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Ein großer Freund der Künste
Bowies Kunstsammlung unter dem Hammer

Der Musiker David Bowie sammelte Bilder, Möbel und Keramiken. Jetzt werden sie bei Sotheby's in London versteigert. Doch auch lebende Rockstars trennen sich von ihrer Kunst.

Von Robert Rotifer |
    Im Londoner Auktionshaus Sotheby's werden Bilder, Möbel und Keramiken von David Bowie versteigert.
    Im Londoner Auktionshaus Sotheby's werden Bilder, Möbel und Keramiken von David Bowie versteigert. (imago / ZUMA Press)
    Das Auktionshaus Sotheby's in der Londoner New Bond Street, ein einziges Gemurmel und Geschiebe wie schon seit Anfang vergangener Woche. Und Schuld daran ist der Mann, dessen Antlitz hier überlebensgroß in jedem Raum über die Auktionsobjekte wacht: Der vor genau zehn Monaten verstorbene David Bowie.
    Unter dem Titel Bowie Collector wird hier heute und morgen in drei Auktionen ein großer Teil der Kunst- und Möbelsammlung dieses kunstsinnigsten aller Rock-Superstars versteigert. Zehntausende haben sich schon die zugehörige Ausstellung bei Sotheby's angesehen. Sowas hat es hier noch nie gegeben, sagt Bryn Sayles, eine der hausinternen Kunstspezialistinnen.
    "Eine derartige Besucherzahl haben wir bei Sotheby's nie zuvor gesehen. Das ist ein echter Beweis der Liebe der Leute zu Bowie. Sie wollen etwas über die wundervollen Künstler erfahren, deren Werke er gesammelt hat."
    Bryn Sayles führt durch die Ausstellung und bleibt bei einem kreisrunden Spin Painting hängen, das Bowie selbst 1995 gemeinsam mit Damien Hirst gemalt beziehungsweise gekleckert hat.
    "Damien Hirst lud Bowie ein, mit ihm eines dieser Spin Paintings zu machen. Er sagte ihm, dass er alte Kleider tragen sollte, weil er sich beim Drehen der Leinwand mit Farbe bespritzen würde, aber Bowie kam typischerweise in feinem Aufzug an und sagte: Alte Kleider hab ich nicht, aber mir ist egal, ob ich schmutzig werde. Damien Hirst fand das sehr cool. Bowie legte sogar seine Uhr auf die Leinwand, sie flog während des Drehens an die Wand und zerbrach, und er ließ sie einfach liegen. Es ist wirklich interessant, wie er sich in den kindlichen Schaffensgeist hineinversetzte."
    Und Sotheby's schätzt den heutigen Wert des Werks auf umgerechnet 280 bis 400.000 Euro.
    Spürbar persönliche Note
    Von Outsider-Kunst aus der Nervenheilanstalt Gugging bei Wien über Möbel von Memphis Design und Bilder von Frank Auerbach bis Jean Michel Basquiat verströmt Bowies bunt gemischte Sammlung eine spürbar persönliche Note, und nun wird sie also in alle Windrichtungen verkauft. Das wirkt schon auch irgendwie traurig, anders etwa als bei Versteigerungen aus dem Besitz lebender Rockstars wie Elton John, der seit 1988 immer wieder fürs Auktionshaus seinen Schrank räumt. Oder Eric Clapton, der 2001 drei Gerhard Richter-Gemälde für dreieinhalb Millionen Dollar kaufte und diese seither Stück um Stück wieder los wird. Dabei nützt er den eigenen Namen als Wertsteigerungsfaktor. Rund das zwanzigfache des Kaufpreises wird Clapton eingenommen haben, wenn demnächst bei Christie's sein dritter Richter unter den Hammer geht.
    Bei Sotheby's macht sich einstweilen Bowie-Fan Mandy Gedanken, ob sie sich ein paar der billigeren Keramikstücke leisten könnte. Sie sieht in der Auktion eine posthume Fortsetzung von Bowies Mission.
    "Hoffentlich werden viele Leute, die nur seine Musik kennen, das hier besichtigen, und so wie seine Musik wird es ihren Blick auf Dinge richten, denen sie bisher nicht ausgesetzt waren. Was für ein wunderbarer Nachlass, selbst nach seinem Tod Menschen auf Aspekte der Kunst hinzuweisen, die sie sonst nicht gesehen hätten."