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Ein König für Deutschland

Wahlfälschung durch Manipulation der Wahlcomputer ist doch möglich, und Deutschland kommt dadurch zu einem König. Andreas Eschbachs Roman spielt vor dem Hintergrund der realen Kontroverse um den Einsatz der Maschinen, doch der Autor schießt beim Verfechten seines Anliegens über das Ziel hinaus.

Rezensentin: Dagmar Röhrlich |
    Vincent kennt sich mit Computern aus und kann einfach nicht der Versuchung widerstehen, allen zu zeigen, wie gut er als Programmierer ist. Das macht ihn zum Kleinkriminellen, bringt ihn als Warnung für eine Woche ins Gefängnis - und nach der Entlassung zu einer Computerfirma in Florida, wo er wieder in etwas hineinschlittert: Im Auftrag eines Vertreters der Republikanischen Partei und auf Druck seiner Chefin schreibt er ein Programm, mit dem man die Wahlcomputer in Florida manipulieren könnte. Nur so, zu Demonstrationszwecken. Nicht dass man für den Kandidaten George W. Bush davon Gebrauch machen würde. Ein paar Monate später gewinnt tatsächlich Bush gegen alle Vorhersagen Florida und damit die Wahl zum US-Präsidenten.

    Jahre später wird Vincent erpresst: Er soll seine Computerkenntnisse dafür einsetzen, in Deutschland Wahlen zu manipulieren. Er macht es, bekommt es jedoch mit der Angst zu tun und schickt das Programm an seinen in Deutschland lebenden Vater Simon König, löscht alles und taucht unter. Sein Vater hat keine Ahnung von Computern, und außerdem stöbert ihn der Erpresser seines Sohns auf, nimmt ihm die CD-Rom wieder ab, bevor Simon König auch nur ahnt, was es damit auf sich haben könnte. Das erklärt ihm erst eine Internet-Clique, und weil die der Welt ein- für allemal zeigen wollen, dass Wahlmaschinen offen sind für schmutzige Tricks, gründen die Computerfreaks eine Partei mit dem absurden Ziel, die Monarchie wieder einzuführen. So stimmt Deutschland mit großer Mehrheit für die Wiedereinführung der Monarchie - und weil die Nerds das Spiel lieben, wollen sie nicht mehr von der Macht lassen…

    Andreas Eschbach hat sich in seinem neuen Buch "Ein König für Deutschland" ein durchaus brisantes Thema vorgenommen: Wahlcomputer. Zwar hat das Verfassungsgericht für die Bundestagswahl 2009 die derzeitigen Wahlmaschinen verboten und festgelegt, dass zunächst auf herkömmliche Weise abgestimmt werden muss. Aber gleichzeitig erklärten die Karlsruher Richter, dass sie grundsätzlich nichts gegen Wahlcomputer einzuwenden hätten, wenn diese nur sicher genug sind. Für Eschbach liegt genau darin das Problem. Als ehemaliger Programmierer weiß er ganz genau, dass jedes System angreifbar ist - man muss nur gut und verführbar genug sein, und schon wird die Demokratie zur Makulatur und die Herrschaft geht von dem aus, der die besseren Computerexperten hat.

    "Ein König für Deutschland" ist ein Thriller mit einem durchsichtigen Plot. Der Inhalt des Buches wird sogar im Klappentext zusammengefasst. Es fehlt an Spannung und unvorhergesehenen Wendungen. Und leider wirkt das Buch über weite Passagen belehrend: Da geht es seitenweise - samt Fußnoten und Internetadressen - ums Programmieren im Allgemeinen und Besondern, ums Funktionieren von Wahlcomputern, um das Wesen von Computerspielen und der Spieler und ums Grundgesetz. Die Spannung kommt da zu kurz, vielleicht weil dem Autor das Thema verzweifelt am Herzen liegt: "Ein König für Deutschland" ist eher eine Kampfschrift denn ein Thriller. Aber mit dem Thema auseinandersetzen sollte man sich allemal.

    Andreas Eschbach: Ein König für Deutschland
    ISBN: 978-3-7857-2374-6
    Lübbe Verlag, 491 Seiten, 19,99 Euro