Für den Wirtschaftsexperten Jacob Kirkegaard sind Trumps Zölle auf Stahl und Aluminium ein Musterbeispiel dafür, wie kontraproduktiv Zölle sind, die eigentlich die heimische Produktion schützen sollen. Kirkegaard arbeitet für das "Peterson Institute for International Economics", eine Denkfabrik in Washington, die untersucht hat, welche Folgen Trumps Zölle haben.
Eindeutige Gewinner sind einige wenige Stahlkonzerne und Aluminiumhersteller in den USA: "Sie konnten höhere Preise verlangen, weil ausländische Wettbewerber jetzt Importzölle zahlen müssen. Deshalb haben sie höhere Gewinne gemacht und einige Hochöfen wiedereröffnet." Tatsächlich stiegen die Preise für Stahl in den USA zeitweise um 30 Prozent an. Auch die Stahlarbeiter konnten sich über höhere Löhne freuen. Allerdings schufen die Stahlkonzerne im vergangenen Jahr nur 200 neue Jobs.
Größte Verlierer der Stahlzölle sind Ford und General Motors
Zu den Verlierern von Trumps Zöllen gehörten dagegen zahlreiche metallverarbeitende Unternehmen, darunter viele kleine und mittlere Betriebe mit insgesamt 1,4 Millionen Beschäftigten. Sie litten unter den höheren Stahl- und Aluminiumpreisen. Am heftigsten betroffen waren ausgerechnet die großen Autohersteller in den USA, betont Jacob Kirkegaard: "Sowohl Ford als auch General Motors haben gesagt, dass sie aufgrund der Schutzzölle jeweils Mehrkosten in Höhe von einer Milliarde Dollar hatten."
Die Folge: Ford und GM wollen wegen der gestiegenen Herstellungskosten Werke schließen, was Donald Trump heftig kritisiert. Unter dem Strich, meint Wirtschaftsexperte Kirkegaard, überwiegen die Nachteile bei weitem die Vorteile der Zölle: "Jeder neugeschaffene Job bei den Stahlherstellern hat andere US-Unternehmen fast eine halbe Million Dollar gekostet."
Exporte der Whisky-Hersteller brachen um elf Prozent ein
Zu den Verlieren gehören auch jene US-Unternehmen, die von Vergeltungszöllen der EU, Kanadas oder Chinas betroffen sind. Die Farmer konnten deutlich weniger Soja, Mais und Schweine ins Ausland verkaufen. Die Exporte der Whiskey-Hersteller brachen in der zweiten Jahreshälfte 2018 um elf Prozent ein. Und der von Trump anfangs hofierte Motorrad-Hersteller Harley-Davidson verlagert wegen der höheren Stahlpreise in den USA und wegen der Vergeltungszölle Teile seiner Produktion nach Europa und Asien.
Trotz dieser eindeutig negativen Folgen droht der US-Präsident mit weiteren Zöllen auf ausländische Autos und Autoteile. In erster Linie träfe dies die deutschen und japanischen Autohersteller, sagt Wirtschaftsexperte Kirkegaard, letztlich würden jedoch die US-Bürger die Zeche zahlen: "Autos in den USA würden 10 bis 15 Prozent teurer. Die höheren Preise müssten die Verbraucher bezahlen. Das wird ihnen nicht gefallen."
Kirkegaard: "Auto-Zölle werden nicht kommen"
Deshalb warnen auch die amerikanischen Autohersteller vor Zöllen auf Import-Autos, denn sie führen fast die Hälfte ihrer Autoteile aus dem Ausland ein. All dies spricht nach Einschätzung von Kirkegaard dagegen, dass Trump den Handelsstreit mit der EU weiter eskalieren wird, zumal bei den Verhandlungen mit China noch kein Erfolg in Sicht ist: "Autozölle werden nicht kommen. Trumps politisches Standing ist nicht stark genug, um einen wirklich großen Handelskrieg mit Amerikas engsten Verbündeten zu starten."
Bis Mitte Mai will der US-Präsident über Auto-Zölle entscheiden. Auch wenn viele sachliche Gründe dagegen sprechen - Trump liebt Zölle, nicht zuletzt um andere Länder unter Druck zu setzen.