"Am 18. Oktober 1818 versammeln sich in Jena Studenten von 14 Universitäten und gründen die erste nationale politische Organisation der deutschen Geschichte, die "Allgemeine Deutsche Burschenschaft". Anstoß waren die Ergebnisse des Wiener Kongresses, also der Neuordnung der deutschen Verhältnisse nach der napoleonischen Besetzung, der die Wünsche der Patrioten nicht erfüllt hatte. Man wünschte sich mehr Einheit, mehr gemeinsame Institutionen. Und in der Kritik an diesen Bundesbeschlüssen verschärfte sich die Gegnerschaft gegen die Regierungen","
erklärt Wolfgang Hardtwig, Professor für Neuere Geschichte an der Humboldt-Universität.
Die Forderungen der Burschenschafter gehen über das Universitätsleben weit hinaus: Einheit des deutschen Vaterlandes, mehr bürgerliche Rechte und eine brüderliche Solidarität aller Deutschen.
Die Wahl des 18. Oktobers als Gründungsdatum der "Allgemeinen Deutschen Burschenschaft" ist kein Zufall. An einem 18. Oktober (nämlich 1813) tobte die Entscheidungsschlacht im antinapoleonischen Krieg bei Leipzig. Im Gedenken daran hatten vier Jahre später, am 18. Oktober 1817, die Burschenschafter zum Fest auf die Wartburg geladen, um gleichzeitig 300 Jahre Reformation zu feiern – in einer eigentümlichen Mischung aus studentischem Saufgelage, pathetischem Patriotismus und politischer Demonstration. Die Stimmung unter den jungen Patrioten war euphorisch. Vielleicht zu euphorisch. Eine kleine Gruppe verbrannte im Anschluss an die Feierlichkeiten Bücher und Requisiten des absolutistischen Systems.
Die deutschen Fürsten reagierten mit repressiven Maßnahmen und versuchten, die studentische Bewegung einzudämmen, ohne Erfolg. Immer mehr Studenten schlossen sich den Burschenschaften an den Universitäten an. Als sich dann, am 18. Oktober 1818, die "Allgemeine Deutsche Burschenschaft" in Jena gründet, erhebt sie in ihrer Verfassung den Anspruch, für alle deutschen Studenten zu sprechen:
""Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft ist die freie und natürliche Vereinigung der gesamten wissenschaftlich auf den Hochschulen sich bildenden deutschen Jugend zu einem Ganzen, gegründet auf das Verhältnis der deutschen Jugend zur werdenden Einheit des deutschen Volkes."
Der tatsächliche Einfluss ist allerdings gering. Längst hat sich ein radikaler Flügel innerhalb der Burschenschaften entwickelt, der bereit ist, mit allen Mittel für die eigenen Ideale zu kämpfen. Die Situation eskaliert, als ein fanatischer Burschenschafter am 23. März 1819 den prorussischen und antinationalen Schriftsteller August von Kotzebue erdolcht.
Den reaktionären Regierungen der deutschen Kleinstaaten ist dieser politische Mord willkommener Anlass für einen umfassenden Schlag gegen die national-liberalen Bewegungen. Mit den Karlsbader Beschlüssen von 1819 greifen sie tief in das Universitätsleben ein. Politisch unliebsame Professoren werden entlassen, studentische Verbindungen verfolgt und die Pressefreiheit stark eingeschränkt. Dies hat weitreichende Konsequenzen für die Entwicklung in Deutschland, wie Wolfgang Hardtwig betont:
"Wenn man […] wichtige Schlüsselereignisse […] benennen will, die […] fatale Weichenstellungen in der deutschen Geschichte darstellen, dann gehören die Karlsbader Beschlüsse sicher dazu. Von jetzt ab beginnt in gewisser Weise die Abkoppelung der deutschen Entwicklung von dem Ausmaß der Partizipation und der Freiheit, der freien Öffentlichkeit wie etwa in England oder Frankreich."
