker, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes und Hans Jagnow, Präsident des eSport-Bund Deutschland (re.).
Veronika Rücker, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes und Hans Jagnow, Präsident des eSport-Bund Deutschland (re.) (Deutschlandradio / Jessica Sturmberg)
Genau das will Hans Jagnow dagegen erreichen. Der Präsident des E-Sport-Bundes Deutschland erklärte auch, warum er eine Trennung zwischen verschiedenen Computerspielen nicht sinnvoll findet: "Die Handlung, die da zentral ist, ist tatsächlich der Wettkampf mit der Hilfe von Videospielen."
Alle Beiträge der 8. Sportkonferenz im Deutschlandfunk finden Sie hier: