Alle Scheinwerfer waren auf die Frühjahrskollektionen der Pariser Modemacher gerichtet. Ein reiches und meist prominentes Publikum drängte sich bei den zweimal im Jahr stattfindenden Defilees in die Modehäuser von Dior, Balenciaga, Féraud oder Lanvin, die die Welt der Haute Couture bestimmten. Am 29. Januar 1962 war der französische Rundfunk live dabei:
Paris bleibe die unbestrittene Hauptstadt der Haute Couture, doch der
Nabel der Modewelt, so der Reporter, sei nicht mehr das Stammhaus des weltberühmten Couturiers Christian Dior in der Avenue Montaigne. Die Pariser Eleganz habe jetzt eine neue Adresse im schicksten Teil des Pariser Westens bekommen. Von hier berichtete auch die Modejournalistin Lise Elina:
"Yves Saint Laurent hat Passy gewählt als Sitz für sein eigenes Modehaus. Hier stellt er heute seine erste Kollektion vor. Alle engen Freunde sind gekommen. In der ersten Reihe sitzen Zizi Jeanmaire, für die er schon herrliche Bühnenkostüme entworfen hat, und ihr Mann, Roland Petit. Alle sind sehr neugierig auf die erste Kollektion unter eigenem Namen desjenigen, der, wir erinnern uns, mit kaum 20 Jahren zum Nachfolger von Christian Dior aufgestiegen war."
Knapp 180 geladene Gäste sahen das Defilee in der Rue Spontini im 16. Arrondissement. Der 25-jährige Saint Laurent präsentierte dabei über 100 Modelle. Erstmals hatte er den Caban, die traditionelle zweireihige Wolljacke der bretonischen Seemänner, den Frauen auf den schlanken Leib geschneidert. Mit großen goldfarbenen Knöpfen versehen sollte der Caban seither zu einem seiner Markenzeichen werden. Seinen Mannequins drapierte er duftige Seidenschals um den Kopf und ein Turban, der einem Fakir abgeschaut schien, sorgte im Publikum für Begeisterung. Saint Laurent lockerte in seiner ersten Kollektion für das Frühjahr 1962 auch endgültig die Taillen der Frauen, die bei allen anderen Couturiers noch als Wespentaillen über aufgebauschten Röcken dominierten. Saint Laurents Röcke hingegen waren kurz und schmiegten sich jetzt eng an den Körper. Der junge Yves Saint Laurent:
"Ich bin absolut gegen die lange Mode. Ich glaube, dass die Frauen Beine haben, die man zeigen sollte. Das ist ihr Privileg uns Männern gegenüber und das sollten sie wirklich ausnutzen. Ich liebe vor allem schlanke Frauen. Sie müssen sich in ihrer Kleidung frei bewegen können. Schwere Stoffe sind unerträglich, sie sollten leicht sein und den Körper darunter erahnen lassen. In der Mode hasse ich architektonische, konstruierte Formen."
Die Laufbahn des 1936 im algerischen Oran geborenen Yves Saint Laurent kam einem kometenhaften Aufstieg gleich. Bereits als 15-Jähriger entwarf er erste Opernkostüme. 1953 zog es ihn zu einem Modewettbewerb nach Paris, bei dem er mit seinen Kleiderentwürfen mehrere Preise errang. In der Jury saß auch der knapp 30 Jahre ältere Christian Dior. 1955 wurde Saint Laurent von Dior eingestellt. Nach dem plötzlichen Tod Diors 1957 übernahm Saint Laurent dessen Atelier in der Avenue Montaigne als künstlerischer Direktor. In den sechs Kollektionen, die er für Dior entwarf, entfernte er sich allmählich vom Stil des Hauses und fand zu seinem eigenen. Die letzte Kollektion für das Haus Dior im Juli 1960, inspiriert von der rebellischen Jugend und den Beatniks, wurde zum Skandalerfolg. Saint Laurent verlor daraufhin seinen Posten.
"Meine letzte Kollektion bei Dior hatte die Welt der Mode zutiefst geschockt. Die Inspiration, die ich von der Straße bezog, wurde als sehr vulgär angesehen von den meisten Leuten, die sonst auf vergoldeten Stühlen in den Modesalons saßen. Aber sie war der erste wichtige Ausdruck meines eigenen Stils. Die sozialen Strukturen änderten sich gerade damals. Die Straße zeigte einen neuen Stolz, einen eigenen Chic, das inspirierte mich."
Yves Saint Laurents Einberufung zum Militärdienst im September 1960 endete nach wenigen Wochen mit einem Nervenzusammenbruch und einem Klinikaufenthalt. Lebenslange Depressionen und Drogenabhängigkeit waren die Folgen. Mit seinem Lebenspartner Pierre Bergé gründete er im Dezember 1961 sein eigenes Modehaus in Paris. Sein erstes Defilee am 29. Januar 1962 wurde wegweisend für seinen Stil, den er auf die moderne und emanzipierte Frau maßschneiderte.
