Susanne Kuhlmann: Vor fast genau 11 Jahren begann die gigantische Tunnelbohrmaschine, sich durch das Gestein des St. Gotthards zu fressen. Heute am frühen Nachmittag wird sie am anderen Ende zum Vorschein kommen. Dann ist die längste Tunnelröhre der Welt durchstoßen. Noch sieben Jahre Ausbauzeit, dann sollen Tag für Tag 300 Züge durch den Tunnel brausen mit bis zu 250 Stundenkilometern. Der Gotthardbasistunnel ist der wichtigste Baustein im Schweizer Verkehrsprojekt "Neue Eisenbahn Transversale (NEAT)"
, zu der noch zwei weitere Tunnel gehören, und damit hofft die enge Schweiz, ihre massiven Transitprobleme lösen zu können.
Am Telefon in Berlin ist Dirk Flege, Geschäftsführer des Bündnisses Allianz pro Schiene. LKW-Schlangen, die sich durch die Alpen quälen, Herr Flege, werden die bald der Vergangenheit angehören?
Dirk Flege: Ja! Wir hoffen als Allianz pro Schiene Deutschland sehr, dass unsere Schweizer Freunde mit dieser Tunnelbaumaßnahme und der insgesamt konsequenten Verlagerungspolitik, die die Regierung dort seit Jahren betreibt, Erfolg haben werden und die LKW-Schlangen deutlich reduzieren können durch den Gotthardtunnel. Es ist ganz klar der Wille der Regierung, dass der alpenquerende Güterverkehr auf der Straße - insbesondere der, der aus dem Ausland kommt -, dass der auf die Schiene verlagert werden soll. Dafür diese gigantischen Baumaßnahmen und viele andere einzelne Maßnahmen, die das ergänzen sollen.
<im_61238>GRAFIK Gotthard-Basistunnel</im_61238>Kuhlmann: Statt 1,2 Millionen LKW wie jetzt sollen künftig nur noch halb so viele Brummis die Alpen auf Straßen überqueren.
Flege: Ja!
Kuhlmann: Aber ob die Speditionen den Tunnel nutzen, das hängt ja vor allem von den Kosten ab. Wie beurteilen Sie die Chance, dieses hehre Ziel zu erreichen?
Flege: Ich glaube, dass das Angebot auf der Schiene dann auch marktfähig sein wird, weil es von der Zeit her nichts Besseres geben kann, als den Schienentransport der Güter durch den Tunnel und überhaupt auf der Schiene durch die Schweiz zu fahren. Wenn sie sich mit dem LKW über die Pässe quälen müssen, werden sie definitiv länger brauchen, und selbst wenn es in der Anfangsphase noch Schwierigkeiten geben sollte mit der Marktgängigkeit des neuen Angebotes auf der Schiene, die Regierung ist zusammen mit der Bevölkerung in der Schweiz wild entschlossen, die ausländischen LKW auf die Schiene zu bringen, und hat sogar schon angedroht, wenn Deutschland seine Hausaufgaben nicht macht und bis 2017 den vierspurigen Zulauf Karlsruhe-Basel auf der Schiene jetzt auf deutschem Territorium ausbaut, wenn das eben bis dahin nicht fertiggebaut wird, dass man dann sogar die LKW, die aus Deutschland kommen, zwingt, auf die Schiene umzusteigen. Ich habe mit dieser Drohung kein Problem. Ich glaube, es bringt den nötigen Druck in den Kessel hier in Deutschland, um auch jetzt unseren Schweizer Nachbarn hier eine vernünftige Zulaufstrecke auf den Weg zu bringen, damit die LKW auf die Schiene umsteigen können.
Kuhlmann: Aber wenn das Ganze zu teuer sein sollte, überlegen sich die Speditionen ja vielleicht doch, über Österreich oder Frankreich Umwege in kauf zu nehmen, und das würde zwar die Schweizer Straßen entlasten, aber nicht den Alpenraum als solchen.
Flege: Das wäre in der Tat dann ein Bärendienst an der Umwelt, wenn Umwegverkehre gefahren werden würden. Ich glaube nicht, dass das sehr realistisch ist. Die Spritpreise werden steigen. Das Angebot auf der Schiene ist ja heute schon konkurrenzfähig zu den jetzigen Marktpreisen und es wird durch den neuen Tunnel noch viel konkurrenzfähiger. Die Schweizer haben über zwei Drittel des grenzüberschreitenden Güterverkehrs jetzt schon auf der Schiene. Das sind aus deutscher Sicht traumhafte Werte, wir sind weit davon entfernt. Insofern werden die Schweizer kein Problem haben, diese Zwei-Drittel-Marke noch mal durch den neuen Tunnel nach oben anzuheben.
