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Edition der Briefe
"Mendelssohn hasste es, über Musik zu schreiben"

Erstmals bietet eine Edition einen Gesamtüberblick über die Briefe des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. An diesen Briefen merke man, dass Mendelssohn sie nicht für die Ewigkeit oder für Dritte geschrieben habe, so der Musikwissenschaftler und Mitherausgeber der Edition Helmut Loos im Dlf. Der Komponist der Romantik stilisierte sich darin nicht zu einem großen Künstler.

Helmut Loos im Gespräch mit Christoph Vratz |
    Das Kürzel "FMB" steht unter einem von mehreren Briefen von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
    Das Kürzel "FMB" steht unter einem von mehreren Briefen von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) (picture alliance / dpa - Repro dpa/lsn)
    "Mendelsohn ist ein absoluter Gegentyp" zu Robert Schumann oder Richard Wagner und wie diese von sich selbst als Künstler schrieben, erklärte Loos. So sei es für Mendelssohn eigentlich Quatsch gewesen, über seine Musik zu schreiben, sagte der Musikwissenschaftler. Komponisten sollten Komponieren. "Deshalb hat sich Mendelsohn auch immer geweigert, öffentlich zu seiner Musik Stellung zu nehmen." In den Briefen werde nun diese Position charakteristisch wiedergegeben.
    Das Denkmal von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Innenstadt von Leipzig
    Das Denkmal von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Innenstadt von Leipzig (picture alliance / dpa - Waltraud Grubitzsch)
    Die herausgegebene Edition mit den Briefen des Komponisten umfasst zwölf Bände und rund 10.000 Seiten. Wichtig sei es bei einem Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, sich einen Überblick über den Gesamtbestand der Briefe zu verschaffen, so Loos. Bislang sei schon vereinzelt von dem Bestand etwas veröffentlicht worden, das sei aber nicht immer korrekt passiert. "Da ist auch oft vieles geschönt worden."
    Einblick in die Beziehung zu seiner Schwester Fanny
    Der Briefkorpus Mendelssohns umfasse unterschiedliche Brieftypen, erklärt der Mitherausgeber der Edition. Zum Beispiel erfahre man viel über seine Kontakte und seinen breiten Freundeskreis in den Briefen an die Familie. Engen Briefkontakt hielt der Komponist zu seiner Schwester Fanny. Über die Beziehung zu ihr gebe es Geschichten, dass er ihre künstlerischen Ambitionen verhindern wollte. Laut Loos geben die Briefe einen differenzierteren Einblick. Die Vorbehalte Mendelssohns gegenüber einer öffentlichen Tätigkeit Fannys habe sich eher aus einer Sorge um seine Schwester gespeist, weil damit Stress und Anspannung verbunden sei. "Er hat seiner Schwester nicht empfohlen, ihre Klavierlieder zu veröffentlichen. Aber als sie es dann getan hat, gegen seinen Willen, hat er sie herzlich beglückwünscht und ihr alles Glück gewünscht."
    Loos charakterisiert den Komponisten des 19. Jahrhunderts nicht als das selbstverstandende Originalgenie, sondern als "treu sorgenden Hausvater": "Er ist einer, der seine eigene Person absolut nicht in den Mittelpunkt stellt." Und das habe Mendelssohn so in seiner Familie und auch mit seinen Musikern gehandhabt. Er habe sich für ein vernünftiges Miteinander eingesetzt, ganz anders als zum Beispiel "Durchsetzungstypen wie Richard Wagner", so Loos.