Susanne Kuhlmann: Garantiepreise für die Betreiber von Windparks, Solar- und Biogasanlagen – die Umlage für erneuerbare Energien steigt im kommenden Jahr von 5,2 auf 6,2 Cent pro Kilowattstunde. Die Einkaufspreise an der Strombörse sind zwar zurzeit sehr niedrig, aber damit ist die Differenz zum garantierten Preis für Anlagenbesitzer besonders groß – eine Differenz, die Stromkunden auszugleichen haben, allerdings nicht alle, denn es gibt Ausnahmeregelungen für Großverbraucher. EnBW und auch E.on versprechen ihren Privatkunden zwar, die Preise bis ins nächste Jahr stabil zu halten, aber viele andere Versorger werden sich wohl zu Preiserhöhungen entschließen, auch, weil ihre Kosten für die Durchleitung von Strom steigen: die Netzentgelte. Am Telefon in Heidelberg ist Dagmar Ginzel, Energieexpertin beim Vergleichsportal Verivox. Guten Tag!
Dagmar Ginzel: Hallo, guten Tag!
Kuhlmann: Frau Ginzel, wird es immer so weitergehen mit dem Anstieg der Strompreise oder ist irgendwann ein Ende in Sicht?
Ginzel: Also wir haben leider seit 2004 Strompreise, die um 50 Prozent gestiegen sind, und es ist nicht wirklich so, dass wir sagen können, dass der Strompreis in Summe sinkt.
Kuhlmann: Golfclubs, Mastställe, Autohäuser - 1500 Unternehmen beantragten in diesem Jahr von Netzentgelten, also den Durchleitungskosten für Strom, befreit zu werden, auch Unternehmen also, die nicht im internationalen Wettbewerb stehen. Rund 2500 Betriebe profitieren bereits von einer solchen Befreiung, und Hunderte von Fällen sind noch strittig. Kleinere Firmen und Privatkunden müssen für diese Ausfälle aufkommen, aber die Kosten fürs Nutzen des Stromnetzes sind in Deutschland offenbar recht uneinheitlich?
Ginzel: Ja, es ist tatsächlich so, dass wir festgestellt haben, dass die Netznutzungsentgelte, also die Kosten für den Transport von Strom im Moment sehr uneinheitlich sind, die werden auch gerade festgelegt. Das ist natürlich ein wichtiger, großer Posten, weil der ist ein Teil, der macht fast 25 Prozent vom Strompreis aus, und wenn die massiv steigen, heißt das für den Verbraucher vor Ort, der Strompreis würde steigen.
Kuhlmann: Warum sind diese Kosten denn so unterschiedlich?
Ginzel: Dass die Kosten sehr unterschiedlich sind, kann an verschiedenen Dingen liegen. Also manchmal werden Überlandleitungen zum Beispiel in den Bergen hoch gebaut, das kann sehr teuer sein, oder natürlich in Großstädten müssen Straßen aufgerissen werden. Wir wissen, dass in München die Netznutzungsentgelte vermutlich - weil noch sind sie nicht wirklich festgelegt - sehr, sehr hoch sein werden. Dann gibt es aber wieder andere Regionen, da sinken sie stark, vielleicht sind da die Netze abgeschrieben, es wird auch kein Zubau durch erneuerbare Energien erwartet. Das heißt, im Moment ist das eine Gemengelage, die sehr, sehr ungewiss ist.
Kuhlmann: Über Ihr Portal können sich Verbraucher ja informieren, können Preise vergleichen. Welche weiteren Komponenten fließen in Ihre Berechnungen denn ein?
Ginzel: Also man muss sich das so vorstellen: Den Strompreis, den kann man grob in drei Teile teilen. Der eine große Teil sind natürlich die ganzen Steuern und Abgaben, der macht mehr als 40 Prozent aus. Dann haben wir den Teil der Netznutzungsentgelte, also der Transport des Stroms in den Netzen, der macht fast ein Viertel aus. Und dann haben wir noch einen Teil, das ist das, was die Versorger im Prinzip zu verantworten haben: Wie teuer beschaffen sie den Strom oder wie günstig, und was schlagen sie sich selbst für Vertriebskosten oder vielleicht für den Schnaps oben drauf mit rein in die Kosten? Und diese drei Teile machen im Prinzip den Strompreis für Endkunden aus.
Kuhlmann: Daran können die privaten Kunden ja eigentlich nicht viel machen, aber sie haben dennoch die eine oder andere Möglichkeit, unter Umständen an der Preisschraube zu drehen. Für wen könnte sich denn beispielsweise ein Wechsel des Anbieters auszahlen oder auch eine Vereinbarung mit dem Versorger über Preiskonstanz für die nächsten ein oder zwei Jahre?
Ginzel: Also wir haben sowohl im Bereich private Haushaltskunden als auch Gewerbekunden in den letzten Jahren immer steigende Strompreise gesehen. Auch wenn jetzt die Strompreise vielleicht für private Haushaltskunden nicht ganz so stark steigen werden, für Gewerbe werden sie wahrscheinlich um fast sieben Prozent steigen, also ist ein Angucken seines Stromvertrages für jeden relevant. Wir haben festgestellt, dass Ersparnis im Gewerbebereich bis zu 30 Prozent möglich ist, bei privaten Haushalten ist das teilweise noch mehr. Eine Familie mit drei bis vier Personen kann sehr gut 300 Euro im Jahr sparen.
