Die Experten haben einen Hoffnungsträger ausgemacht: Blut. Genauer gesagt, das Blut von Menschen, die Ebola überlebt haben.
"Wir waren uns einig, dass diese Rekonvaleszenten-Seren für die Behandlung von Ebola eingesetzt werden können. Und dass wir den betroffenen Ländern jetzt dabei helfen müssen, die Seren sicher anzuwenden."
Sagt Marie-Paule Kieny von der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
"Die Chancen stehen gut, dass diese Blutprodukte sehr wirksam sind. Inzwischen gibt es viele Patienten, die Ebola überlebt haben. Wenn sie ihr Blut spenden, können wir die Kranken sofort damit behandeln. Und je mehr überleben, desto mehr Seren bekommen wir. Das alles findet jetzt schon statt."
Antikörpercocktail ZMapp zeigt erste Erfolge
Auf dem Treffen wurden auch noch weitere potenzielle Ebola-Medikamente diskutiert. Alles Wirkstoffe, die noch nicht für den Menschen zugelassen sind. Darunter auch ZMapp, ein Antikörpercocktail, mit dem schon sieben Helfer behandelt worden sind – und der in den Medien schon als Wundermittel gegen Ebola gefeiert wurde.
"Wir müssen erst noch herausfinden, welche Wirkstoffe tatsächlich wirken. Und das können wir nur dort, wo Ebola vorkommt. Wir haben einfache Studienprotokolle erarbeitet, mit denen wir die Wirkstoffe testen können, um so schnell wie möglich abzuschätzen, ob das Mittel hilft oder nicht. Dann werden sie entweder weiter eingesetzt – oder verworfen."
Impfstoff frühestens im November verfügbar
Die Studien finden direkt in den Behandlungszentren statt, mit Ebola-Kranken. Die müssen vorher umfassend aufgeklärt werden und der Behandlung zustimmen, sagt Marie-Paule Kieny.
"Weil wir natürlich noch nicht wissen, ob die Behandlung wirklich sicher ist – oder wirksam. "
Im November - frühestens – könnte auch ein Impfstoff verfügbar sein. Im Moment finden erste Sicherheitsstudien am Menschen statt, zuerst in den USA, später auch in Mali, einem Land, das an Guinea angrenzt. Samba Sow vom Zentrum für Impfstoffentwicklung kann es kaum erwarten.
"Ich wäre gern der erste Freiwillige in Afrika, der den Impfstoff erhält. Wir hatten bislang 19 Ebola-Verdachtsfälle in Mali. Und 18 davon habe ich untersucht. Ich habe ihnen Blut abgenommen, ich habe auch vier Leichen autopsiert. Wenn es einen Impfstoff gibt: Her damit, ich will der Erste sein! Das wäre auch ein wichtiges Signal an meine Landsleute, dass ich dem Impfstoff vertraue."
An dem Treffen in Genf haben auch Wissenschaftler aus Deutschland teilgenommen, darunter Christoph Conrad vom Paul Ehrlich Institut, das hierzulande für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, und für Blutprodukte.
"Das sind natürlich auch die Bereiche, in denen wir von Anfang an angeboten haben, dass wir da mit regulatorischer Beratung zur Seite stehen und bereit sind, uns sehr früh in den Prozess einzuklinken. Weil das im Grunde wirklich hilft, den Prozess zu beschleunigen."
Mitarbeiter des PEI wollen prüfen, wie die Rekonvaleszentenseren vor Ort sicher hergestellt und eingesetzt werden können. Und sie helfen dabei, die Impfstudien zu koordinieren. Bei aller Beschleunigung: Die Ansprüche bleiben dieselben. Nutzen und Risiken müssen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden, sagt Christoph Conrad.
"Ich denke, jeder der Beteiligten war sich der Verantwortung in der Situation bewusst. Es sind natürlich auch leidenschaftliche Plädoyers gehalten worden, wie dringend auch Aspekte der Hoffnung berücksichtigt werden müssen, weil die Leute vor Ort einfach Hoffnung verlieren und das Vertrauen in die Gesundheitssysteme schwindet. Aber im Grunde ist man sich sehr schnell einig geworden, welche Maßnahmen hier Sinn machen und vorangetrieben werden müssen."
Wie gut die Rekonvaleszentenseren wirklich helfen, ob es ein wirksames Medikament gegen Ebola gibt oder vielleicht sogar einen Impfstoff – all das wird sich aber erst noch zeigen müssen.