„Liebling Kreuzberg“ war einmal. Nun ist die Zeit von „Liebling Mitte“ angebrochen, und Markus Peichl als Herausgeber und Verleger dieser am Monbijouplatz in Berlin mit ihrer Redaktion residierenden Zeitschrift ist der Anwalt der ungehefteten, unhandlichen Neugründung aus der Hauptstadt.
„'Liebling‘ ist ein ganz klares Bekenntnis zum Print, und es ist eine Einladung an alle Magazin- und Zeitschriftenliebhaber. Das Heft will viel Raum für Wort und Bild schaffen. ‚The big picture on paper’, so hat es der amerikanische Blattmacher und New Yorker Autor A. S. Liebling genannt, nach dem unser Liebling auch in einer kleinen Verneigung benannt ist.“
„Liebling“ liegt nicht überall aus: neben dem Bahnhofsbuchhandel ist er lediglich in bundesweit 350 ausgewählten Modeläden, Designhotels, Buchhandlungen sowie Coffeeshops und „Conceptstores“ zu haben.
„Aus dem ganz einfachen Grund, weil wir glauben, dass es heutzutage bei Zeitschriften nicht mehr nur auf exklusive Geschichten ankommt, sondern auch um die Exklusivität des Angebotsraums. Die Kioske und die Händler sind doch auch relativ zugemüllt mit sehr vielen beliebigen austauschbaren Heften. Es gibt eine sehr stark genervte Leserschaft. Deswegen glauben wir, dass wir auch an Plätzen sein müssen, wo Menschen etwas Besonderes suchen, und an diesen Plätzen sind wir mit Liebling auch.“
„Liebling“, soviel steht fest nach der Lektüre, ist ein Gazette für die Gutbetuchten, die sich zum Beispiel den Luxus leisten können, seitenlangen Gedankengängen verschiedener Autoren über die Wahl der richtigen Seife zu folgen – wobei dann herauskommt, dass „das mit Lemongrass beduftete Modell aus dem organischen Supermarkt bevorzugt“ zu verwenden ist. In der von massig Werbung für sündteure Kleidung umgebenen Rubrik „Haben wollen“ wird hemmungslos dem Hedonismus gehuldigt. Und wer anders als „Liebling“ das Leben nicht durch die gerade angesagte „Linda-Farrow-Sonnenbrille“ betrachtet, der sollte lieber nicht zu diesem Magazin greifen, dem es laut Editorial um den „Glamour der Empathie“ geht. Was um Himmels willen ist denn damit gemeint?
„Das ist eine gute Frage. Aber Sie wissen, man muss als Verleger ja auch großzügig sein und die Chefredakteure gewähren lassen. Ich habe das auch gelesen mit einem kleinen Schmunzeln und habe mir gedacht: Das klingt gut. Aber was genau damit gemeint ist, weiß ich auch nicht. Damit richtet sich es ganz einfach auch an Menschen, die so etwas wie eine Ästhetisierung des Alltags im Sinn haben.“
Diese „Ästhetisierung des Alltags“ sieht dann so aus, dass man als Leser gezwungen wird, die in 24 Filmstills festgehaltene morgendliche Nassrasur des Regisseurs Leander Haußmann als ästhetisches Erlebnis zu würdigen, was sie natürlich nicht ist. Auf welchen Websites „man sich als kreativer Online-Nutzer“ und sogenannter „Tastemaker“ „rumtreiben sollte“, um zu wissen, welchen „Style“ die hippen Leute „so leben“, verrät die Internetkolumne „Lieb-Link“.
„Berlin ist ja auch eine eher sehr roughe Stadt, wie wir ja alle wissen. Es geht uns weniger um die Hauptstadt, sondern es geht uns um Sinnlichkeit, Plakativität, Emotionalität, Großzügigkeit.“
Cool ist es selbstverständlich nach wie vor, im „Borchardt“ oder im Club „Berghain“ abzuhängen. Ein „Gipfeltreffen“ der drei alternden Discjockeys Westbam, Hell und Fetisch allerdings fand auf Betreiben von „Liebling“ im „Grill Royal“ statt: „Berlins neuer Zentrale für Stil und Dekadenz“, wie man uns im Vorspann aufklärt. Und dann geht es um die ganz großen Fragen: „Wo ist eigentlich der Sound of Berlin? Früher gab es den doch. Wo ist der hin?“, fragen sich die drei DJs und hinterlassen drei Fragezeichen.
Zum Glück schaut während des DJ-Gipfels noch der unvermeidliche Benjamin von Stuckrad-Barre vorbei, um noch mal zu betonen, dass nach wie vor ja seine Lieblingsband die „Pet Shop Boys“ seien – kleine Reverenz an die goldenen 80er Jahre, in denen es noch das amerikanische Porno-Magazin „Puritan International“ gab, in dem sich „Hochkultur, Avantgarde und Cumshot trafen“, was wir dank dem gelegentlich auch etwas lüsternen „Liebling“ nun wissen. Everbody’s darling wird Liebling mit diesem Konzept wohl nicht gerade werden.
