"Amazing Grace..."
Präsident Obama , am 26. Juni in Charleston, South Carolina. Diese Minute wird jedenfalls von seiner Präsidentschaft bleiben, dachten damals nicht wenige gerührt. Knapp ein Jahr nach den Unruhen in Ferguson waren neun Afroamerikaner in einem Staat des Südens von einem jungen Weißen aus rassistischen Motiven erschossen worden.
Hat sich denn rein gar nichts verändert? Fragen seit Sonntag wieder viele in den USA. Am Jahrestag des Todes von Michael Brown hat es in Ferguson Schießereien gegeben, ein Afroamerikaner wurde lebensgefährlich verletzt. Gegen ihn wird ermittelt. Es folgten wiederum Krawalle und Festnahmen. Der Notstand wurde verhängt. Und doch - es gibt Fortschritte. Der demokratische Kongressabgeordnete Emanuel Cleaver aus Missouri - mit seinem Fazit.
"Vor einem Jahr war es in Ferguson noch 1955. Jetzt ist 1965."
"Wir haben mehr Afroamerikaner in den Stadtrat gewählt," sagt Claire McCauskill für Missouri im US-Senat. "Ein Afroamerikaner ist jetzt Polizeichef, sie arbeiten mit der Justiz, um Probleme in der Polizei zu beseitigen. Es gibt Fortschritt und es gibt noch so viel zu tun."
Zu viele Fragen bleiben in Ferguson offen
Das Justizministerium hatte über die Ereignisse vor einem Jahr einen Bericht veröffentlicht, in dem es rassistische Vorurteile in der Polizei anprangert. Am gleichen Tag wurde das Ergebnis der unabhängigen Untersuchung vorgelegt, wonach es keine Beweise gibt, die die Aussagen des Polizisten entkräften, er habe sich gegen Michael Brown verteidigen müssen. Jeff Roorda, ist Sprecher der Polizeivertretung von St. Louis. Er hält von Kritik an der Polizeiarbeit wenig:
"Alles hat begonnen mit der Lüge von 'Hände hoch, nicht schießen', wir wissen jetzt, dass Michael Brown versuchte, den Polizisten Dan Wilson zu töten, dieser hatte das Recht sich zu verteidigen."
Zu viele Fragen blieben danach in Ferguson offen. Roodra beharrt darauf, wir haben zu wenig über die wirklichen Probleme geredet.
"366 Tage verpasste Gelegenheit, über die miserablen sozio-ökonomischen Bedingungen zu sprechen unter denen die Jugendlichen leben, die Kriminalität, die schlechten Schulen."
Der Kongressabgeordnete Emanuel Cleaver:
"Diese Probleme können nicht mit Waffen gelöst werden, diejenigen, die mit Waffen zu den Protesten kommen, wollen stören und wollen, dass alles wieder genau wie vorher ist."
Die Washington Post hat anlässlich des Jahrestages am Sonntag unter dem Titel "Schwarz und unbewaffnet" eine eigene Recherche veröffentlicht, wie viele Menschen in diesem Jahr bereits durch Polizeikugeln starben. 24 unbewaffnete Schwarze wurden von der Polizei erschossen - ein kleiner Teil der laut Washington Post insgesamt fast 600 - überwiegend waren es Weiße bzw. Hispanics, und in übergroßer Mehrheit waren sie bewaffnet.
Keith Alexander ist einer der Autoren. Ferguson hat wie mit dem Vergrößerungsglas gezeigt, was bei diesen Polizeischießereien passiert. Mit Überwachungs- und Körperkameras gibt es jetzt unparteiische Zeugen, nicht alles kann mehr einfach als Notwehr deklariert werden.
"Das Justizministerium und die Polizeibehörden schauen sich die Fälle nun genauer an - das ist die größte Hinterlassenschaft von Ferguson."