"Ich wüsste keinen, den ich an die Stelle Globkes setzen könnte …"
… lobte Konrad Adenauer Mitte der 50er Jahre den wichtigsten Mann an seiner Seite: Hans Josef Maria Globke - Am 27. Oktober 1953 wurde der promovierte Jurist und frühere preußische Beamte, der Hitler bei der Judenvernichtung als loyaler Schreibtischtäter zur Hand gegangen war, Staatssekretär im Kanzleramt. Er war eine Schlüsselfigur der Adenauer-Ära – heftig umstritten, aber unverzichtbar für den Bundeskanzler:
"Er ist ein Beamter von ungewöhnlichem Pflichtgefühl, mit besonders gutem Gedächtnis, ungeheurer Personenkenntnis, überragender Intelligenz und Verschwiegenheit."
In einem "Spiegel"-Titel von April 1956 wurde Globke als "verlängerter Arm des Bundeskanzlers" beschrieben. Sämtliche Entscheidungen in wichtigen Politikbereichen seien zuerst von Adenauers "grauer Eminenz" bearbeitet worden. Auch in Personalfragen kam niemand an "Herrn Globke" vorbei. Wie der Journalist Jürgen Bevers in seinem Buch "Der Mann hinter Adenauer" schreibt, kontrollierte Globke en détail, wer welche Position bekam. Mit dem Segen des Kanzlers habe er viele Beamte aus Hitlers Bürokratie in neue Ämter gehievt. Jürgen Bevers:
"Er hat überall seine Finger drin gehabt. In der Partei hat er für Adenauer die CDU unter Kontrolle gehabt. Er war wirklich der größte Mann in der CDU, obwohl er gar kein Funktionär war."
Als Kanzleramtschef hatte Globke auch das Presse- und Informationsamt im Griff. Über einen Sonderetat finanzierte er "politisch genehme Blätter" – darunter die rechtsradikale "Deutsche Soldatenzeitung". Er war maßgeblich am Aufbau der Bundeswehr beteiligt, hatte Weisungsbefugnis beim Bundesamt für Verfassungsschutz und dem neu gegründeten Bundesnachrichtendienst unter dem ehemaligen Wehrmachtsgeneral Reinhard Gehlen. Sein gutes Gedächtnis, das Adenauer so an ihm schätzte, verließ Globke immer dann, wenn es um seine eigene Vergangenheit ging. Vor dem Nürnberger Tribunal sagte er 1948:
"Ich habe von einer Endlösung der Judenfrage in dem Sinn, dass nun alle Juden umgebracht werden sollten, nie etwas gehört …"
Globke hatte die "Nürnberger Rassengesetze" zwar nicht federführend ausgearbeitet, sie aber kommentiert und durch weiterführende Definitionen teilweise sogar verschärft. Wegen "rasseverderblicher, geschlechtlicher Gefährdungen" verbot etwa Paragraf 3 des so genannten "Blutschutzgesetzes", dass Juden "weibliche Staatsangehörige … deutschen oder artverwandten Blutes unter 45 Jahren" in ihrem Haushalt beschäftigten. Nach Globkes Interpretation waren solche "Gefährdungen" sogar dann gegeben, wenn in einer nicht jüdischen Familie ein jüdischer Untermieter mit am Tisch saß.
Unter seinem Minister Wilhelm Frick präsentierte der spätere Ministerialrat Globke im Reichsinnenministerium unter anderem einen Referentenentwurf, der darauf abzielte, Juden staatenlos zu machen. Als Experte für Namensrecht sorgte er dafür, dass Mitbürger durch Namenszusätze im Pass als Juden kenntlich gemacht wurden. Wegen seiner früheren Mitgliedschaft bei der katholischen Zentrumspartei bemühte sich Globke vergeblich um Aufnahme in die NSDAP. Sein Dienstherr Frick lobte ihn trotzdem als "tüchtigsten Beamten" seines Ministeriums – genauso wie später Konrad Adenauer:
"… er hat erkannt die Fähigkeiten von Globke, und die Schwäche, dass Globke ihm quasi gehorchen musste, nicht gegen ihn an konnte, wegen seiner Vergangenheit …"
Bis heute ist Globkes Geschichte undurchsichtig geblieben. Mit Hilfe von sogenannten Persilscheinen und Entlastungszeugen - darunter der Berliner Bischof Konrad Graf von Preysing - gelang es ihm, nach dem Krieg Verbindungen zu Widerstandsgruppen glaubhaft zu machen und sich als Christ darzustellen, der versucht hatte, die Rassengesetze zu mildern. Der greise Adenauer hielt stets seine schützende Hand über ihn - auch wenn sein Staatssekretär immer wieder in die Schlagzeilen geriet und heftige Debatten im Bundestag auslöste. Globke blieb - und ging erst 1963, als sich auch sein Dienstherr in den Ruhestand verabschiedete. Im gleichen Jahr wurde er vom Obersten Gericht der DDR in Ost-Berlin in Abwesenheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. In Bonn erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
… lobte Konrad Adenauer Mitte der 50er Jahre den wichtigsten Mann an seiner Seite: Hans Josef Maria Globke - Am 27. Oktober 1953 wurde der promovierte Jurist und frühere preußische Beamte, der Hitler bei der Judenvernichtung als loyaler Schreibtischtäter zur Hand gegangen war, Staatssekretär im Kanzleramt. Er war eine Schlüsselfigur der Adenauer-Ära – heftig umstritten, aber unverzichtbar für den Bundeskanzler:
"Er ist ein Beamter von ungewöhnlichem Pflichtgefühl, mit besonders gutem Gedächtnis, ungeheurer Personenkenntnis, überragender Intelligenz und Verschwiegenheit."