„'Liebling‘ ist ein ganz klares Bekenntnis zum Print, und es ist eine Einladung an alle Magazin- und Zeitschriftenliebhaber. Das Heft will viel Raum für Wort und Bild schaffen. ‚The big picture on paper’, so hat es der amerikanische Blattmacher und New Yorker Autor A. S. Liebling genannt, nach dem unser Liebling auch in einer kleinen Verneigung benannt ist.“
„Liebling“ liegt nicht überall aus: neben dem Bahnhofsbuchhandel ist er lediglich in bundesweit 350 ausgewählten Modeläden, Designhotels, Buchhandlungen sowie Coffeeshops und „Conceptstores“ zu haben.
„Aus dem ganz einfachen Grund, weil wir glauben, dass es heutzutage bei Zeitschriften nicht mehr nur auf exklusive Geschichten ankommt, sondern auch um die Exklusivität des Angebotsraums. Die Kioske und die Händler sind doch auch relativ zugemüllt mit sehr vielen beliebigen austauschbaren Heften. Es gibt eine sehr stark genervte Leserschaft. Deswegen glauben wir, dass wir auch an Plätzen sein müssen, wo Menschen etwas Besonderes suchen, und an diesen Plätzen sind wir mit Liebling auch.“
„Liebling“, soviel steht fest nach der Lektüre, ist ein Gazette für die Gutbetuchten, die sich zum Beispiel den Luxus leisten können, seitenlangen Gedankengängen verschiedener Autoren über die Wahl der richtigen Seife zu folgen – wobei dann herauskommt, dass „das mit Lemongrass beduftete Modell aus dem organischen Supermarkt bevorzugt“ zu verwenden ist. In der von massig Werbung für sündteure Kleidung umgebenen Rubrik „Haben wollen“ wird hemmungslos dem Hedonismus gehuldigt. Und wer anders als „Liebling“ das Leben nicht durch die gerade angesagte „Linda-Farrow-Sonnenbrille“ betrachtet, der sollte lieber nicht zu diesem Magazin greifen, dem es laut Editorial um den „Glamour der Empathie“ geht. Was um Himmels willen ist denn damit gemeint?
„Das ist eine gute Frage. Aber Sie wissen, man muss als Verleger ja auch großzügig sein und die Chefredakteure gewähren lassen. Ich habe das auch gelesen mit einem kleinen Schmunzeln und habe mir gedacht: Das klingt gut. Aber was genau damit gemeint ist, weiß ich auch nicht. Damit richtet sich es ganz einfach auch an Menschen, die so etwas wie eine Ästhetisierung des Alltags im Sinn haben.“
Diese „Ästhetisierung des Alltags“ sieht dann so aus, dass man als Leser gezwungen wird, die in 24 Filmstills festgehaltene morgendliche Nassrasur des Regisseurs Leander Haußmann als ästhetisches Erlebnis zu würdigen, was sie natürlich nicht ist. Auf welchen Websites „man sich als kreativer Online-Nutzer“ und sogenannter „Tastemaker“ „rumtreiben sollte“, um zu wissen, welchen „Style“ die hippen Leute „so leben“, verrät die Internetkolumne „Lieb-Link“.
„Berlin ist ja auch eine eher sehr roughe Stadt, wie wir ja alle wissen. Es geht uns weniger um die Hauptstadt, sondern es geht uns um Sinnlichkeit, Plakativität, Emotionalität, Großzügigkeit.“
Cool ist es selbstverständlich nach wie vor, im „Borchardt“ oder im Club „Berghain“ abzuhängen. Ein „Gipfeltreffen“ der drei alternden Discjockeys Westbam, Hell und Fetisch allerdings fand auf Betreiben von „Liebling“ im „Grill Royal“ statt: „Berlins neuer Zentrale für Stil und Dekadenz“, wie man uns im Vorspann aufklärt. Und dann geht es um die ganz großen Fragen: „Wo ist eigentlich der Sound of Berlin? Früher gab es den doch. Wo ist der hin?“, fragen sich die drei DJs und hinterlassen drei Fragezeichen.
Zum Glück schaut während des DJ-Gipfels noch der unvermeidliche Benjamin von Stuckrad-Barre vorbei, um noch mal zu betonen, dass nach wie vor ja seine Lieblingsband die „Pet Shop Boys“ seien – kleine Reverenz an die goldenen 80er Jahre, in denen es noch das amerikanische Porno-Magazin „Puritan International“ gab, in dem sich „Hochkultur, Avantgarde und Cumshot trafen“, was wir dank dem gelegentlich auch etwas lüsternen „Liebling“ nun wissen. Everbody’s darling wird Liebling mit diesem Konzept wohl nicht gerade werden.