Paris bleibe die unbestrittene Hauptstadt der Haute Couture, doch der
Nabel der Modewelt, so der Reporter, sei nicht mehr das Stammhaus des weltberühmten Couturiers Christian Dior in der Avenue Montaigne. Die Pariser Eleganz habe jetzt eine neue Adresse im schicksten Teil des Pariser Westens bekommen. Von hier berichtete auch die Modejournalistin Lise Elina:
"Yves Saint Laurent hat Passy gewählt als Sitz für sein eigenes Modehaus. Hier stellt er heute seine erste Kollektion vor. Alle engen Freunde sind gekommen. In der ersten Reihe sitzen Zizi Jeanmaire, für die er schon herrliche Bühnenkostüme entworfen hat, und ihr Mann, Roland Petit. Alle sind sehr neugierig auf die erste Kollektion unter eigenem Namen desjenigen, der, wir erinnern uns, mit kaum 20 Jahren zum Nachfolger von Christian Dior aufgestiegen war."
Knapp 180 geladene Gäste sahen das Defilee in der Rue Spontini im 16. Arrondissement. Der 25-jährige Saint Laurent präsentierte dabei über 100 Modelle. Erstmals hatte er den Caban, die traditionelle zweireihige Wolljacke der bretonischen Seemänner, den Frauen auf den schlanken Leib geschneidert. Mit großen goldfarbenen Knöpfen versehen sollte der Caban seither zu einem seiner Markenzeichen werden. Seinen Mannequins drapierte er duftige Seidenschals um den Kopf und ein Turban, der einem Fakir abgeschaut schien, sorgte im Publikum für Begeisterung. Saint Laurent lockerte in seiner ersten Kollektion für das Frühjahr 1962 auch endgültig die Taillen der Frauen, die bei allen anderen Couturiers noch als Wespentaillen über aufgebauschten Röcken dominierten. Saint Laurents Röcke hingegen waren kurz und schmiegten sich jetzt eng an den Körper. Der junge Yves Saint Laurent:
"Ich bin absolut gegen die lange Mode. Ich glaube, dass die Frauen Beine haben, die man zeigen sollte. Das ist ihr Privileg uns Männern gegenüber und das sollten sie wirklich ausnutzen. Ich liebe vor allem schlanke Frauen. Sie müssen sich in ihrer Kleidung frei bewegen können. Schwere Stoffe sind unerträglich, sie sollten leicht sein und den Körper darunter erahnen lassen. In der Mode hasse ich architektonische, konstruierte Formen."
Die Laufbahn des 1936 im algerischen Oran geborenen Yves Saint Laurent kam einem kometenhaften Aufstieg gleich. Bereits als 15-Jähriger entwarf er erste Opernkostüme. 1953 zog es ihn zu einem Modewettbewerb nach Paris, bei dem er mit seinen Kleiderentwürfen mehrere Preise errang. In der Jury saß auch der knapp 30 Jahre ältere Christian Dior. 1955 wurde Saint Laurent von Dior eingestellt. Nach dem plötzlichen Tod Diors 1957 übernahm Saint Laurent dessen Atelier in der Avenue Montaigne als künstlerischer Direktor. In den sechs Kollektionen, die er für Dior entwarf, entfernte er sich allmählich vom Stil des Hauses und fand zu seinem eigenen. Die letzte Kollektion für das Haus Dior im Juli 1960, inspiriert von der rebellischen Jugend und den Beatniks, wurde zum Skandalerfolg. Saint Laurent verlor daraufhin seinen Posten.
"Meine letzte Kollektion bei Dior hatte die Welt der Mode zutiefst geschockt. Die Inspiration, die ich von der Straße bezog, wurde als sehr vulgär angesehen von den meisten Leuten, die sonst auf vergoldeten Stühlen in den Modesalons saßen. Aber sie war der erste wichtige Ausdruck meines eigenen Stils. Die sozialen Strukturen änderten sich gerade damals. Die Straße zeigte einen neuen Stolz, einen eigenen Chic, das inspirierte mich."
Yves Saint Laurents Einberufung zum Militärdienst im September 1960 endete nach wenigen Wochen mit einem Nervenzusammenbruch und einem Klinikaufenthalt. Lebenslange Depressionen und Drogenabhängigkeit waren die Folgen. Mit seinem Lebenspartner Pierre Bergé gründete er im Dezember 1961 sein eigenes Modehaus in Paris. Sein erstes Defilee am 29. Januar 1962 wurde wegweisend für seinen Stil, den er auf die moderne und emanzipierte Frau maßschneiderte.