Die Verteidigung ist entwaffnend ehrlich: Ein paar Fragezeichen gebe es bei der Dissertation des früheren EU-Kommissars zwar schon, räumt Vladimir Krcmery ein, der Direktor einer privaten Universität in Bratislava. Letzten Endes seien aber andere Dinge entscheidend gewesen.
"Ich würde es so sagen: Er hatte eine herausgehobene Position. Und das ist natürlich für uns eine Frage des Prestiges. Natürlich ist es für eine Hochschule immer gut, wenn sie unter den Lehrenden und den Doktoranden eine echte Persönlichkeit hat."
Eine echte Persönlichkeit: Das trifft auf Jan Figel fraglos zu. Er war immerhin von 2004 bis 2009 EU-Kommissar, zuständig ausgerechnet für das Thema Bildung. Nebenher hat er noch die Zeit gefunden, seine Dissertation zu schreiben. Der Titel seiner Arbeit: Die Slowakei auf dem Weg in die EU. Slowakische Journalisten haben jetzt festgestellt, dass er offenbar in weiten Teilen Broschüren und Berichte über die Beitrittsverhandlungen zusammenkopiert hat. Aber das ist noch nicht alles, was Jan Figel derzeit vorgeworfen wird: Seine Arbeit hat er im Fach Sozialwesen eingereicht, obwohl sich nach Zählung von slowakischen Journalisten gerade einmal vier Seiten der gesamten Arbeit mit sozialen Themen beschäftigten. Zu diesem Vorwurf hat Jan Figel inzwischen Stellung genommen – er könne an seiner Arbeit nichts Unrechtmäßiges erkennen, verkündet er:
"Das Thema der EU-Erweiterung ist so vielseitig, dass auch die soziale Agenda dort hineingehört. Sie können das Entscheidende schließlich nicht einfach weglassen. Bei der europäischen Integration geht es um Menschen, sie ist von Menschen für Menschen. Die soziale Agenda wird häufig unterschätzt, aber sie ist letztlich ausschlaggebend."
Slowakische Studenten haben inzwischen eine Petition verabschiedet, in der sie die Überprüfung von zweifelhaften Doktortiteln fordern. Denn Jan Figel ist längst nicht der Einzige, dessen akademische Verdienste angezweifelt werden: In der Slowakei gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle von Spitzenpolitikern oder hohen Funktionären, die auf dubiosem Weg zu ihrem Hochschulabschluss gekommen sind. Dabei geht es nicht nur um Doktortitel; einige Verdächtige sollen Diplom- und selbst Bachelorabschlüsse erschlichen haben. Dass das so häufig vorkommt, dürfte auch an der slowakischen Universitätslandschaft liegen: Es gibt zahlreiche private Hochschulen, die sich vor allem über Studiengebühren finanzieren; auch Jan Figel hat seinen Doktortitel von einer solchen privaten Einrichtung.
"Die Hochschulen unterscheiden sich sehr stark in der Qualität der Lehre, aber auch der Forschung",
sagt Katarina Stolariková, die Vorsitzende des slowakischen Doktoranden-Verbandes.
"Damit haben auch die Titel ein jeweils anderes Gewicht. Ich bin überzeugt davon, dass deshalb solche Nachrichten über Promotionsverfahren, die nicht ganz korrekt gelaufen sind, kein schlechtes Licht auf die Hochschulen generell werfen, sondern nur auf die betroffenen Einrichtungen."
Tatsache ist, dass die staatlichen Universitäten in der Slowakei von Skandalen um erschlichene Titel kaum betroffen sind. Eine generelle Debatte über die Qualität von privaten Hochschulen gibt es allerdings trotz der vielen Skandale nicht. Die Studenten wollen deshalb jetzt dafür kämpfen, dass die Arbeiten besser vergleichbar sind. Katarina Stolarikova, die Vertreterin der Doktoranden:
"Helfen könnte ein zentrales Register, in dem alle Abschlussarbeiten und die kompletten Unterlagen zur Bewertung veröffentlicht werden. Dadurch würde die Vergabe von akademischen Titeln transparenter."
