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Ein neuer Fernsehkabelriese entsteht

Für knapp elf Milliarden Euro will Vodafone Kabel Deutschland übernehmen. Wenn die Kartellbehörden den Deal genehmigen, dürfte sich der Wettbewerb zwischen Vodafone und der Telekom verstärken - gute Aussichten für die Verbraucher.

Von Bettina Schmieding |
    Die Leitungen, durch die heute die Rundfunksignale fließen, wurden weiland noch von der Deutschen Bundespost verbuddelt. Kurz vor der Jahrtausendwende jedoch musste sich der Nachfolgekonzern Deutsche Telekom auf Druck der Monopolkommission von seinem Breitband-Fernsehkabel trennen. Als Käufer trat unter anderem Kabel Deutschland auf den Plan. Auch Liberty Media wollte damals schon in den deutschen Fernsehkabel-Markt einsteigen, scheiterte jedoch zunächst am Bundeskartellamt. Später gelang dem amerikanischen Konzern dann der Einstieg in die TV-Netze in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Abgesehen von einigen kleineren Anbietern teilen sich beide Firmen heute den Kabelfernsehmarkt in Deutschland untereinander auf.

    KDG, das jetzt zum Verkauf steht, besitzt das Fernsehkabelnetz in 13 Bundesländern, ist also Marktführer. Liberty Global gehören die Netze der restlichen drei Bundesländer. Ob Liberty in der aktuellen Übernahmeschlacht um Kabel Deutschland gegen Vodafone eine Chance hat, bezweifelt Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

    "Es sieht für Liberty deshalb schlecht aus, weil das Kartellamt eine Transaktion Liberty und KDG mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht genehmigen würde, weil hier ein marktmächtiger Anbieter entstehen würde, der den gesamten so genannten Fernseh-Einspeisemarkt in Deutschland in allen 16 Bundesländern kontrollieren würde."

    Kabel hat, was Vodafone will
    Fast elf Milliarden Euro, inklusive der Schulden, will sich Vodafone den Kauf von Kabel Deutschland kosten lassen. Nicht gerade ein Schnäppchen, möchte man meinen. Trotzdem könnte sich das Geschäft auszahlen. Jeder der beiden hat etwas, was der andere gerne haben möchte. Kabel Deutschland kann keinen Mobilfunk offerieren und Vodafone ist bei der Fernsehübertragung äußerst schwach aufgestellt. Doch warum genau steigt Vodafone nicht in ein Satellitenunternehmen sondern in einen Breitbandkabelnetzbetreiber ein? Martin Deitenbeck, Vorsitzender der Technischen Kommission der Landesmedienanstalten.

    "Das Kabel ist der leistungsfähigste Übertragungsweg. Es hat, anders als der Satellit, einen Rückkanal, es ist hervorragend ausgebaut digital. Es ist sehr viel leistungsfähiger von der Bandbreite her, als es das Telefonkabel ist. Und insofern ist das ein sehr attraktives Geschäftsmodell."

    Und die Telekom? Auch die bietet Fernsehen, allerdings überträgt sie die TV-Signale über besagte leistungsschwache Telefonleitungen. Und plant übrigens selbst gerade einen milliardenschweren Ausbau der eigenen Netze. Die mobile Internetnutzung mit großen Datenmengen auf Smartphones und Tablet-PC wird in den nächsten Jahren explodieren. Wer all die Youtube-Videos und on-Demand-Filme in Höchstgeschwindigkeit durchleiten kann, der macht das Rennen. Schon heute sagt man, dass die Fernsehkabelnetzbetreiber die Gewinner auf dem Telekommunikationsmarkt sind, weil sie - anders als Mobilfunkunternehmen wie Vodafone - noch immer Kunden gewinnen. Sie können das, weil ihre Leitungen eben deutlich größere Bandbreiten haben. Martin Deitenbeck erklärt den Fachbegriff Triple-Play.

    "Sie haben Pay-TV mit drin, sie haben vor allem sehr schnelles Internet mit drin und Telefonie mit drin. Insofern ist das Breitbandkabel ein sehr interessanter Verbreitungsweg."

    Gute Aussichten für Verbraucher
    Aus diesem Triple-Play, also dem dreifachen Angebot, soll nun ein Quadruple-Play werden, wenn denn die Kartellbehörden in Deutschland und der EU mit dem Geschäft einverstanden sind. Sollten sich Vodafone und Kabel Deutschland tatsächlich zusammentun, kommt der Bereich Mobilfunk hinzu. Der Wettbewerb zwischen Vodafone und der Telekom wird sich dadurch verstärken. Gute Aussichten für die Verbraucher, findet Martin Deitenbeck von der Technischen Kommission der Landesmedienanstalten.

    ""Jede Art von Auswahlmöglichkeit ist gut. Ich gehe davon aus, dass sich in dem Bereich eine richtige Konkurrenz und ein richtiger Wettbewerb entwickeln wird. Die werden sich auch, was das Angebot an Rundfunkprogrammen angeht, voneinander absetzen wollen und unterscheiden wollen. Das ist sicherlich für den Verbraucher gut, wenn es da eine Auswahl zwischen zwei großen Anbietern gibt."'"


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