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Ebola
Europa sucht die Antwort auf das Virus

Wie soll die Europäische Union auf die Ebola-Epidemie reagieren? In Luxemburg suchen die EU-Außenminister nach einer Antwort. Frank-Walter Steinmeier wünscht sich eine zivile EU-Mission und ein "koordiniertes Vorgehen" - und erhält dafür Unterstützung von Amtskollegen.

20.10.2014
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) spricht am 11.09.2014 im Deutschen Bundestag in Berlin zu den Abgeordneten.
    Bundesaußenminister Steinmeier: Die Ebola-Epidemie ist eine ganz große menschliche Tragödie. (pa/dpa/Jensen)
    Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft dürfe aber kein "hektischer Aktionismus" sein, sagte Steinmeier vor Beginn des Treffens. Die westlichen Staaten müssten ihre vorhandenen Fähigkeiten bündeln und bei der Ausbildung von Helfern ebenso zusammenarbeiten wie beim Rücktransport von Hilfspersonal, das in Westafrika erkrankt sei. Die Epidemie sei "eine ganz große menschliche Tragödie". Es drohten "ganze Strukturen und Staaten zusammenzubrechen". Erneut sprach sich der deutsche Außenminister für eine "europäische Plattform" aus, um auch kleineren Ländern die Hilfe in Westafrika zu ermöglichen.
    "Eine gesunde Basis"
    Unterstützung erhielt er von Jean Asselborn. Steinmeiers Vorschlag sei "eine gesunde Basis, um heute konstruktiv gegen diese Katastrophe zu arbeiten", sagte sein luxemburgischer Amtskollege.
    Zuvor hatte der Ebola-Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, eingeräumt, dass die Weltgemeinschaft zu spät auf den Ebola Ausbruch reagiert habe. Beim Weltgesundheitsgipfel in Berlin forderte Lindner außerdem eine Aufstockung der Hilfen für die betroffenen Länder in Westafrika: "Wir müssen alles versuchen, diese Länder zu stützen, damit sie nicht zerfallen." Lindner berichtete von seinem Besuch in der Region: "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte er. Ebola und die Schutzmaßnahmen dagegen veränderten das Zusammenleben der Menschen drastisch.
    Leben ohne Körperkontakt
    Ähnliches schilderte der Entwicklungshelfer Manfred Rink im DLF-Interview: "Das soziale Leben in Sierra Leone hat sich in den letzten Monaten seit Ausbruch von Ebola sehr geändert", sagte er. "Das hört sich vielleicht komisch an für Sie, aber ich versuche, ohne Körperkontakte zu leben: keine Hände schütteln, keine Umarmungen."
    Eine Ausbreitung des Virus nach Europa fürchten Experten nicht. "Wir sind mit unseren Gesundheitssystemen in den Industriestaaten sehr gut aufgestellt, um diese Infektionsketten sehr schnell und sofort zu unterbrechen", sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Montgomery, im DLF. Gerade Deutschland sei im Gesundheitssystem sehr gut aufgestellt und "maximal vorbereitet".
    (swe/bor)