Ob Jan Figel, der frühere EU-Kommissar, seinen Doktortitel in Sozialwesen abgeben muss, steht derzeit noch nicht fest. Ändern würde sich für ihn aber ohnehin wenig: Er hat auch noch drei Ehrendoktortitel.
"Ich würde es so sagen: Er hatte eine herausgehobene Position. Und das ist natürlich für uns eine Frage des Prestiges. Natürlich ist es für eine Hochschule immer gut, wenn sie unter den Lehrenden und den Doktoranden eine echte Persönlichkeit hat."
Eine echte Persönlichkeit: Das trifft auf Jan Figel fraglos zu. Er war immerhin von 2004 bis 2009 EU-Kommissar, zuständig ausgerechnet für das Thema Bildung. Nebenher hat er noch die Zeit gefunden, seine Dissertation zu schreiben. Der Titel seiner Arbeit: Die Slowakei auf dem Weg in die EU. Slowakische Journalisten haben jetzt festgestellt, dass er offenbar in weiten Teilen Broschüren und Berichte über die Beitrittsverhandlungen zusammenkopiert hat. Aber das ist noch nicht alles, was Jan Figel derzeit vorgeworfen wird: Seine Arbeit hat er im Fach Sozialwesen eingereicht, obwohl sich nach Zählung von slowakischen Journalisten gerade einmal vier Seiten der gesamten Arbeit mit sozialen Themen beschäftigten. Zu diesem Vorwurf hat Jan Figel inzwischen Stellung genommen – er könne an seiner Arbeit nichts Unrechtmäßiges erkennen, verkündet er:
"Das Thema der EU-Erweiterung ist so vielseitig, dass auch die soziale Agenda dort hineingehört. Sie können das Entscheidende schließlich nicht einfach weglassen. Bei der europäischen Integration geht es um Menschen, sie ist von Menschen für Menschen. Die soziale Agenda wird häufig unterschätzt, aber sie ist letztlich ausschlaggebend."
Slowakische Studenten haben inzwischen eine Petition verabschiedet, in der sie die Überprüfung von zweifelhaften Doktortiteln fordern. Denn Jan Figel ist längst nicht der Einzige, dessen akademische Verdienste angezweifelt werden: In der Slowakei gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle von Spitzenpolitikern oder hohen Funktionären, die auf dubiosem Weg zu ihrem Hochschulabschluss gekommen sind. Dabei geht es nicht nur um Doktortitel; einige Verdächtige sollen Diplom- und selbst Bachelorabschlüsse erschlichen haben. Dass das so häufig vorkommt, dürfte auch an der slowakischen Universitätslandschaft liegen: Es gibt zahlreiche private Hochschulen, die sich vor allem über Studiengebühren finanzieren; auch Jan Figel hat seinen Doktortitel von einer solchen privaten Einrichtung.
"Die Hochschulen unterscheiden sich sehr stark in der Qualität der Lehre, aber auch der Forschung",
sagt Katarina Stolariková, die Vorsitzende des slowakischen Doktoranden-Verbandes.
"Damit haben auch die Titel ein jeweils anderes Gewicht. Ich bin überzeugt davon, dass deshalb solche Nachrichten über Promotionsverfahren, die nicht ganz korrekt gelaufen sind, kein schlechtes Licht auf die Hochschulen generell werfen, sondern nur auf die betroffenen Einrichtungen."
Tatsache ist, dass die staatlichen Universitäten in der Slowakei von Skandalen um erschlichene Titel kaum betroffen sind. Eine generelle Debatte über die Qualität von privaten Hochschulen gibt es allerdings trotz der vielen Skandale nicht. Die Studenten wollen deshalb jetzt dafür kämpfen, dass die Arbeiten besser vergleichbar sind. Katarina Stolarikova, die Vertreterin der Doktoranden:
"Helfen könnte ein zentrales Register, in dem alle Abschlussarbeiten und die kompletten Unterlagen zur Bewertung veröffentlicht werden. Dadurch würde die Vergabe von akademischen Titeln transparenter."
Ob Jan Figel, der frühere EU-Kommissar, seinen Doktortitel in Sozialwesen abgeben muss, steht derzeit noch nicht fest. Ändern würde sich für ihn aber ohnehin wenig: Er hat auch noch drei Ehrendoktortitel.