In Bremen lebt Murat Kurnaz, er wurde bekannt als "Bremer Taliban". Der heute 28-Jährige kam im Sommer 2006 frei. Er saß unschuldig im US-Gefangenenlager Guantanamo. Viele kennen ihn von Fernsehauftritten - wortkarg, mit langen Haaren und rötlichem Zottelbart. Inzwischen ist er glatt rasiert und hat sein kurzes Haar nach hinten gegelt. Bei seinen öffentlichen Auftritten trägt er dunkle Anzüge und Krawatte. Er ist stolz, die Folter überstanden und das "System Guantanamo" - wie er sagt - "besiegt" zu haben.
"Ich habe all die Sachen durchgemacht und bin heute gesund wieder zuhause das ist mehr als genug. Ich brauche nicht mit jemandem zu sprechen. Aber es ist wichtig, für die Zukunft, dass es nicht wieder Politiker gibt, die Menschen foltern lassen und umbringen und so tun, als hätte es diesen Menschen nicht gegeben und er wäre nie dort gewesen."
Murat Kurnaz Albtraum beginnt im Jahr 2001. Der 19-Jährige fliegt kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September nach Pakistan. Dort wird er verhaftet und für ein Kopfgeld dem US-Militär als mutmaßlicher Taliban-Kämpfer verkauft. Die Amerikaner bringen in zunächst in ein Lager in Afghanistan. Dann wird er ins US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba geflogen. In Guantanamo wird Kurnaz, obwohl seine Unschuld für die US-Behörden seit Herbst 2002 feststeht, noch weitere vier Jahre festgehalten. Weil die deutschen Behörden, namentlich der damalige Kanzleramtsminister Frank-Walter Steinmeier, ihn nicht einreisen lassen. Bis heute hat sich niemand bei ihm entschuldigt. Auch eine Entschädigung hat Kurnaz nicht bekommen.
Er empfinde keinen Hass, sagt Murat Kurnaz heute. Er wolle nur aufklären. Auch deshalb hat er seine Erlebnisse aufgeschrieben.
"Fünf Jahre meines Lebens - Ein Bericht aus Guantanamo", heißt sein Buch, das mittlerweile in zwölf Sprachen übersetzt wurde. Darin beschreibt er detailliert die Folter: wie er Hunger, Hitze und Kälte ausgesetzt war, er schreibt von Elektroschocks und monatelanger Isolationshaft. Murat Kurnaz ist keiner, der sich im Scheinwerferlicht wohlfühlt. Deshalb übernimmt Co-Autor Helmut Kuhn die öffentlichen Lesungen:
"Sie traten und prügelten mich, ich rollte mich zusammen. Dann packte mich die Wut und ich versuchte mich zu wehren. Ich sprang auf, blind schlug ich um mich, irgendeinen Helm hatte ich in der Hand. Aber sie kriegten mich wieder runter, sie drückten meine Arme und meine Beine auf den Boden, bis ich auf dem Rücken lag wie zur Vierteilung."
Murat Kurnaz hat Guantanamo überstanden. Natürlich begrüßt er, dass das Lager nun geschlossen werden soll. Die Häftlinge, die freigelassen werden sollen, brauchen jetzt politische Unterstützung, fordert er. Seit seiner Rückkehr engagiert sich Kurnaz für Amnesty International. Er findet es gut, dass Deutschland sich entschlossen hat, zwei ehemalige Guantanamo-Gefangene aufzunehmen. Verstehen kann er auch die Sorge, von diesen Menschen könne Gefahr ausgehen.
"Ja, das kann ich gut nachvollziehen, aber das ist kein Grund diese Menschen in Folterhaft zu hinterlassen, in Käfigen, ohne bis heute ein Gerichtsurteil zu haben."
Murat Kurnaz überstand nicht nur körperlich die Folter, sondern hat sich offenbar auch mental erholt. Besonders erfreut ist darüber sein Anwalt Bernhard Docke:
"Zu sehen, dass er trotz aller Bitterkeit, die er dort erlebt hat, trotz der Folter, ein ganz ausgesprochen netter junger ungebrochener Mann ist, der seinen Humor behalten hat, seine Lebensfreude wiedergefunden hat und der gegenüber dem, was er alles erlebt hat, erstaunlich gut zurechtkommt."
Eigentlich wollte er nach der Haft ein ganz normales Leben mit einer ganz normalen Arbeit. Er hatte auch verschiedene Jobs. Zum Beispiel half er beim Theater als Bühnenarbeiter. Doch Guantanamo holt ihn immer wieder ein. Er ist viel für Amnesty International unterwegs. Sein Buch hat er in mehreren Ländern vorgestellt; sogar in Japan. Zurzeit laufen Arbeiten zu einem Kinofilm und einem Dokumentarfilm über Guantanamo und das Schicksal von Murat Kurnaz. Das ist ihm besonders wichtig. Denn er glaubt, dass sich mit einem Film noch mehr Menschen erreichen lassen als mit seinem Buch.
