Die Ebola-Epidemie - wir haben sie zu einer Bedrohung für Frieden und Sicherheit in der Welt erklärt. Das war genau heute vor einer Woche. Wir, das ist der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Samantha Power, die Amerikanerin, die derzeit dem Gremium vorsitzt, griff zu diesem ungewöhnlichen Mittel: die internationale Gemeinschaft im Kampf gegen ein Virus.
Wegsehen hilft nicht, so Power. Heute guckt die Welt wieder hin: mit einem hochkarätigen Treffen am Rande der UN-Generaldebatte. Ban Ki-moon hat gerufen. Und forderte bereits gestern mehr von der Welt. Viel mehr. Pflege und Erfassung der Patienten, Transport und Ausrüstung – all das müsse verzwanzigfacht werden.
Doch bisher, da hat die Welt viel zu lange weggesehen. Vor sechs Monaten berichtete die Weltgesundheitsorganisation WHO erstmals über den Ausbruch der Krankheit. Seitdem sind die Zahlen rapide angestiegen. Auf aktuell über 5800 Infizierte, über 2800 Tote. Zahlen, hinter den furchtbare Schicksale stehen. Stundenlanges Warten auf Krankenwagen. Pflegestationen, in denen Eimer mit Erbrochenem und Urin stehen – all das hoch ansteckend. Wenn die internationale Gemeinschaft nicht aufsteht, werden wir ausgelöscht. So ein verzweifelter Hilferuf aus Monrovia. Von Ärzte ohne Grenzen, per Videoschalte in den Sicherheitsrat vor einer Woche.
Fast schon flehentlich appellierte Jackson Niama: Wir brauchen eure Hilfe! Jetzt! Die Vereinten Nationen reagierten. Ban Ki-moon ernannte David Nabarro als Sondergesandten für Ebola.
"Der Ausbruch von Ebola in Westafrika ist eine einzigartige Krise. Deshalb habe ich eine einzigartige Hilfsmaßnahme gestartet."
Nämlich eine Mission zur Notfallhilfe. Gefolgt vom heutigen Treffen – das vor allem mehr Hilfe mobilisieren soll. Aber - all das eben ein halbes Jahr nach den kleinen Anfängen der nun so großen Epidemie. Wie auch Außenminister Steinmeier am Rande der Generaldebatte eingestand.
In Deutschland haben sich rund 2.000 Freiwillige gemeldet
Umso mehr freue er sich, dass nun 2.000 Freiwillige aus Deutschland in die drei betroffenen Länder reisen werden. Die Präsidenten aus Guinea, Liberia und Sierra Leone werden alle an dem heutigen Treffen teilnehmen beziehungsweise zugeschaltet sein.
Man kann das leicht für ein weit entferntes Problem halten, so Obama gestern bei der Generaldebatte. Bis es das dann nicht mehr ist. Eine Krankheit, die die Ärmsten in Afrika trifft – sie hat bislang nicht viel Anteilnahme ausgelöst. Wir brauchen mehr, sagte der US-Präsident, um eine Krankheit zu stoppen, die Hunderttausende umbringen könnte.
Ebola verursacht furchtbares Leid, destabilisiert die Wirtschaft der Länder – und könnte schnell Grenzen überspringen. Der US-Präsident hat eine beängstigende Studie vorliegen. Die amerikanischen Zentren für Seuchenkontrolle (CDC) schätzen, dass sich bis Anfang kommenden Jahres zwischen 550.000 und 1,4 Millionen Menschen in Westafrika mit Ebola infizieren könnten. Sie gehen davon aus, dass die Zahl der gemeldeten Infektionen weit unter den tatsächlichen Ansteckungen liegt.
Es ist Aufgabe der internationalen Gemeinschaft, nicht nur das Ebola-Virus zu bekämpfen. Sondern auch das Virus von Furcht und Fehlinformation, appellierte Ban Ki-moon gestern.