Für die "Allgemeine Deutsche Burschenschaft" bedeuten die Karlsbader Beschlüsse das Ende. Ein Jahr nach ihrer Gründung wird die Organisation verboten. Das ursprüngliche Ziel einer gesamtnationalen Vertretung der deutschen Studenten war damit gescheitert.
erklärt Wolfgang Hardtwig, Professor für Neuere Geschichte an der Humboldt-Universität.
Die Forderungen der Burschenschafter gehen über das Universitätsleben weit hinaus: Einheit des deutschen Vaterlandes, mehr bürgerliche Rechte und eine brüderliche Solidarität aller Deutschen.
Die Wahl des 18. Oktobers als Gründungsdatum der "Allgemeinen Deutschen Burschenschaft" ist kein Zufall. An einem 18. Oktober (nämlich 1813) tobte die Entscheidungsschlacht im antinapoleonischen Krieg bei Leipzig. Im Gedenken daran hatten vier Jahre später, am 18. Oktober 1817, die Burschenschafter zum Fest auf die Wartburg geladen, um gleichzeitig 300 Jahre Reformation zu feiern – in einer eigentümlichen Mischung aus studentischem Saufgelage, pathetischem Patriotismus und politischer Demonstration. Die Stimmung unter den jungen Patrioten war euphorisch. Vielleicht zu euphorisch. Eine kleine Gruppe verbrannte im Anschluss an die Feierlichkeiten Bücher und Requisiten des absolutistischen Systems.
Die deutschen Fürsten reagierten mit repressiven Maßnahmen und versuchten, die studentische Bewegung einzudämmen, ohne Erfolg. Immer mehr Studenten schlossen sich den Burschenschaften an den Universitäten an. Als sich dann, am 18. Oktober 1818, die "Allgemeine Deutsche Burschenschaft" in Jena gründet, erhebt sie in ihrer Verfassung den Anspruch, für alle deutschen Studenten zu sprechen:
""Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft ist die freie und natürliche Vereinigung der gesamten wissenschaftlich auf den Hochschulen sich bildenden deutschen Jugend zu einem Ganzen, gegründet auf das Verhältnis der deutschen Jugend zur werdenden Einheit des deutschen Volkes."
Der tatsächliche Einfluss ist allerdings gering. Längst hat sich ein radikaler Flügel innerhalb der Burschenschaften entwickelt, der bereit ist, mit allen Mittel für die eigenen Ideale zu kämpfen. Die Situation eskaliert, als ein fanatischer Burschenschafter am 23. März 1819 den prorussischen und antinationalen Schriftsteller August von Kotzebue erdolcht.
Den reaktionären Regierungen der deutschen Kleinstaaten ist dieser politische Mord willkommener Anlass für einen umfassenden Schlag gegen die national-liberalen Bewegungen. Mit den Karlsbader Beschlüssen von 1819 greifen sie tief in das Universitätsleben ein. Politisch unliebsame Professoren werden entlassen, studentische Verbindungen verfolgt und die Pressefreiheit stark eingeschränkt. Dies hat weitreichende Konsequenzen für die Entwicklung in Deutschland, wie Wolfgang Hardtwig betont:
"Wenn man […] wichtige Schlüsselereignisse […] benennen will, die […] fatale Weichenstellungen in der deutschen Geschichte darstellen, dann gehören die Karlsbader Beschlüsse sicher dazu. Von jetzt ab beginnt in gewisser Weise die Abkoppelung der deutschen Entwicklung von dem Ausmaß der Partizipation und der Freiheit, der freien Öffentlichkeit wie etwa in England oder Frankreich."
Für die "Allgemeine Deutsche Burschenschaft" bedeuten die Karlsbader Beschlüsse das Ende. Ein Jahr nach ihrer Gründung wird die Organisation verboten. Das ursprüngliche Ziel einer gesamtnationalen Vertretung der deutschen Studenten war damit gescheitert.