Inzwischen hat Kurnaz auch eine Familie. Doch über Privates spricht er kaum. Wer ihm begegnet, bemerkt sein großes Misstrauen gegenüber Fremden. Kurnaz ist distanziert. Er wollte niemals Opfer sein. Sie wollten meine Seele brechen, sagt er heute, aber das haben sie nicht geschafft.
"Ich habe all die Sachen durchgemacht und bin heute gesund wieder zuhause das ist mehr als genug. Ich brauche nicht mit jemandem zu sprechen. Aber es ist wichtig, für die Zukunft, dass es nicht wieder Politiker gibt, die Menschen foltern lassen und umbringen und so tun, als hätte es diesen Menschen nicht gegeben und er wäre nie dort gewesen."
Murat Kurnaz Albtraum beginnt im Jahr 2001. Der 19-Jährige fliegt kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September nach Pakistan. Dort wird er verhaftet und für ein Kopfgeld dem US-Militär als mutmaßlicher Taliban-Kämpfer verkauft. Die Amerikaner bringen in zunächst in ein Lager in Afghanistan. Dann wird er ins US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba geflogen. In Guantanamo wird Kurnaz, obwohl seine Unschuld für die US-Behörden seit Herbst 2002 feststeht, noch weitere vier Jahre festgehalten. Weil die deutschen Behörden, namentlich der damalige Kanzleramtsminister Frank-Walter Steinmeier, ihn nicht einreisen lassen. Bis heute hat sich niemand bei ihm entschuldigt. Auch eine Entschädigung hat Kurnaz nicht bekommen.
Er empfinde keinen Hass, sagt Murat Kurnaz heute. Er wolle nur aufklären. Auch deshalb hat er seine Erlebnisse aufgeschrieben.
"Fünf Jahre meines Lebens - Ein Bericht aus Guantanamo", heißt sein Buch, das mittlerweile in zwölf Sprachen übersetzt wurde. Darin beschreibt er detailliert die Folter: wie er Hunger, Hitze und Kälte ausgesetzt war, er schreibt von Elektroschocks und monatelanger Isolationshaft. Murat Kurnaz ist keiner, der sich im Scheinwerferlicht wohlfühlt. Deshalb übernimmt Co-Autor Helmut Kuhn die öffentlichen Lesungen:
"Sie traten und prügelten mich, ich rollte mich zusammen. Dann packte mich die Wut und ich versuchte mich zu wehren. Ich sprang auf, blind schlug ich um mich, irgendeinen Helm hatte ich in der Hand. Aber sie kriegten mich wieder runter, sie drückten meine Arme und meine Beine auf den Boden, bis ich auf dem Rücken lag wie zur Vierteilung."
Murat Kurnaz hat Guantanamo überstanden. Natürlich begrüßt er, dass das Lager nun geschlossen werden soll. Die Häftlinge, die freigelassen werden sollen, brauchen jetzt politische Unterstützung, fordert er. Seit seiner Rückkehr engagiert sich Kurnaz für Amnesty International. Er findet es gut, dass Deutschland sich entschlossen hat, zwei ehemalige Guantanamo-Gefangene aufzunehmen. Verstehen kann er auch die Sorge, von diesen Menschen könne Gefahr ausgehen.
"Ja, das kann ich gut nachvollziehen, aber das ist kein Grund diese Menschen in Folterhaft zu hinterlassen, in Käfigen, ohne bis heute ein Gerichtsurteil zu haben."
Murat Kurnaz überstand nicht nur körperlich die Folter, sondern hat sich offenbar auch mental erholt. Besonders erfreut ist darüber sein Anwalt Bernhard Docke:
"Zu sehen, dass er trotz aller Bitterkeit, die er dort erlebt hat, trotz der Folter, ein ganz ausgesprochen netter junger ungebrochener Mann ist, der seinen Humor behalten hat, seine Lebensfreude wiedergefunden hat und der gegenüber dem, was er alles erlebt hat, erstaunlich gut zurechtkommt."
Eigentlich wollte er nach der Haft ein ganz normales Leben mit einer ganz normalen Arbeit. Er hatte auch verschiedene Jobs. Zum Beispiel half er beim Theater als Bühnenarbeiter. Doch Guantanamo holt ihn immer wieder ein. Er ist viel für Amnesty International unterwegs. Sein Buch hat er in mehreren Ländern vorgestellt; sogar in Japan. Zurzeit laufen Arbeiten zu einem Kinofilm und einem Dokumentarfilm über Guantanamo und das Schicksal von Murat Kurnaz. Das ist ihm besonders wichtig. Denn er glaubt, dass sich mit einem Film noch mehr Menschen erreichen lassen als mit seinem Buch.
Inzwischen hat Kurnaz auch eine Familie. Doch über Privates spricht er kaum. Wer ihm begegnet, bemerkt sein großes Misstrauen gegenüber Fremden. Kurnaz ist distanziert. Er wollte niemals Opfer sein. Sie wollten meine Seele brechen, sagt er heute, aber das haben sie nicht geschafft.