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Ein Drogenthriller, Whitney Houston in ihrer letzten Rolle und zwei Beziehungsfilme

Der Film "Sparkle", der von der Geschichte des Soultrios The Supremes inspiriert worden ist, zeigt Whitney Houston in ihrer letzten Rolle. Außerdem stellt unser Filmkritiker die Komödie "Mann tut was Mann kann" von Marc Rothemund vor, den gespielten Dokumentarfilm "Beziehungsweisen" sowie Oliver Stones Drogenthriller "Savages".

Von Jörg Albrecht |
    "Savages" von Oliver Stone

    "Willkommen in der Rezession, meine Herren! Ihr solltet dankbar sein, dass ihr ein Produkt habt, das gefragt ist"

    Das Produkt, das jeder Wirtschaftskrise trotzt, heißt Marihuana. Mit dem Anbau von Gras und dessen Vertrieb sind Ben und Chon, zwei junge Männer aus Kalifornien, reich geworden. Und nicht nur ihre Einnahmen – auch ihre Freundin teilen die Beiden miteinander. Ben und Chon lieben Ophelia.

    Mit Bildern von Ophelia eröffnet Regisseur Oliver Stone seinen Film "Savages" nach Don Winslows Krimi "Zeit des Zorns". Nur weil sie uns die Geschichte erzähle, hören wir ihre innere Stimme sagen, bedeute längst nicht, dass sie am Ende noch lebt. Denn die Dinge seien damals außer Kontrolle geraten. Damals als ein mexikanisches Kartell Ben und Chon einen Besuch abgestattet hat, um eine Beteiligung am Gewinn aus den Drogengeschäften einzufordern.

    "Ihr redet, als wäret ihr von Goldman Sachs. Darauf stehen wir nicht so ... Wir wollen aus dem Dope-Business aussteigen. Ist nicht mehr so spannend für uns. – Ihr macht einen Fehler. Ihr habt 24 Stunden euch das zu überlegen."

    Nun haben auch Ben und Chon durchaus schon davon gehört, dass man sich besser nicht mit den Kartellen anlegen sollte, will man seinen Kopf nicht verlieren. Geschätzte 60.000 Tote, die der mexikanische Drogenkrieg allein in den letzten sechs Jahren gekostet hat, sollten Warnung genug sein.

    Doch wo Steven Soderbergh mit "Traffic" schon im Jahr 2000 einen möglichst realistischen und nicht gerade hoffnungsvollen Film über den Kampf gegen die Drogenkartelle gedreht hat, macht Oliver Stone jetzt ein fragwürdiges Heldenstück aus dem Stoff. Denn Ben und Chon – für Stone ganz offensichtlich die guten Dealer – lassen sich nicht einschüchtern. Als das Kartell Ophelia entführen lässt, starten sie einen Gegenangriff.

    " ... Und wie wäre es, wenn wir ihnen Geld bieten? ... Die wollen bloß die Kohle. – Das sind Bestien. Die machen keine Deals"

    Früher einmal hat Oliver Stone Filme gemacht, über die man geredet, nicht selten auch gestritten hat. Und auch "Savages" ist keine Rückkehr zu alter Form. Nach dem braven "World Trade Center" und der verschenkten "Wall Street"-Fortsetzung hat er einen brutalen und sadistischen Drogenthriller auf dem Niveau eines Groschenromans gedreht, bei dem sich allenfalls über Stones zweifelhafte Moral diskutieren lässt.

    "Savages" von Oliver Stone – zwiespältig!


    "Sparkle" von Salim Akil

    "… Was hast du mit der Musik vor? – Gar nichts. – Wieso nicht? – Weil meine Mutter es nie erlauben würde. ..."

    Sparkle ist eine von drei Schwestern aus Detroit, die Ende der 1960er Jahre davon träumen, im Musikgeschäft Karriere zu machen. Dank ihres Talents könnte der Traum von der Girlgroup auch in Erfüllung gehen, doch die von Whitney Houston gespielte Mutter der Drei ist strikt dagegen. Hat sie doch selbst nur schlechte Erfahrungen mit dem Showbusiness gemacht – mit Ruhm, Drogen und Männern.

    "Ist mein Leben denn nicht abschreckend genug für euch gewesen? ... In diesem Haus sind die Regeln wirklich einfach: Respekt, eine gute Ausbildung und ihr sollt eine Beziehung zum Herrn aufbauen. Wenn ihr das nicht könnt, dann geht!"

    15 Jahre hat Whitney Houston nicht mehr in einem Film mitgespielt. "Sparkle" sollte ihr Comeback einläuten. Im Gegensatz zur Realität, in der es die Sängerin und Schauspielerin nicht geschafft hat, ihre Drogenprobleme in den Griff zu bekommen, bietet die Fiktion trotz vieler melodramatischen Szenen "Happy End"-Garantie. Was bleibt, ist die Musik aus der großen Zeit von Motown. Die allerdings kann man auch ohne den Film hören.

    "Sparkle" von Salim Akil – enttäuschend!


    "Mann tut was Mann kann" von Marc Rothemund

    "… Wollten Sie nur mit mir Essen gehen und sollte das ein Rendezvous werden? – Ein Rendezvous. ... Es ist nur leider so: Ich bin so gut wie verheiratet. ..."

    Es ist das ewig gleiche deutsche Beziehungseinerlei – ob im Kino oder im Fernsehen. Es erzählt von geschlechtsreifen Großstädtern und orientierungslosen Männerherzen. "Mann tut was Mann kann" ist in dieser Hinsicht eine ganz normale deutsche Beziehungskomödie. Mit am Reißbrett entworfenen, vor allem komisch sein wollenden Verwicklungen in Sachen Liebe, durch die sich hier unter anderem Wotan Wilke Möhring und Jan Josef Liefers kämpfen müssen.

    "Mann tut was Mann kann" von Marc Rothemund – enttäuschend!


    "Beziehungsweisen" von Calle Overweg

    "Mir hat es sehr gut gefallen. – Ich fand es schrecklich – für mich als Therapeutin ..."

    Eine ungewöhnliche Versuchsanordnung hat der Filmemacher Calle Overweg für sein Filmprojekt "Beziehungsweisen" gewählt, das er einen gespielten Dokumentarfilm nennt. Drei Paare befinden sich in der Krise und nehmen an Therapiesitzungen teil. Das Besondere: Die Therapeuten sind echt, das Ehepaar dagegen wird von Schauspielern verkörpert.

    "... Ich sehe nicht ein, warum ich mich wie ein Verbrecher fühlen soll. ... Im Moment stellst du dich als Opfer dar und nicht als Verbrecher. ..."

    Calle Overwegs Film, der ganz in der Tradition des epischen Theaters steht, macht den Zuschauer zum Betrachter und Analytiker der einzelnen Szenen. Im Gegensatz zum künstlich aufgeblasenen Beziehungsgeplänkel in Filmen wie "Mann tut was Mann kann" liefert "Beziehungsweisen" trotz der inszenierten Gesprächssituation und der Mischung aus Realität und Fiktion überraschend lebensnahe Momente.

    "Beziehungsweisen" von Calle Overweg – empfehlenswert!