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Ein Jahr nach der Grenzöffnung
"Flüchtlingsrevolution zum Nutzen aller gestalten"

Für den Journalisten Marc Engelhardt ist die sogenannte Flüchtlingskrise eine "Flüchtlingsrevolution". Veränderungen seien unausweichlich, sagte er im DLF. Deshalb müsse man sie jetzt so gestalten, dass alle etwas davon hätten. Positive Beispiele gibt es schon.

    Eine dunkelhäutige Frau schubst Kinder auf einer Nestschaukel an.
    Wenn ein neues Gemeinschaftsgefühl entsteht: Eine Betreuerin aus Somalia spielt in Rostock mit deutschen und geflüchteten Kindern. (dpa/Bernd Wüstneck)
    So habe es etwa in Süditalien praktisch menschenleere Dörfer gegeben, in denen die einheimische Bevölkerung nun gemeimsam mit afrikanischen Flüchtlingen neue Landwirtschaft aufbaue und ein neues Gemeinschaftsgefühl geschaffen habe. Ähnliches sei auf Rügen geschehen, wo ehemalige Flüchtlingsgegner plötzlich eine enorme Hilfsbereitschaft entwickelt hätten. "Manchmal braucht ein Dorf das Revolutionsmoment", glaubt der Journalist und Herausgeber des Buches "Die Flüchtlingsrevolution".
    Unausweichliche Veränderungen stehen bevor
    Vor einem Jahr öffnete Deutschland seine Grenzen für die in Ungarns Hauptstadt Budapest gestrandeten Migranten. Laut Engelhardt lässt sich die Flüchtlingsbewegung nicht mehr aufhalten - auch nicht durch Grenzschließungen oder Abkommen mit der Türkei. Denn die Menschen verließen ihre Heimat, um für sich persönlich globale Gerechtigkeit herzustellen. Wichtig ist deshalb aus Engelhardts Sicht, sich auf die "unausweichlichen Veränderungen" einzustellen und sie so zu gestalten, "dass alle etwas davon haben" - die einheimische Bevölkerung und die Migranten gleichermaßen.
    Ewa ein dutzend Männer spielen Blasinstrumente vor Publikum in einem Park.
    Einheimische und Flüchtlinge musizieren am 18.08.2016 zusammen im Großen Garten in Dresden in der "Banda Internationale". (dpa/Arno Burgi)
    Engelhardt kritisiert, dass die Politik "die angeblichen Ängste einer Minderheit" in Deutschland zu ernst nehme. Er ist davon überzeugt , dass eine "weit überwiegende" Mehrheit der Bevölkerung die Sorgen im Hinblick auf die Flüchtlinge nicht teilt. Deshalb sollte die Politik lieber darauf schauen, was man gemeinsam mit den Flüchtlingen schaffen könne.
    Das vollständige Interview können Sie sechs Monate lang im Audio-Archiv nachhören.