"Alles auf die Straße, los, los...."
Deutsche SS-Razzia in einem römischen Wohnblock. Mit Waffengewalt werden junge Italiener auf die Straßen getrieben, um für Zwangsarbeiten nach Deutschland deportiert zu werden. Diese Szene aus Roberto Rossellinis in italienisch und deutsch gedrehten Meisterwerk "Rom- Offene Stadt" spiegelt die Brutalität der deutschen Besatzung 1943/44 wider. Nach der anglo-amerikanischen Landung auf Sizilien hatte Italien den Alliierten die Kapitulation angeboten und das Achsenbündnis mit Deutschland aufgekündigt. Hitler reagierte mit der Besetzung Nord- und Mittelitaliens. Obwohl Rom noch zuvor zur citta aperta, zur Offenen Stadt erklärt wurde - eine Bezeichnung im damaligen Kriegsrecht für einen entmilitarisierten Ort zum Schutz der Zivilbevölkerung - waren die Römer nach dem deutschen Einmarsch dem Terror des SS-Kommandanten Herbert Kappler ausgeliefert. Kappler lieferte das Vorbild für Rossellinis Gestapochef Major Bergmann, dem es am Ende trotz Folter nicht gelingt, seinen Gegenspieler, den Kommunisten Manfredi, zum Verrat seiner Organisation zu bewegen.
"Wenn er schweigen sollte, würde es bedeuten, dass ein Italiener einem Deutschen gleich wäre. Es würde bedeuten, dass es keinen Unterschied zwischen dem Blut einer Sklaven- und einer Herrenrasse gäbe. Welchen Sinn hätte der Kampf, den wir führen?"
Ursprünglich hatte Rossellini zwei Dokumentarfilme geplant: über den Tod eines von den Deutschen erschossenen Paters und über das Elend der Kinder in Rom. Doch noch während der Dreharbeiten verknüpften sich zentrale Elemente beider Produktionen zu einer Geschichte. Als führendes Mitglied eines "Befreiungskomitees" versucht Manfredi auf der Flucht vor der Gestapo über seinen Freund Francesco und dessen Verlobte Pina - Anna Magnani in ihrer ersten großen Rolle - Kontakt zu Pater Don Pietro aufzunehmen. Er soll Gelder an Widerstandskämpfer übergeben. Der Plan scheitert. Manfredi kann fliehen, Francesco wird verhaftet, Pina von der SS erschossen.
Am Ende sterben Manfredi und Pater Don Pietro als Märtyrer. Durch ihr Schweigen bis in den Tod retten sie den Widerstand gegen die faschistische Barbarei.
Seine Intensität und Unmittelbarkeit erhält der Film durch die subtile Vermischung von Dokumentarischem und Fiktionalem. Das vom Krieg geprägte Rom bildet die perfekte Kulisse: Menschenschlangen vor Lebensmittelgeschäften, verödete Straßen, Ruinen, bettelnde Kinder. Die Situation während der Dreharbeiten, unmittelbar nach Abzug der Deutschen, konnte nicht authentischer sein, wie sich Carlo Lizzani, Freund und langjähriger Mitarbeiter Roberto Rossellinis erinnerte.
"Es war eine seltsame Mischung. Es gab nichts zu essen, nichts zum Anziehen. Aber Filme wurden gemacht, wenn auch unter großen Entbehrungen. Ohne Geld, ohne Negativmaterial. Wir kauften die Filme sogar meterweise bei Fotografen. Es gab keine Ateliers, Berufsschauspieler mischten sich mit Laien, es war eine ständige Suche. Innenaufnahmen wurden nachts gedreht, weil es nur abends stundenweise Strom gab."
Diese Umstände gaben dem Betrachter das Gefühl, die Wirklichkeit selbst dirigiere die Ereignisse auf der Leinwand. Auch wenn Roma - citta aperta später ein Welterfolg werden sollte, die ersten Zuschauer lehnten ihn, so Roberto Rossellini, ab.
"Nach der Premiere lief Roma - citta aperta auf einem kleinen Festival in Quirino und sowohl Zuschauer als auch Journalisten haben den Film zerrissen. Ihre Kritik richtete sich gegen die Mischung aus Dokumentation und Fiktion. Sie waren überzeugt, daß das keinerlei künstlerischen Wert hätte."
Doch die Stimmung änderte sich. Die französische Kritik etwa feierte den Film als Wegbereiter einer neuen Ästhetik, Kino als ungeschminkte Realität: die Geburt des Neorealismus. In West-Deutschland dagegen wurde der Film 1950 verboten, ausgerechnet mit der Begründung:
"In einer neuen europäischen Situation müssen von einer öffentlichen Vorführung völker-verhetzende Wirkungen befürchtet werden, die im Interesse einer allgemeinen, besonders einer europäischen Völkerverständigung, unbedingt zu vermeiden sind."
Erst 15 Jahre später, 1961, lief ROM OFFENE STADT erstmals in deutschen Kinos - mit einem Vorspann der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Darin hieß es: das Werk richte sich nicht allgemein gegen Deutsche und deutsche Soldaten.
