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Ein Jahr nach Castros Tod
Kuba mit dem Rücken zur Wand

Nach Fidel Castros Tod sind die Reihen der kommunistischen Partei- und Staatsführung fest geschlossen. Wer auf mehr politische Öffnung nach dem Tod des Maximo Líder gehofft hatte, wurde enttäuscht. Doch große Fortschritte sind auch ein Jahr nach seinem Tod nicht zu verzeichnen. Vor allem die wirtschaftliche Lage ist fatal.

Von Anne-Katrin Mellmann |
    Ein Poster mit Kubas ehemaligem Führer Fidel Castro ein Jahr nach dessen Tod am 25. November 2017 in den Straßen von Havanna.
    Ein Poster mit Kubas ehemaligem Führer Fidel Castro ein Jahr nach dessen Tod. (AFP / Yamil Lage)
    "Ich bin Fidel", schallte es vor einem Jahr über die trauernde Insel: Die Parole sollte die Unsterblichkeit des Revolutionsführers ausdrücken.
    Ein junger Soldat der Ehrenwache vor Castros Grabstein: "Fidel war Fidel, ist Fidel und wird immer Fidel bleiben. Er brauchte kein Amt, um seinen besonderen Platz im Herzen des kubanischen Volkes und aller Völker zu bewahren."
    Castros Grabstelle ist Pilgerstätte und Touristenattraktion in Santiago de Cuba geworden. Orte, die nach ihm benannt wurden, gibt es keine. Der derzeitige Präsident Raúl Castro versicherte, sein Bruder Fidel habe darauf bestanden, dass sein Name niemals für Personenkult benutzt werden dürfte.
    Touristen am Grab von Fidel Castro in Santiago de Cuba. Der Máximo Líder Kubas starb am 25.11.2016.
    Touristen am Grab von Fidel Castro in Santiago de Cuba. (AFP / Yamil Lage)
    Fidel Castros Andenken ist trotzdem omnipräsent. Wände und Transparente erinnern an seine Worte. Sozialismus und Vaterland oder Tod - der Sozialismus ist im Einparteienstaat nach wie vor Gesetz. 2006 hatte sich Fidel Castro nach Jahrzehnten an der Staatsspitze wegen schwerer Krankheit aus den Regierungsgeschäften zurückgezogen und sie seinem Bruder Raúl überlassen. Die Kontinuität war gewährleistet. Nach Fidels Tod sind die Reihen der kommunistischen Partei- und Staatsführung fest geschlossen. Wer auf mehr politische Öffnung nach dem Tod des maximo líder gehofft hatte, wurde enttäuscht. Fidel galt als Politiker, der auf der Bremse stand. Unter anderem war er nicht einverstanden mit der Annäherung Kubas und der USA, die sein Bruder Raúl und der frühere US-Präsident Obama Ende 2014 begonnen hatten. Doch Fortschritte sind nach seinem Tod nicht zu verzeichnen. Donald Trump stoppte den Annäherungskurs und begrub die Hoffnungen von Millionen Kubanern auf wirtschaftlichen Aufschwung. Außenminister Bruno Rodriguez warf Trump vor den Vereinten Nationen vor, im Interesse der extremen Rechten in den USA zu handeln:
    "Präsident Trump hat immer wieder betont, dass er das Wirtschaftsembargo nicht aufheben wird, solange es bei uns keine politischen Veränderungen gibt. Kuba wird niemals Bedingungen oder Auflagen akzeptieren. Wir erinnern Präsident Trump daran, dass das Embargo - wie bei seinen Vorgängern - noch nie funktioniert hat und nie funktionieren wird."
    US-Touristen bleiben weg
    Dem Ansturm Hunderttausender US-Touristen, die nach Jahrzehnten der Eiszeit neugierig die Insel erkundeten, hat Trump ein Ende gesetzt – zum großen Bedauern der Kubaner, die auf eigene Rechnung arbeiten:

    "Er muss verstehen, dass sich unsere Situation dadurch sehr verschlechtert. Viele von uns – vor allem in Havanna – leben von den US-Touristen. Sie werden ihre Arbeit verlieren."
    Wirtschaftlich steht Kuba mit dem Rücken zur Wand: Das verbündete Venezuela schickt wegen seiner eigenen Krise nur noch einen Bruchteil der früheren Unterstützung. Politische Veränderungen sind für Kuba dennoch nicht verhandelbar, auch nicht, wenn die Ära der Castros endet: der 86-jährige Raúl hat angekündigt, das Präsidentenamt im Februar abzugeben. Wer sein Nachfolger wird, steht noch nicht fest. Nur eines ist wieder garantiert: die Kontinuität. Der Übergang ist längst organisiert.