Ein gehobenes Restaurant nahe der FIFA-Zentrale in Zürich. Josef Blatter sitzt mit ein paar alten Fußballfreunden zusammen. 17 Jahre war er der mächtigste Mann im Weltfußball. Seit drei Jahren ist Blatter gesperrt: "Ich bin mit mir ganz im Reinen, das heißt mit meiner Seele bin ich im Reinen und mit meinem Geist auch."
Noch vor dem Mittagessen trinkt Blatter Wein. Aus dem Wallis – seiner Heimat und der Gianni Infantinos. Die beiden Präsidenten haben noch weitere Gemeinsamkeiten: Blatter hat die Anzahl der WM-Teilnehmer erhöht. Das brachte mehr Geld. Gianni Infantino treibt, wie es die Football Leaks-Dokumente zeigen, mit aller Macht eine Klub-WM voran.
Ein Projekt, das durch Investoren 25 Milliarden Dollar einspielen soll. Wer die Geldgeber sind, will Infantino selbst seinen engsten Mitarbeitern nicht sagen. Für den Ex-Präsidenten unmöglich: "Er hätte es mindestens der FIFA sagen sollen, er hat es ja niemandem gesagt, wie das ist. 25 Milliarden sind es – Milliarden!"
Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelte gegen Blatter. In seine Amtszeit fallen die skandalösesten Korruptionsaffären des Weltfußballs. Bisher, denn sein Nachfolger gibt sich redlich Mühe ihn zu übertrumpfen. Infantino scheint die Geschicke der FIFA wie ein Alleinherrscher bestimmen zu wollen, hat überall seine Finger mit im Spiel, auch bei der Reform des Ethik-Codes. "Das ist auch nicht die Aufgabe des Präsidenten, in eine Kontrollkommission einzugreifen, das wäre ja schlimm", meint Blatter.
Doch das hat Infantino zugegeben und er kündigt sogar an, das weiter tun zu wollen. "Dann brauchen wir auch keine unabhängigen Kommissionen. Die Kommissionen, die unabhängig sind, werden ja auch vom Kongress gewählt und nicht vom Exekutivkomitee. Das ist wie das Parlament - und in Deutschland kann der Bundeskanzler ja auch nicht auswechseln, wer ins Gericht oder die Kontrollkommission gewählt ist", so Blatter weiter.
FIFA als Synonym für Korruption
Josef Blatter tut sich bis heute schwer, seine eigene Verantwortung in den Korruptionsaffären der FIFA einzugestehen. Er ist der Meinung, einen Weltverband geschaffen zu haben, der besser nicht hätte dastehen können. Vor allem finanziell.
Er habe den Fußball globalisiert, die Einnahmen enorm gesteigert, den Fußball aber nicht verkauft: "Nein, man kann den Fußball nicht verkaufen. Den Fußball kann man organisieren, aber nicht verkaufen. Der Fußball gehört nicht der FIFA. Der Fußball gehört den zwei Milliarden Menschen auf der Welt, die den Fußball lieben. Solche Projekte, wie eine Fußballweltmeisterschaft mit 48 Mannschaften, das ist übertrieben, das ist meine Ansicht."
Beide FIFA-Präsidenten haben den Fußball an sich gerissen, haben dafür gesorgt, dass die FIFA ein Synonym für Korruption geworden ist. Und erstmal auch bleiben wird.