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Ein Jahr ohne Clubs
„Angesichts der Toten fällt es schwer, übers Tanzen nachzudenken“

Leere Tanzflächen und Bars - seit einem Jahr sind die Clubs geschlossen. Streamingangebote könnten einen Rave nicht ersetzen, sagte Elisabeth Steffen vom Ostberliner Clubkollektiv ://about blank im Dlf. Wichtiger als über Öffnungen nachzudenken sei es derzeit aber, die Zahlen wieder runterzukriegen.

Elisabeth Steffen im Corsogespräch mit Ulrich Biermann |
Ein fast leerer Musikclub
Reden statt tanzen und Zutritt derzeit nur für Angestellte - die Clubs in Berlin und bundesweit sind seit einem Jahr geschlossen (www.imago-images.de)
Neben der Konzertindustrie ist die Gastronomie eine der Branchen, die am stärksten unter der Pandemie leiden. Menschen, die tanzen, schwitzen und auf engstem Raum aufeinandertreffen? Das scheint auch weiterhin nicht möglich.
Geschlossenes Kino Cinema Paris mit Motto "Ohne Kunst/Uns Und Kultur Wird es Still" auf dem Kurfuerstendamm in Berlin.
Veranstalter: "Wir verlieren etwa einen Jahresertrag pro Monat"Der Mitinitiator des Bündnisses "Alarmstufe Rot", Christian Eichenberger, hat von der Bundesregierung ein klareres Öffnungskonzept für Veranstaltungen wie Konzerte und Messen gefordert. Er warnte davor, eine Inzidenz von 35 als Richtwert für Öffnungen zu etablieren.
"Im Moment fühlt es sich an, als als ob wir in einer Flaschenpost sitzen und in einem weiten, unübersichtlichen Meer herumschwimmen und höchstens mal ein paar Klopfzeichen an die Welt heraussenden können", sagte Elisabeth Steffen vom Ostberliner Clubkollektiv ://about blank im Dlf. Ihr Club ist wie viele andere seit einem Jahr mehr oder weniger durchgehend geschlossen.
"Die Aussicht ist niederschmetternd." Dennoch, so die Clubbetreiberin, sieht sie vor allem die wirtschaftlichen und damit gesellschaftlichen Probleme, die langfristig auf alle zukommen und in ihren Augen noch viel gravierender ausfallen werden als die aktuelle Pandemie: "Es ist die Frage, wie wir als Gesellschaft oder als Clubkultur darauf reagieren. Das wird noch härter als das, was wir jetzt schon alle aushalten müssen."
Szenenbild aus der Ausstellung "Overmorrow" im Berliner Club "Wilde Renate": Brustbild einer Frau, die die Hände mit gespreizten Fingern vor ihr Gesicht hält, auf den Handflächen sieht man Augen, im Hintergrund strahlenförmige Lichter.
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Streamingangebote könnten Raves nicht ersetzen

Angebote wie "United we stream", das sich fast direkt nach den Schließungen gegründet hat, sieht sie kritisch. Weder könne man das Loslassen und den Exzess eines Raves über den Bildschirm abbilden noch sei es möglich, genug Distanz zu unliebsamen Werbetreibenden einzuhalten.
"Bei United we stream zeigen sich Tendenzen, die die Clubkultur auch schon vorher in einer negativen Weise geprägt haben. Da kommt immer mehr Sponsoring rein, Werbung von Unternehmen, die nicht zu Clubkultur passen." Schon vor der Coronakrise sei eine starke Kommerzialisierung spürbar gewesen, jetzt kommen "Investoren, die in einer krisengebeutelten Branche Morgenluft wittern." Und angesichts von mehr als 70.000 Toten "fällt es mir schwer, über Tanzen und Wiedereröffnen nachzudenken", ergänzt Steffen.
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Impfpass und Apps - keine echten Alternativen

Es sei wichtig, die Zahlen herunterzukriegen statt über Öffnungen nachzudenken. Ein Sechs-Punktepapier der Berliner Clubkommission, das unter anderem Öffnungsstrategien beinhaltet, soll in der kommenden Woche vorgestellt werden. Elisabeth Steffen bleibt skeptisch, auch dem Zugang zu Clubs mit Impfpass oder Daten App kann sie wenig abgewinnen.
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"Zugang für Leute mit Impfpass kann ich mir persönlich nicht vorstellen." Zu den diversen Apps, die entwickelt werden, sei die Clubbranche gespalten, so Steffen. "Die Erfassung von Gästedaten steht im totalen Widerspruch zur Anonymität und zum freiheitlichen Gedanken für den Clubkultur steht." Am Ende bleibt die Frage, ob die Gesundheitsämter hinterherkommen. "Wir sind nicht an dem Punkt, wo wir ernsthaft über so was sprechen können."
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