In einem "Spiegel"-Titel von April 1956 wurde Globke als "verlängerter Arm des Bundeskanzlers" beschrieben. Sämtliche Entscheidungen in wichtigen Politikbereichen seien zuerst von Adenauers "grauer Eminenz" bearbeitet worden. Auch in Personalfragen kam niemand an "Herrn Globke" vorbei. Wie der Journalist Jürgen Bevers in seinem Buch "Der Mann hinter Adenauer" schreibt, kontrollierte Globke en détail, wer welche Position bekam. Mit dem Segen des Kanzlers habe er viele Beamte aus Hitlers Bürokratie in neue Ämter gehievt. Jürgen Bevers:
"Er hat überall seine Finger drin gehabt. In der Partei hat er für Adenauer die CDU unter Kontrolle gehabt. Er war wirklich der größte Mann in der CDU, obwohl er gar kein Funktionär war."
Als Kanzleramtschef hatte Globke auch das Presse- und Informationsamt im Griff. Über einen Sonderetat finanzierte er "politisch genehme Blätter" – darunter die rechtsradikale "Deutsche Soldatenzeitung". Er war maßgeblich am Aufbau der Bundeswehr beteiligt, hatte Weisungsbefugnis beim Bundesamt für Verfassungsschutz und dem neu gegründeten Bundesnachrichtendienst unter dem ehemaligen Wehrmachtsgeneral Reinhard Gehlen. Sein gutes Gedächtnis, das Adenauer so an ihm schätzte, verließ Globke immer dann, wenn es um seine eigene Vergangenheit ging. Vor dem Nürnberger Tribunal sagte er 1948:
"Ich habe von einer Endlösung der Judenfrage in dem Sinn, dass nun alle Juden umgebracht werden sollten, nie etwas gehört …"
Globke hatte die "Nürnberger Rassengesetze" zwar nicht federführend ausgearbeitet, sie aber kommentiert und durch weiterführende Definitionen teilweise sogar verschärft. Wegen "rasseverderblicher, geschlechtlicher Gefährdungen" verbot etwa Paragraf 3 des so genannten "Blutschutzgesetzes", dass Juden "weibliche Staatsangehörige … deutschen oder artverwandten Blutes unter 45 Jahren" in ihrem Haushalt beschäftigten. Nach Globkes Interpretation waren solche "Gefährdungen" sogar dann gegeben, wenn in einer nicht jüdischen Familie ein jüdischer Untermieter mit am Tisch saß.
Unter seinem Minister Wilhelm Frick präsentierte der spätere Ministerialrat Globke im Reichsinnenministerium unter anderem einen Referentenentwurf, der darauf abzielte, Juden staatenlos zu machen. Als Experte für Namensrecht sorgte er dafür, dass Mitbürger durch Namenszusätze im Pass als Juden kenntlich gemacht wurden. Wegen seiner früheren Mitgliedschaft bei der katholischen Zentrumspartei bemühte sich Globke vergeblich um Aufnahme in die NSDAP. Sein Dienstherr Frick lobte ihn trotzdem als "tüchtigsten Beamten" seines Ministeriums – genauso wie später Konrad Adenauer:
"… er hat erkannt die Fähigkeiten von Globke, und die Schwäche, dass Globke ihm quasi gehorchen musste, nicht gegen ihn an konnte, wegen seiner Vergangenheit …"
Bis heute ist Globkes Geschichte undurchsichtig geblieben. Mit Hilfe von sogenannten Persilscheinen und Entlastungszeugen - darunter der Berliner Bischof Konrad Graf von Preysing - gelang es ihm, nach dem Krieg Verbindungen zu Widerstandsgruppen glaubhaft zu machen und sich als Christ darzustellen, der versucht hatte, die Rassengesetze zu mildern. Der greise Adenauer hielt stets seine schützende Hand über ihn - auch wenn sein Staatssekretär immer wieder in die Schlagzeilen geriet und heftige Debatten im Bundestag auslöste. Globke blieb - und ging erst 1963, als sich auch sein Dienstherr in den Ruhestand verabschiedete. Im gleichen Jahr wurde er vom Obersten Gericht der DDR in Ost-Berlin in Abwesenheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. In Bonn erhielt er das Bundesverdienstkreuz.