Trauer
Ehemaliger US-Außenminister Kissinger im Alter von 100 Jahren gestorben

Der frühere amerikanische Außenminister Kissinger ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Der aus dem bayerischen Fürth stammende Kissinger war unter Präsident Nixon zunächst Nationaler Sicherheitsberater und ab 1973 zusätzlich Außenminister.

11.12.2023
    Henry Kissinger bei der Feier zu seinem 100. Geburtstag. In seiner linken Hand hält er einen Orden in einer Schachtel.
    Henry Kissinger bei der Feier zu seinem 100. Geburtstag (Daniel Vogl / dpa / Daniel Vogl)
    Er hatte den Posten bis zum Ende der Amtszeit von Präsident Ford 1977 inne. Kissinger setzte sich insbesondere für eine Entspannung in den Beziehungen zur Sowjetunion sowie für eine Annäherung an China ein. Kritiker bezeichnen ihn auch als Machtpolitiker, der amerikanische Interessen immer wieder mit harter Hand durchgesetzt habe.
    1973 erhielt Kissinger gemeinsam mit dem nordvietnamesischen Chefunterhändler Le Duc Tho den Friedensnobelpreis für ein Waffenstillstandsabkommen im Vietnamkrieg. Tho lehnte die Ehrung ab, weil der Krieg trotz des Abkommens weiterging. Kissinger selbst wollte den Preis später zurückgeben.

    Politiker würdigen Kissingers Verdienste

    Der frühere US-Präsident Bush erklärte, mit dem Tod von Henry Kissinger habe Amerika eine der verlässlichsten und unverwechselbarsten Stimmen in Fragen der Außenpolitik verloren. Er habe in den Regierungen zweier US-Präsidenten gearbeitet und viele weitere beraten. Er sei dankbar für diesen Dienst und für seine Freundschaft, sagte Bush.
    Bundeskanzler Scholz hob die Bedeutung des verstorbenen US-Politikers Kissinger für die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA hervor. Als gebürtiger Franke sei Kissinger seiner deutschen Heimat stets verbunden geblieben, erklärte Scholz. Für die transatlantische Freundschaft habe er eine große Rolle gespielt.
    Bundespräsident Steinmeier nannte Kissinger einen großen Kämpfer für Freiheit und Demokratie. Kissinger sei für Jahrzehnte die treibende geistige Kraft der US-Außenpolitik und Hüter der transatlantischen Beziehungen gewesen, schrieb Steinmeier in einem Kondolenzbrief. Mit klarer Sprache und unerschrockener Diplomatie habe er die Vereinigten Staaten von Amerika und die Weltpolitik der Nachkriegszeit entscheidend geprägt.
    Bundesaußenministerin Baerbock würdigte Kissinger als "Jahrhundertgestalt der internationalen Politik". Baerbock erklärte, für viele sei Kissinger ein Vorbild gewesen. Andere hätten sich an ihm gerieben. Was bleiben werde, seien seine Größe, Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand ausgestreckt zu haben und dem Land bis zuletzt in Freundschaft verbunden gewesen zu sein. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen nannte den früheren amerikanischen Außenminister eine herausragende Persönlichkeit der Weltgeschichte. Ähnlich äußerte sich
    Frankreichs Präsident Macron, der von einem Giganten sprach.
    Chinas Präsident Xi Jinping schrieb in einer Beileidsbekundung, Kissinger sei - so wörtlich - "ein lieber alter Freund" des chinesischen Volkes gewesen und bleibe für seine Bemühungen um die chinesisch-amerikanischen Beziehungen in Erinnerung.
    Russlands Präsident Putin würdigte Kissinger als weisen und weitsichtigen Staatsmann.
    Hier können Sie einen Nachruf auf Henry Kissinger hören und lesen.
    Diese Nachricht wurde am 30.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.