"Als gebürtiger Brandenburger und Lokalpatriot war das hier immer die schönste Stadt der Welt. Ob das Auswärtige auch immer so gesehen haben, das kann ich nicht sagen. Ich habe aber Zweifel."
Denn vor der Wende war Brandenburg an der Havel, 70 Kilometer westlich von Berlin gelegen, bekannt für sein Stahl- und Walzwerk, sagt Michael Brand, Beigeordneter für Bau und Stadtentwicklung: Das Werk war der größte Stahlgigant der DDR mit mehr als 9 000 Beschäftigten.
"Wir hatten hier sehr, sehr viel Schwerindustrie, auch mit sehr hohen Emissionen kombiniert, mit dem Braunkohlebrand in der Innenstadt und an dunklen Tagen im November war das hier schon manchmal ziemlich düster. Es ist schön, wie diese eigentliche Hauptstadt der Mark Brandenburg seit 1990 wieder aufblüht."
Früher wurden Besucher am herunter gekommen Bahnhof von einer Front grauer Plattenbauten ungastlich empfangen. Heute sind Bahnhof und Vorplatz saniert, die Plattenbauten abgerissen. An ihrer Stelle schmeicheln zwei helle Neubauten mit abgerundeten Kanten dem Auge und durch eine zuvor blockierte Straße führt der Weg nun direkt in die teils denkmalgeschützte, bunt sanierte Altstadt.
"Wir haben als Stadt Brandenburg an der Havel in unserem Masterplan festgelegt, was wollen wir an Entwicklung an welchen Stellen vorantreiben. Und dann hatten wir das Glück, uns für eine Bundesgartenschau zu bewerben und noch den Zuschlag zu erhalten und dann war klar, dass diese Maßnahmen wie Entwicklung Bahnhof als sogenanntes Sowieso-Projekt auf jeden Fall vorgezogen wird."
Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann von der CDU hat die BUGA-Idee gegen den Widerstand der damals noch rot-schwarzen Landesregierung unter Matthias Platzeck durchgesetzt: Das Land befürchtete zu hohe Kosten - für 55 Hektar Parkanlagen, eine Million blühende Pflanzen, mehr als 30 Blumenschauen und rund 50 Themengärten. Tatsächlich wird die BUGA teurer als geplant: Waren zunächst für die reine Durchführung 26 Millionen Euro eingeplant, sind es inzwischen 35 Millionen.
Das einst so graue Brandenburg hat sich aber nicht allein für die Gartenschau hübsch gemacht, betont die aus Potsdam angereiste Infrastrukturministerin Kathrin Schneider, während im Park Marienberg Gärtner zu letzten Spatenstichen ansetzen und eifrig die BUGA-Blumen gießen.
Von einstmals 95.000 Einwohnern sind nach dem Ende des Stahlwerks nur noch 70.000 geblieben, Tendenz weiter sinkend. Ministerin Schneider hofft, dass die BUGA diese Entwicklung stoppen und die Stadt mit ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte für die Zukunft zu stabilisieren hilft.
"Stabilisierung insofern, dass wir alles tun müssen, um derart attraktive Städte zu schaffen, dass die Leute auch hier bleiben, die jungen Leute zurück kommen, andere von außerhalb erkennen, wie schön wir es hier haben und sich das hier als Wohn- und Arbeitsstandort aussuchen."
Gotteshaus wird zur Blumenhalle
In der vormals dem Verfall preisgegebenen Johanniskirche wird kurz vor Eröffnung noch gewerkelt: Das einstige Gotteshaus aus dem 13. Jahrhundert wird als Blumenhalle dienen, einmalig in der Geschichte der Bundesgartenschauen.
Auf dem Gartenschaugelände hinter der Halle einer ehemaligen Werft blättern Landschaftsarchitekten noch in ihren Bepflanzungs-Plänen, der Brunnen plätschert aber schon. Die Havel glitzert derweil werbewirksam in der Sonne. Auf ihr sollen die Besucher von einem BUGA-Park zum anderen fahren- durch mehrere Flussarme, an Inseln vorbei und unter den 50 Brücken der Stadt Brandenburg hindurch.
"Gerade eine solche Stadt am Fluss, die sich bisher nicht zum Fluss geöffnet hatte, weil Flüsse bisher als Transportwege für Industrie und Gewerbe angesehen worden sind, und jetzt öffnet sich diese Stadt zu diesem Fluss. Das ist natürlich etwas, was sehr lange nachwirken wird und wo sich jeder Euro Investition lohnt."
Der überregionale Havel-Radweg führt jetzt direkt am Ufer entlang, Spazierwege angelegt, neue Cafés und Restaurants am Ufer eröffnet, erklärt Lokalpatriot Michael Brand. Er hofft, dass möglichst viele Gäste aufs Schiff steigen.
"Denn jeder, der einmal die Stadt vom Wasser aus gesehen hat, der wird sich in sie verlieben, der wird immer wiederkommen. Sie haben einen unmittelbaren Eindruck von mittelalterlichen Befestigungsanlagen, von sehr lauschigen Plätzen. Sie können ein Naturschutzgebiet mit zehn Minuten Floßfahrt von der Innenstadt aus sehen. Sie sehen Kraniche. Sie sehen Reiher. Sie sehen, wenn Sie Glück haben, den Biber bei der Arbeit. Aber eben auch mit einer städtischen Komponente. Sie können die Kultur nutzen, und Sie können gleichzeitig wunderbar Urlaub machen."