Kuhlmann: Soweit Dagmar Ginzel vom Vergleichsportal Verivox zur voraussichtlichen Entwicklung der Strompreise. Dank dafür nach Heidelberg!
Ginzel: Bitte schön, gern geschehen!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Dagmar Ginzel: Hallo, guten Tag!
Kuhlmann: Frau Ginzel, wird es immer so weitergehen mit dem Anstieg der Strompreise oder ist irgendwann ein Ende in Sicht?
Ginzel: Also wir haben leider seit 2004 Strompreise, die um 50 Prozent gestiegen sind, und es ist nicht wirklich so, dass wir sagen können, dass der Strompreis in Summe sinkt.
Kuhlmann: Golfclubs, Mastställe, Autohäuser - 1500 Unternehmen beantragten in diesem Jahr von Netzentgelten, also den Durchleitungskosten für Strom, befreit zu werden, auch Unternehmen also, die nicht im internationalen Wettbewerb stehen. Rund 2500 Betriebe profitieren bereits von einer solchen Befreiung, und Hunderte von Fällen sind noch strittig. Kleinere Firmen und Privatkunden müssen für diese Ausfälle aufkommen, aber die Kosten fürs Nutzen des Stromnetzes sind in Deutschland offenbar recht uneinheitlich?
Ginzel: Ja, es ist tatsächlich so, dass wir festgestellt haben, dass die Netznutzungsentgelte, also die Kosten für den Transport von Strom im Moment sehr uneinheitlich sind, die werden auch gerade festgelegt. Das ist natürlich ein wichtiger, großer Posten, weil der ist ein Teil, der macht fast 25 Prozent vom Strompreis aus, und wenn die massiv steigen, heißt das für den Verbraucher vor Ort, der Strompreis würde steigen.
Kuhlmann: Warum sind diese Kosten denn so unterschiedlich?
Ginzel: Dass die Kosten sehr unterschiedlich sind, kann an verschiedenen Dingen liegen. Also manchmal werden Überlandleitungen zum Beispiel in den Bergen hoch gebaut, das kann sehr teuer sein, oder natürlich in Großstädten müssen Straßen aufgerissen werden. Wir wissen, dass in München die Netznutzungsentgelte vermutlich - weil noch sind sie nicht wirklich festgelegt - sehr, sehr hoch sein werden. Dann gibt es aber wieder andere Regionen, da sinken sie stark, vielleicht sind da die Netze abgeschrieben, es wird auch kein Zubau durch erneuerbare Energien erwartet. Das heißt, im Moment ist das eine Gemengelage, die sehr, sehr ungewiss ist.
Kuhlmann: Über Ihr Portal können sich Verbraucher ja informieren, können Preise vergleichen. Welche weiteren Komponenten fließen in Ihre Berechnungen denn ein?
Ginzel: Also man muss sich das so vorstellen: Den Strompreis, den kann man grob in drei Teile teilen. Der eine große Teil sind natürlich die ganzen Steuern und Abgaben, der macht mehr als 40 Prozent aus. Dann haben wir den Teil der Netznutzungsentgelte, also der Transport des Stroms in den Netzen, der macht fast ein Viertel aus. Und dann haben wir noch einen Teil, das ist das, was die Versorger im Prinzip zu verantworten haben: Wie teuer beschaffen sie den Strom oder wie günstig, und was schlagen sie sich selbst für Vertriebskosten oder vielleicht für den Schnaps oben drauf mit rein in die Kosten? Und diese drei Teile machen im Prinzip den Strompreis für Endkunden aus.
Kuhlmann: Daran können die privaten Kunden ja eigentlich nicht viel machen, aber sie haben dennoch die eine oder andere Möglichkeit, unter Umständen an der Preisschraube zu drehen. Für wen könnte sich denn beispielsweise ein Wechsel des Anbieters auszahlen oder auch eine Vereinbarung mit dem Versorger über Preiskonstanz für die nächsten ein oder zwei Jahre?
Ginzel: Also wir haben sowohl im Bereich private Haushaltskunden als auch Gewerbekunden in den letzten Jahren immer steigende Strompreise gesehen. Auch wenn jetzt die Strompreise vielleicht für private Haushaltskunden nicht ganz so stark steigen werden, für Gewerbe werden sie wahrscheinlich um fast sieben Prozent steigen, also ist ein Angucken seines Stromvertrages für jeden relevant. Wir haben festgestellt, dass Ersparnis im Gewerbebereich bis zu 30 Prozent möglich ist, bei privaten Haushalten ist das teilweise noch mehr. Eine Familie mit drei bis vier Personen kann sehr gut 300 Euro im Jahr sparen.
Kuhlmann: Soweit Dagmar Ginzel vom Vergleichsportal Verivox zur voraussichtlichen Entwicklung der Strompreise. Dank dafür nach Heidelberg!
Ginzel: Bitte schön, gern geschehen!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.