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Ein Fest fürs Auge

Über das koreanische Königreich Silla ist nur wenig überliefert. Zwischen 400 und 800 vor Christi soll der Staat auf der koreanischen Halbinsel seine Blütezeit gehabt haben. Das Metropolitan Museum of Art zeigt nun eine Schau mit Gegenständen, die zum Teil zum ersten Mal außerhalb Koreas zu sehen sind.

Von Sacha Verna |
    Gräber, Gold und Geheimnisse - diese drei Worte umreißen Silla, jenes blühende Königreich, das sich im ersten Jahrtausend nach Christus über weite Flächen der koreanischen Halbinsel erstreckte. Zuerst zu den Geheimnissen.

    Die koreanische Geschichtsschreibung habe erst im elften und zwölften Jahrhundert begonnen, sagt die Kuratorin Denise Leidy und erklärt damit, weshalb die spärlichen Informationen über Silla hauptsächlich auf Überlieferungen aus China, Japan oder Persien zurückgehen, auf die Berichte von Reisenden also, die Silla besucht hatten. Daneben gibt es die Gräber im heutigen Gyeongju, der ehemaligen Hauptstadt Sillas, wo die Reichen und Mächtigen bestattet wurden. Die Funde, die Archäologen in diesen monumentalen Hügelgräbern zutage förderten, bilden die zweite wichtige Quelle für Silla-Forscher.

    In diesen Gräbern sei man auf erstaunliche Mengen von Objekten aus Gold gestoßen, die mit nichts anderem zu vergleichen seien, so Denise Leidy.

    Den einzigartigen Goldschmiedearbeiten aus Silla ist denn auch der erste Teil der Ausstellung im Metropolitan Museum gewidmet. Insgesamt werden darin über 130 Gegenstände aus Sillas Blütezeit zwischen 400 und 800 nach Christus gezeigt, dabei welche, die zum ersten Mal außerhalb Koreas zu sehen sind. So eine goldene Krone und ein goldener Gürtel, so fein geprägt und geschliffen, dass man sich zum Anschauen eine Lupe wünscht. Das sind Bodenfliesen mit verschnörkelten Blumenmustern, die zum Drauftreten viel zu schade sind, und Dachziegel mit Fratzen, die es mit den fürchterlichsten Konsolfiguren gotischer Kathedralen aufnehmen können.

    "Die Kunst aus Silla verfügt über eine faszinierende Mischung aus Gewagtem und Zartem. Viele dieser Gegenstände wirken sehr modern und elegant mit ihren klaren Formen und sind dabei doch ungeheuer raffiniert."

    Im zweiten Teil der Schau wird die Weltläufigkeit Sillas deutlich. Silla profitierte vom regen Handel, den die Seidenstraße zwischen Ost und West ermöglichte, und war offen für kulturelle Einflüsse. Das beweisen Grabbeigaben wie die zierlichen römischen Glasgefäße, Keramik aus China, ein üppig verzierter Dolch aus der Gegend des Schwarzen Meeres.

    Als Silla um 528 nach Christus den Buddhismus zur Staatsreligion machte, erhielt Gold eine neue Rolle. Statt wie bis anhin als Statussymbol zu dienen, war seine Verwendung nun der Zier von Göttlichem und Heiligen vorbehalten. Aus dieser Epoche stammen filigrane Buddha-Figuren, aber auch der ein Meter fünfzig große sitzende Buddhas, der in Überresten eines Tempels südlich von Gyeongju entdeckt wurde.

    Die Fakten mögen mager sein. Aber die Artefakte, die das goldene Königreich Silla hinterlassen hat, sind ein Fest fürs Auge.

    Metropolitan Museum of Art: "Silla: Korea’s Golden Kingdom"
    Bis 23. Februar.