Kuhlmann: Unter welchen Bedingungen kann der neue Gotthardtunnel die Umweltbelastung im Alpentransit denken? Das war Dirk Flege, Geschäftsführer des Bündnisses Allianz pro Schiene. Ihnen vielen Dank nach Berlin.
Flege: Gerne!
, zu der noch zwei weitere Tunnel gehören, und damit hofft die enge Schweiz, ihre massiven Transitprobleme lösen zu können.
Am Telefon in Berlin ist Dirk Flege, Geschäftsführer des Bündnisses Allianz pro Schiene. LKW-Schlangen, die sich durch die Alpen quälen, Herr Flege, werden die bald der Vergangenheit angehören?
Dirk Flege: Ja! Wir hoffen als Allianz pro Schiene Deutschland sehr, dass unsere Schweizer Freunde mit dieser Tunnelbaumaßnahme und der insgesamt konsequenten Verlagerungspolitik, die die Regierung dort seit Jahren betreibt, Erfolg haben werden und die LKW-Schlangen deutlich reduzieren können durch den Gotthardtunnel. Es ist ganz klar der Wille der Regierung, dass der alpenquerende Güterverkehr auf der Straße - insbesondere der, der aus dem Ausland kommt -, dass der auf die Schiene verlagert werden soll. Dafür diese gigantischen Baumaßnahmen und viele andere einzelne Maßnahmen, die das ergänzen sollen.
<im_61238>GRAFIK Gotthard-Basistunnel</im_61238>Kuhlmann: Statt 1,2 Millionen LKW wie jetzt sollen künftig nur noch halb so viele Brummis die Alpen auf Straßen überqueren.
Flege: Ja!
Kuhlmann: Aber ob die Speditionen den Tunnel nutzen, das hängt ja vor allem von den Kosten ab. Wie beurteilen Sie die Chance, dieses hehre Ziel zu erreichen?
Flege: Ich glaube, dass das Angebot auf der Schiene dann auch marktfähig sein wird, weil es von der Zeit her nichts Besseres geben kann, als den Schienentransport der Güter durch den Tunnel und überhaupt auf der Schiene durch die Schweiz zu fahren. Wenn sie sich mit dem LKW über die Pässe quälen müssen, werden sie definitiv länger brauchen, und selbst wenn es in der Anfangsphase noch Schwierigkeiten geben sollte mit der Marktgängigkeit des neuen Angebotes auf der Schiene, die Regierung ist zusammen mit der Bevölkerung in der Schweiz wild entschlossen, die ausländischen LKW auf die Schiene zu bringen, und hat sogar schon angedroht, wenn Deutschland seine Hausaufgaben nicht macht und bis 2017 den vierspurigen Zulauf Karlsruhe-Basel auf der Schiene jetzt auf deutschem Territorium ausbaut, wenn das eben bis dahin nicht fertiggebaut wird, dass man dann sogar die LKW, die aus Deutschland kommen, zwingt, auf die Schiene umzusteigen. Ich habe mit dieser Drohung kein Problem. Ich glaube, es bringt den nötigen Druck in den Kessel hier in Deutschland, um auch jetzt unseren Schweizer Nachbarn hier eine vernünftige Zulaufstrecke auf den Weg zu bringen, damit die LKW auf die Schiene umsteigen können.
Kuhlmann: Aber wenn das Ganze zu teuer sein sollte, überlegen sich die Speditionen ja vielleicht doch, über Österreich oder Frankreich Umwege in kauf zu nehmen, und das würde zwar die Schweizer Straßen entlasten, aber nicht den Alpenraum als solchen.
Flege: Das wäre in der Tat dann ein Bärendienst an der Umwelt, wenn Umwegverkehre gefahren werden würden. Ich glaube nicht, dass das sehr realistisch ist. Die Spritpreise werden steigen. Das Angebot auf der Schiene ist ja heute schon konkurrenzfähig zu den jetzigen Marktpreisen und es wird durch den neuen Tunnel noch viel konkurrenzfähiger. Die Schweizer haben über zwei Drittel des grenzüberschreitenden Güterverkehrs jetzt schon auf der Schiene. Das sind aus deutscher Sicht traumhafte Werte, wir sind weit davon entfernt. Insofern werden die Schweizer kein Problem haben, diese Zwei-Drittel-Marke noch mal durch den neuen Tunnel nach oben anzuheben.
Kuhlmann: Unter welchen Bedingungen kann der neue Gotthardtunnel die Umweltbelastung im Alpentransit denken? Das war Dirk Flege, Geschäftsführer des Bündnisses Allianz pro Schiene. Ihnen vielen Dank nach Berlin.
Flege: Gerne!