Im Bereich T, den Garagen der Sanitätskaserne der Bundeswehr, standen früher Einsatzfahrzeuge, heute hängen hier durchsichtige Baufolien an langen Leinen:
"Diese mobile Ausstattung ist unabhängig von Räumen, die wir so vorfinden. Man braucht ca. 20 Quadratmeter."
Vor Kurzem hat Gelimer Genzel als Abteilungsleiter am Institut für Mikrobiologie das mobile Ebola-Labor übernommen. Sieben Jahre lang hatte sein Vorgänger Roman Wölfl das transportable Labor entwickelt. In der Zwischenzeit beteiligt sich die Europäische Kommission an der zivilen Nutzung des European Mobile Lab-Systems.
Labor in 31-Kilo-Kisten
Genzel und seine Mitarbeiter sitzen derzeit auf gepackten Koffern. Jederzeit könnte der Anruf kommen: Abflug Richtung Westafrika. Vor dem Major stehen dunkelgrüne Kästen:
"Sie sehen ja hier, das sind solche Explorercases, da ist das ganze Labor drin, da können Sie an den Flugschalter gehen und sagen, wir fliegen jetzt mal nach X und dann geht es los."
"Alles, was man im Labor normalerweise braucht, Schutzkittel, Handschuhe, Pipetten, Spritzen, eingeschweißt Reaktionsgefäße, damit sie alle staub- und wasserdichtgeschützt sind, alles was man im konventionellen Labor im Prinzip braucht, um molekularbiologische Diagnostik zu machen, befindet sich in den Kisten, die einzeln nicht mehr als 31 Kilo wiegen, damit sie auch zivil luftverlegbar bleiben."
In 72 Stunden könnte es losgehen, sagt Kilian Stöcker, der zivile Mitarbeiter von Genzel, der bereits im März ein mobiles Labor nach Guinea brachte, mitten in den Dschungel, zu den Ebola-Patienten:
Blutergebnis in vier Stunden
"Wie wir das vor Ort gestalten, da ist Improvisation gefragt. Als wir nach Guinea gekommen sind, waren die Ärzte ohne Grenzen so nett und haben uns eines ihrer Zelte zur Verfügung gestellt, in das wir dann unsere Laborausrüstung gebracht haben. Im Labor gibt es die Raumtrennung mittels der Baufolien, die wir dabeihaben. Wir können alles so schön einrichten, wie wir das wollen."
Dauert die Untersuchung einer Blutprobe vor Ort in Liberia, Guinea oder auch Nigeria oft Tage, kann das mobile Ebola-Labor innerhalb von vier Stunden eine Infektion nachweisen. Eine schwäbische Spezialfirma entwickelte gemeinsam mit dem Münchner Roman Wölfl durchsichtige Laborboxen, die Temperaturen von über 50 Grad und Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent standhalten müssen, dazu Spezialcomputer, Testgeräte, Mikroskope. Bislang habe das System noch nie versagt, so Stöcker mit Guinea-Erfahrung. Rund 150.000 Euro kostet ein Labor, pro Tag kommen noch einmal 7.000 Euro hinzu:
"Der Aufbau des gesamten Setups dauert vier bis fünf Stunden, je nachdem welche Infrastruktur wir vorfinden."
Fehlendes Personal für mobile Ebola-Labore
Das Münchner Ebola-Labor gilt als das beste weltweit. Andere Nationen wie die Amerikaner, Kanadier oder Chinesen entwickeln eigene Systeme, aber in den Krisengebieten ist das European Mobile Lab Gold wert. Vor allem die Organisation Ärzte ohne Grenzen arbeitet mit Genzel und Kollegen gern zusammen, man hilft sich bei der Stromversorgung:
"Ansonsten können wir das Labor betreiben, entweder mit einem Generator, den wir vor Ort kaufen oder sogar über Autobatterie."
Das größte Problem, vor dem die Ebola-Labor-Entwickler stehen, ist das fehlende Personal. Derzeit existieren vier mobile Ebola-Labore, drei werden bereits in Guinea und Liberia benutzt, das vierte wartet auf den Einsatz.
Stromversorgung über Autobatterie möglich
"Es würde nichts bringen, weitere Labore aufzubauen, weil wir haben nicht das Personal. Wir kriegen mit Mühe und Not unsere beiden Laboreinheiten, die wir im Einsatz haben, mit Personal versorgt."
Die Ebola-Epidemie ist mit all ihren Auswirkungen am Münchner Bundesinstitut für Mikrobiologie angekommen. Ob der Anruf heute kommt oder morgen, wissen Genzel und Stöcker nicht; dass er kommt, steht außer Frage.