Deutsche SS-Razzia in einem römischen Wohnblock. Mit Waffengewalt werden junge Italiener auf die Straßen getrieben, um für Zwangsarbeiten nach Deutschland deportiert zu werden. Diese Szene aus Roberto Rossellinis in italienisch und deutsch gedrehten Meisterwerk "Rom- Offene Stadt" spiegelt die Brutalität der deutschen Besatzung 1943/44 wider. Nach der anglo-amerikanischen Landung auf Sizilien hatte Italien den Alliierten die Kapitulation angeboten und das Achsenbündnis mit Deutschland aufgekündigt. Hitler reagierte mit der Besetzung Nord- und Mittelitaliens. Obwohl Rom noch zuvor zur citta aperta, zur Offenen Stadt erklärt wurde - eine Bezeichnung im damaligen Kriegsrecht für einen entmilitarisierten Ort zum Schutz der Zivilbevölkerung - waren die Römer nach dem deutschen Einmarsch dem Terror des SS-Kommandanten Herbert Kappler ausgeliefert. Kappler lieferte das Vorbild für Rossellinis Gestapochef Major Bergmann, dem es am Ende trotz Folter nicht gelingt, seinen Gegenspieler, den Kommunisten Manfredi, zum Verrat seiner Organisation zu bewegen.
"Wenn er schweigen sollte, würde es bedeuten, dass ein Italiener einem Deutschen gleich wäre. Es würde bedeuten, dass es keinen Unterschied zwischen dem Blut einer Sklaven- und einer Herrenrasse gäbe. Welchen Sinn hätte der Kampf, den wir führen?"
Ursprünglich hatte Rossellini zwei Dokumentarfilme geplant: über den Tod eines von den Deutschen erschossenen Paters und über das Elend der Kinder in Rom. Doch noch während der Dreharbeiten verknüpften sich zentrale Elemente beider Produktionen zu einer Geschichte. Als führendes Mitglied eines "Befreiungskomitees" versucht Manfredi auf der Flucht vor der Gestapo über seinen Freund Francesco und dessen Verlobte Pina - Anna Magnani in ihrer ersten großen Rolle - Kontakt zu Pater Don Pietro aufzunehmen. Er soll Gelder an Widerstandskämpfer übergeben. Der Plan scheitert. Manfredi kann fliehen, Francesco wird verhaftet, Pina von der SS erschossen.
Am Ende sterben Manfredi und Pater Don Pietro als Märtyrer. Durch ihr Schweigen bis in den Tod retten sie den Widerstand gegen die faschistische Barbarei.
Seine Intensität und Unmittelbarkeit erhält der Film durch die subtile Vermischung von Dokumentarischem und Fiktionalem. Das vom Krieg geprägte Rom bildet die perfekte Kulisse: Menschenschlangen vor Lebensmittelgeschäften, verödete Straßen, Ruinen, bettelnde Kinder. Die Situation während der Dreharbeiten, unmittelbar nach Abzug der Deutschen, konnte nicht authentischer sein, wie sich Carlo Lizzani, Freund und langjähriger Mitarbeiter Roberto Rossellinis erinnerte.
"Es war eine seltsame Mischung. Es gab nichts zu essen, nichts zum Anziehen. Aber Filme wurden gemacht, wenn auch unter großen Entbehrungen. Ohne Geld, ohne Negativmaterial. Wir kauften die Filme sogar meterweise bei Fotografen. Es gab keine Ateliers, Berufsschauspieler mischten sich mit Laien, es war eine ständige Suche. Innenaufnahmen wurden nachts gedreht, weil es nur abends stundenweise Strom gab."
Diese Umstände gaben dem Betrachter das Gefühl, die Wirklichkeit selbst dirigiere die Ereignisse auf der Leinwand. Auch wenn Roma - citta aperta später ein Welterfolg werden sollte, die ersten Zuschauer lehnten ihn, so Roberto Rossellini, ab.
"Nach der Premiere lief Roma - citta aperta auf einem kleinen Festival in Quirino und sowohl Zuschauer als auch Journalisten haben den Film zerrissen. Ihre Kritik richtete sich gegen die Mischung aus Dokumentation und Fiktion. Sie waren überzeugt, daß das keinerlei künstlerischen Wert hätte."
Doch die Stimmung änderte sich. Die französische Kritik etwa feierte den Film als Wegbereiter einer neuen Ästhetik, Kino als ungeschminkte Realität: die Geburt des Neorealismus. In West-Deutschland dagegen wurde der Film 1950 verboten, ausgerechnet mit der Begründung:
"In einer neuen europäischen Situation müssen von einer öffentlichen Vorführung völker-verhetzende Wirkungen befürchtet werden, die im Interesse einer allgemeinen, besonders einer europäischen Völkerverständigung, unbedingt zu vermeiden sind."
Erst 15 Jahre später, 1961, lief ROM OFFENE STADT erstmals in deutschen Kinos - mit einem Vorspann der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Darin hieß es: das Werk richte sich nicht allgemein gegen Deutsche und deutsche Soldaten.